Jürgen Rottensteiner, Nebenerwerbsbauer aus Ranten, ärgert sich. „Warum sollen die kleinen Bauern die Zeche zahlen?“, fragt er. Zehn Milchkühe hält der Milchbauer in Ranten bei Murau in sogenannter Kombinationshaltung: Dabei sind die Kühe teilweise angebunden, können sich ansonsten aber frei bewegen. „Wir haben 190 Tage Weidehaltung, 150 Tage davon auch in der Nacht. Die Kühe werden nur zum Melken eingestellt“, erklärt Rottensteiner. Viele Bergbauern hätten gar nicht die Möglichkeit, einen Laufstall zu errichten: „Bauern, wo es in Zukunft keinen Nachfolger gibt oder Bauern die sich nicht durch teure Neubauten bis über den Kopf verschulden möchten und sich dadurch in die Abhängigkeit der Banken begeben würden.“

Ab Februar ändert sich Milchpreis

Ausgangspunkt der Diskussion ist, dass Rottensteiner wie so viele Bauern ein Erhebungsblatt für die Haltungsform seiner Milchkühe bekommen hat. Ausgegeben wurde dieses von der Molkerei, an die Rottensteiner die Milch seiner Kühe liefert, von der Obersteirischen Molkerei (OM). Ab 1. Februar 2025 will die OM den Milchpreis in Abhängigkeit zur Haltungsform der Milchkühe auszahlen.

Brief an Molkerei

Neben Liefermengen und Qualität hält also Tierwohl als Maßstab für den Preis her – zumindest auf den ersten Blick, denn sowohl Rottensteiner als auch andere Bauern in Ranten, die ihre Tiere in Kombihaltung halten, ärgern sich über die Diskussion. „Viele Landwirte haben einen Laufstall zwecks Arbeitserleichterung gebaut, nicht nur wegen der Haltungsform. Weniger Milchgeld und steigende Betriebskosten sind für einen Kombinationshaltungsbetrieb katastrophal. Noch mehr Betriebsschließungen wären die Folge. Mit dieser Aktion hetzt die OM Betriebe untereinander auf und zwingt so manchen zum Aufhören“, schreibt Rottensteiner in einem Brief, den er an die Molkerei gesendet hat. Eine Antwort kam bisher nicht.

„Wir sind nur mehr wenige“

Nicht nur Rottensteiner, sondern auch seine Standeskollegen Hannes Feyel und Markus Spreitzer betonen, dass sie keinesfalls gegen Betriebe sind, die auf Laufställe setzen. Doch Spreitzer rechnet vor: „25.000 Euro würde ein Umbau pro Stallplatz für eine Kuh kosten, das kann ich mit der Milch nicht erwirtschaften.“ Auch ihn stört die Diskussion: „Wir Bauern sind nur mehr im einstelligen Prozentbereich angesiedelt und sollten zusammenhalten, anstatt uns auseinandertreiben zu lassen.“

Spreitzer glaubt, dass die Mengenregelung der Molkerei, die ebenso kommen soll – je mehr man liefert, umso mehr bekommt man als Grundpreis für die Milch – wie eine „Bestrafung“ kleiner Betriebe wirke. „In einer Genossenschaft sollte es ein Gleichheitsprinzip geben, denn alle Bauern sind Mitglied dieser Genossenschaft“, so Spreitzer.