Es gäbe zwei Alarmsignale, die nicht gerade ein Schlaraffenland verheißen: Einerseits geht es um ein Bahnhofslokal, noch dazu an einem wenig frequentierten Nebenbahnhof in Graz. Andererseits gab es im Lokal einen fliegenden kulinarischen Wechsel – aus spanischer Küche mit Tapas & Co., die man vor wenigen Wochen noch auftischte, sind nun Sushi und Maki sowie Poke Bowls geworden. Trotzdem haben ins Tokio beim Grazer Ostbahnhof geschaut und uns durch die üppige Speisekarte gekostet – einerseits waren wir neugierig, andererseits ist das Lokal ja nicht allzu weit vom Styria Media Center, der Heimat der Kleinen Zeitung, entfernt. Der Name Tokio ist übrigens seit vielen Jahren wieder frei für ein Restaurant in Graz, aber einige können sich bestimmt noch erinnern: Einen ganz frühen, vielleicht sogar den ersten, Japaner unter diesem Namen gab es vor einigen Jahren in der Rösselmühlgasse, samt Teppanyaki-Grill am Tisch.

Also auf zu einem kleinen Lunch. Im Sommer gibt es vor dem Lokal einen kleinen Gastgarten, man sitzt direkt vor dem schönen großen Backsteinbau mit Blick auf Parkplatz, Conrad-von-Hötzendorf-Straße und einen Baumarkt, es ist aber trotzdem netter als es klingt. Los ist nicht viel, dafür werden wir aber schnell bedient. Die Karte ist recht umfangreich für ein so kleines Lokal, es gibt eine große Auswahl an Sashimi, Sushi und Maki im Set sowie ganzen Rolls, preislich reicht das vom kleinen Sushi-Set um 7,90 Euro bis zum Sushi-Rolle um 12,90 Euro. Ein paar klassische Vorspeisen, zwei Sorten Ramen, ein asiatisch angehauchter Burger mit Rindfleisch und Wakame und Bowls (alles zum Einheitspreis von 12,90 Euro) sowie Variationen mit gebratenem Reis und Nudeln (10,90 und 11,90 Euro) ergänzen das Angebot.

Man hat schon Schlechteres bekommen

Wir kosten einen Mangosalat (7,90 Euro), der schon einmal besser als erwartet ist: Süße Mangoschnitze mit angenehm leicht säuerlichem Dressing kommen auf einem Bett von grünem Salat, das ist nix Großartiges, aber immerhin ein schön sommerlich-erfrischendes Gericht. Die Tokio Roll reiht sich in die auch bei uns gerade angesagten „Kreativ-Sushi“ ein, das aber in einer gelungenen Variante: Lachs und Avocado treffen auf frittierte Garnelen, eine Wasabi-Mayonnaisesauce und eine leicht scharfe Teryakisauce und das ist gut abgestimmt und auch handwerklich gut gemacht – da hat man definitiv schon schlechtere Sushi in Graz bekommen. Die hawaiianisch-japanische Tokio Samona Bowl mit Lachs, Wakame, Edamame, Avocado und Frischkäse geht auch sehr in Ordnung, höchstens optisch sind wir nicht so Fans davon, dass der Teller komplett mit Wasabisauce überzogen wird. Geschmacklich aber gut abgestimmt, die Qualität der Zutaten stimmt auch.

Zum Nachtisch sind die Mochi (6,90 Euro) gerade aus, aber das Kokosnusseis (ebenfalls 6,90 Euro) entschädigt dafür: Es kommt eine große Portion Eis mit sehr intensivem Kokosnussgeschmack, dazu eine fruchtige Erdbeersauce.

Unser Fazit: Nicht vom Ostbahnhofs-Flair abschrecken lassen, sondern sich lieber darauf einlassen. Authentisch japanisches Essen darf man sich – wie ja in fast allen Asia-Lokalen der Stadt – nicht erwarten, wohl aber ein gutes asiatisches Essen, das immerhin besser als der Schnitt ist.

Tokio in Graz: Kontakt und Öffnungszeiten

Conrad-von-Hötzendorf-Straße 110, 8010 Graz

Montag bis Freitag 11 bis 22 Uhr, Donnerstag bis 23 Uhr

Tel. 01 235004450
barcode-graz@gmx.at
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