Drei gewaltige Shows in drei gewaltigen Dimensionen waren es: 90.000 Besucher sahen in München Andreas Gabalier, 130.000 kamen zu Helene Fischer, 100.000 zu Robbie Williams. Drei Megakonzerte mit einer rekordverdächtig großen, spektakulären Bühne, für die Firma "Leutgeb Entertainment" von Klaus Leutgeb verantwortlich zeichnete. In den Jubel mischte sich aber auch nicht wenig Kritik – nicht nur von VIP-Gästen ("Kein Schweinefilet mehr"), sondern vor allem auch von der bayrischen Presse.

"In eigener Sache: Deshalb gibt es heute keine Nachtkritik zum Robbie-Williams-Konzert" war etwa auf der Website des "Münchner Merkur" in der Nacht nach dem Konzert des Ex-Take-That-Stars am Samstag, dem 27. August, zu lesen. Der Grund: Nach dem Auftritt von Helene Fischer am vergangenen Wochenende habe sich der Konzertveranstalter schriftlich über die kritische Berichterstattung in "tz" und "Münchner Merkur" beschwert und dem Medium die Akkreditierung für das Robbie-Williams-Konzert entzogen.

Helene Fischer und Klaus Leutgeb backstage vor ihrem großen Auftritt, den 130.000 Fans (mehr oder weniger?) bejubelten
Helene Fischer und Klaus Leutgeb backstage vor ihrem großen Auftritt, den 130.000 Fans (mehr oder weniger?) bejubelten © Pressefoto Scharinger / Daniel Scharinger

Wie der Bayrische Rundfunk berichtet, hätten "Merkur" und "tz" unter anderem beschrieben, dass bei Helene Fischers Riesen-Event mit 130.000 Zuschauern "der Funke nicht so recht habe überspringen wollen". Als Beispiel sei berichtet worden, dass es weder "Zugabe"-Rufe noch langanhaltenden Jubel gegeben hätte.

Leutgeb hat sich für den Vorfall mit den Akkreditierungen bereits beim Verlag und der Chefredaktion am Montagnachmittag entschuldigt, am Montagnachmittag folgte auch auf Facebook und Instagram ein am Dienstagnachmittag wieder gelöschtes Posting mit dem unübersehbaren Titel "Sorry". "Wir haben den beiden Medien, Merkur und TZ, die Akkreditierung entzogen! Hierfür haben wir uns bereits beim Verlag und der Chefredaktion persönlich entschuldigt! Es ist uns aber ein Anliegen, dies auch nochmals öffentlich zu tun! Natürlich ist auch für uns die Pressefreiheit ein wichtiges Gut", hieß es darin.

Wie die "tz" berichtet, die nach Williams' Show einen Fan-Report, aber keine Konzertkritik, druckte, soll der Krach um die Konzerte aber hohe Wellen geschlagen haben: So teilte der Bayerische Journalistenverband mit, es sei "höchst irritierend", dass die Messe München mit einem Veranstalter kooperiere, der die freie Presse nicht dabei haben wolle und "sie öffentlich im Stil von Verschwörungsideologen attackiere". Auch eine politische Debatte im Münchner Rathaus habe sich entsponnen, weil das Münchner Messegelände "keine x-beliebige Privatfläche" sei, wie die "tz" schreibt. Schon als in Bayern bekannt wurde, dass der Wahlsteirer Leutgeb den Zuschlag für die Konzerte in München bekommen hat, war Kritik aus der dortigen Veranstalterbranche laut geworden. Stefan Jagel, Chef der Linken in München, wird in der "tz" mit der Forderung zitiert: "In meinen Augen kann es keine weitere Kooperation zwischen der Stadt und Leutgeb geben."

Auch die Münchner "Abendzeitung" (AZ) berichtet über angebliche Ungereimtheiten rund um die drei Megashows: So wolle Dominik Krause, Vorsitzender der Grünen-Fraktion, beleuchten, welche Verflechtungen es zwischen der CSU und dem Veranstalter gebe. Es geht um den Catering-Auftrag für die junge Firma "Braincandy", deren Chef der Jungen Union angehöre – den Vorwurf der Verflechtung wies Leutgeb laut "AZ"-Bericht aber zurück: "Wir haben uns für eine regionale Lösung entschieden."

Laut "AZ" habe sich die Fraktion auch dafür eingesetzt, dass Leutgeb trotz Sicherheitsbedenken zu Silvester ein Rammstein-Konzert auf der Theresienwiese hätte organisieren dürfen. Circa 145.000 Zuschauer wären erwartet worden. Auch um dieses Konzert gab es Wirbel – es wurde abgesagt, noch bevor es überhaupt in den Vorverkauf gehen konnte. Die verbleibende Zeit bis zum 31. Dezember sei nicht ausreichend, "um ein Konzert in dieser Größenordnung sicher durchführen zu können", hieß es in einem Statement von Leutgeb Entertainment. Parallel dazu überraschte aber auch ein Sprecher der Band mit dem Satz: "Es gab weder eine finale Zusage der Band noch einen Veranstaltungsvertrag." Klaus Leutgeb reagierte dann nochmals mit einem Statement zu Rammstein, in denen er alle Vorgänge transparent machte.

Die Medienberichte aus Bayern: