Der freie Blick auf den Erzberg und das Kaiserschildmassiv ist nicht mehr uneingeschränkt möglich, wenn man die Nordrampe der B115 am Präbichl in Richtung Eisenerz fährt. Lenkt man den Blick kurz vor dem Parkplatz Erzbergblick in Richtung Erzberg sieht man einen riesigen Erdberg, der wächst und wächst.

Kurz vor dem Erzbergblick an der B115 ist im Moment noch der Erzberggipfel zu sehen
Kurz vor dem Erzbergblick an der B115 ist im Moment noch der Erzberggipfel zu sehen © KLZ / Johanna Birnbaum

Seit den 1970er-Jahren wird der sogenannte Gerichtsgraben, der sich zwischen dem Erzberg und der Nordrampe befindet, mit Abraummaterial vom Erzberg aufgefüllt. Material, das bei der Erzgewinnung anfällt, wie die VA Erzberg-Geschäftsführer Christian Treml und Armin Kogelbauer, der gemeinsam mit Josef Pappenreiter bis Ende des Jahres die technische Verantwortung trägt, erklären.

Nordrampe wird zu neuem Tal

„Wir produzieren pro Jahr drei Millionen Tonnen Erz und bauen 13 Millionen Tonnen Gestein ab. Der Erzkörper am Erzberg ist von Taubgestein überdeckt. Dieses verwenden wir als Abraummaterial. In den 1950er und 60er-Jahren wurde es im Bereich Hintererzberg gelagert. Seit gut 40 Jahren wird damit der Gerichtsgraben aufgeschüttet“, erklären Treml und Kogelbauer, der hinzufügt: „Die Sturzhalde ist ein behördlich genehmigtes Bergbau-Bauwerk.“

Armin Kogelbauer (l.) und Christian Treml, Geschäftsführer der VA Erzberg
Armin Kogelbauer (l.) und Christian Treml, Geschäftsführer der VA Erzberg © KLZ / Johanna Birnbaum

„Scheibchenweise“ werde das Material aufgeschüttet. Und ein solches Scheibchen ist 15 Meter hoch und enthält 15 bis 20 Millionen Tonnen Gestein. Bis 2045 wird so, laut Pappenreiter, ein neues „Gerichtsgraben-Gebirge“ entstehen, das die Nordrampe zwischen dem neuen Gebirge und dem Präbichl in einem 200 bis 250 Meter tiefen Tal verschwinden lässt.

Erdig-steinige Brückensanierungen

Teile dieses neuen Abschnitts sind die sechs Brücken vom Bereich Erzbergblick bis zur Passhöhe. Diese sind sanierungsbedürftig und stellten die Planer des Landes vor eine schwierige Aufgabe. Schon die Sanierung der Krempelgrabenbrücke, der längsten Bogenbrücke der Steiermark, im Jahr 2016 war eine teure Herausforderung. Doch auch die Waldbach-, Erlengraben-, Mulden-, Felsengraben-, Bösgraben- und Lawinenabgangbrücke sind in die Jahre gekommen.

Scheibchen für Scheibchen wächst das neue „Gerichtsgraben-Gebirge“ zwischen Erzberg und Präbichl
Scheibchen für Scheibchen wächst das neue „Gerichtsgraben-Gebirge“ zwischen Erzberg und Präbichl © KLZ / Johanna Birnbaum

Gemeinsam mit den Verantwortlichen der VA Erzberg wurden nachhaltige Sanierungsmöglichkeiten gesucht. Und die wurden in Form einer „erdig-steinigen“ Sanierung gefunden. „Bei uns im Brecher wird das Gestein zerkleinert. Wir können eine für den Straßenbau zertifizierte Gesteinskörnung anbieten, die als Unterbau für die B115 verwendet wird“, erklären Treml und Kogelbauer. Ein Vorteil dieses Materials sei auch, dass es sehr stabil ist und keinen Wasserstau zulässt.

Zweite Brücke wird in Angriff genommen

Der Bereich der mittlerweile ehemaligen Waldbachbrücke wurde so schon neu gebaut. Brücke ist keine mehr notwendig, denn die Straße schmiegt sich dort an den Hang, gestützt durch das speziell gekörnte Erzberg-Abraummaterial, das auch über sehr kurze Wege angeliefert werden kann.

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Die Brücken an der Präbichl-Nordrampe werden sukzessive seit 2021 abgebaut und durch Abraummaterial vom Erzberg ersetzt © VA Erzberg

Seit Mai 2024 laufen die Vorarbeiten zum Abriss der Erlengrabenbrücke, der bald erfolgen wird. Die Ersatzstraße ist bereits errichtet. Für die Aufschüttung werden etwa 100.000 Tonnen des hochwertigen Schüttmaterials vom Erzberg verwendet. Ein Bruchteil dessen, was in dem aktiven Bergbaubetrieb jährlich anfällt.

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Seit 2020 investiert die VA Erzberg in den Oberleitungsbau für die Schwer-Lkw © KLZ / Johanna Birnbaum

Weltweit längste Oberleitung im Bergbau

Um aber alles gut transportieren zu können, schlug die VA Erzberg 2020 einen neuen Weg ein, um zukunftsfit zu sein. Im größten Sideritabbau der Welt wurden 20 Millionen Euro investiert, um die Schwerkraftfahrzeuge künftig mittels elektrischer Oberleitung über die Etagen fahren zu lassen. Mittlerweile beträgt die Strecke fünf Kilometer und ist so die weltweit längste durchgehende Oberleitungsstrecke im Bergbau. „Wir planen auch einen weiteren Ausbau“, erklären Treml und Kogelbauer. Ein Drittel der benötigen Energie für den gesamten Betrieb wird durch eigene Photovoltaik und Wasserkraft gewonnen.

Die beiden Geschäftsführer der VA Erzberg Christian Treml (Finanzen) und Josef Pappenreiter (Technik) vor dem neuen Phtovoltaik-Feld am Erzberg, VA Erzberg, Photovoltaik
Die beiden Geschäftsführer der VA Erzberg Christian Treml und Josef Pappenreiter, der Anfang 2026 in Ruhestand geht, vor einem Photovoltaik-Feld am Erzberg © VA Erzberg

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