Erst ließ sich der Sommer lange bitten, doch dann war er da, um zu bleiben – und wie! Im Juli und im August, der ja gerade zu Ende geht, gab es in Graz etliche Hitzetage und der Wunsch nach Abkühlung war groß – doch wie hat sich das auf die Besucherzahlen in den Grazer Freibädern, auf die Belegung der schattigen Gastgärten und den Absatz beim Eis ausgewirkt? Und waren Ventilatoren und Klimageräte wirklich kaum mehr zu bekommen? Wir haben nachgefragt.
Bäder: Zum zweiten Mal wird die 400.000er-Grenze geknackt
„Für uns ist der Sommer sehr gut verlaufen“, bilanziert Michael Krainer, Leiter des Freizeitbereichs bei der Holding Graz und somit für die Bäder zuständig, zufrieden. Die durchschnittliche Auslastung – eher eine Zahl für Insider, schickt er voraus – lag heuer bei 25 Prozent, was in einer langjährigen Kurve aber doch ein ziemlicher Ausreißer nach oben ist, liegt die Zahl doch ganze fünf Prozent über dem langjährigen Schnitt von 20 Prozent. Auch für Laien auf den ersten Blick nach einem tollen Freibad-Sommer klingt die Besucherzahl: „Da werden wir heuer die 400.000er-Marke überschreiten“, sagt Krainer. Das passiert übrigens erst zum zweiten Mal, zuletzt war es 2003 so weit. Bis zum Badeschluss, also dem Ferienende, erwartet man eine Gesamtzahl von 420.000 Badegästen.
Bei ihnen möchte sich Krainer für diesen erfolgreichen Sommer herzlich bedanken, aber auch bei den Mitarbeitenden, vom Kassenbereich über die Badeaufsicht bis zur Reinigung: „Sie haben tolle Arbeit geleitet, was bei den Hitzeperioden heuer immer nicht einfach war.“
Die badestärksten Tage kennt der langjährige „Chef-Bademeister“ der Holding Graz natürlich auch: Es waren der 30. Juni und der 14. Juli, jeweils ein Sonntag. „An beiden Tagen haben wir unsere Kapazitätsgrenze erreicht. Am 30. Juni waren 13.156 Menschen in den Grazer Freibädern.“ Im Ranking der beliebtesten Bäder würden sich übrigens jährlich die Auster in Eggenberg und das Bad Straßgang abwechseln, wobei zuletzt Straßgang vorne liegen würde.
Gastronomie: Laue Nächte, volle Gastgärten
„Daumen hoch“ heißt es zum Wetter nicht nur in den Bädern, sondern auch bei den Gastronomen. „Schönes Wetter, laue Sommernächte, da sind die Gastgärten voll“, freut sich Klaus Friedl, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer.
Auch Gerald Schwarz, mit Lokalen und Partnerlokalen in unterschiedlichen Ecken der Stadt vertreten, zieht eine zufriedene Sommerzwischenbilanz. „Der Worst-Case ist ja, dass die Leute tagsüber nicht kommen, weil es zu heiß ist und man auch den Abend verliert, weil es gewittert“, erklärt er. Nach einem verregneten Start in den Sommer blieb das Szenario den Wirten heuer an den meisten Augusttagen erspart. Auch wenn die Temperaturen in schweißtreibende Höhen steigen, sind die Grazer Lokalbesucher dabei leidenschaftliche Gastgartenfans. „Unsere Bar Amouro in der Schmiedgasse ist komplett klimatisiert, die Leute sitzen trotzdem lieber draußen“, beobachtet Schwarz.
Eis: „Ein Jahrhundertsommer“
Wer für kalte Genüsse sorgt, hat aktuell natürlich besonders gute Karten. „Es passt wirklich alles, ein Jahrhundertsommer“, unterstreicht Charly Temmel. Zwar laden Tage mit Gluthitze nicht gerade zum Stadtbummel ein. Temmel ist aber mit seinem Eis auch dort vertreten, wo man in diesen Tagen Abkühlung sucht – am Schwarzlsee, am Stubenbergsee oder in Strandbädern an Kärntner Seen. Klassiker wie Vanille und Erdbeer und Schokolade führen übrigens die ganze Saison über die Hitliste der Lieblingseissorten an. „Wenn es heiß ist, mögen es die Leute aber natürlich eher fruchtiger, ist es kühler, sind die cremigen Sorten beliebter “, so Temmel.
Heißer Herbst für die Klima-Techniker
Lange Hitzeperioden und Tropennächte sorgen natürlich auch dafür, dass Klimageräte und Ventilatoren in vielen Haushalten auf der Einkaufsliste stehen. „Im Juni und Juli war die Nachfrage extrem gut. Jetzt geht sie allerdings etwas zurück. Solche Geräte werden eher am Anfang der Saison gekauft, jetzt rechnet man schon damit, dass die Hitze ohnedies bald vorbei ist“, weiß man beim Grazer Fachhändler Zöscher. Wer endgültig genug von den hohen Temperaturen hat, kann aber beruhigt sein. „Die Auswahl bei den Geräten ist nicht mehr riesengroß, aber wir haben noch genügend auf Lager“, versichert man bei Zöscher. Bei Firmen, die fixe Klimaanlagen montieren, bedeutet der heiße Sommer einen arbeitsreichen Herbst und Winter, wie Kurt Herzog erklärt. „Wer sich jetzt etwa für ein Split-Klimasystem entscheidet, muss mit einer Vorlaufzeit von mindestens sechs bis acht Wochen rechnen“, so der Berufsgruppensprecher für Kälte- und Klimatechnik in der Wirtschaftskammer Steiermark. Nachdem die Temperaturen weiterhin schweißtreibend bleiben, wird man sich in den kommenden Monaten über einen Mangel an Aufträgen nicht beschweren können.