Wann wurde die Vierschanzentournee aus der Taufe gehoben?

Hatte es bereits Anfang der 1920er-Jahre in Garmisch-Partenkirchen ein Neujahrsspringen gegeben, wurde die Idee einer Vierschanzentournee erst nach den Weltkriegswirren am 17. Mai 1952 in Innsbruck als „Deutsch-Österreichische Springertournee“ niedergeschrieben. Am 14. Dezember 1952 folgte im Posthotel in Partenkirchen die offizielle Gründung. Der allererste Tourneesprung wurde am 1. Jänner 1953 in Garmisch absolviert, zum ersten Gesamtsieger krönte sich der Österreicher Sepp Bradl. Im Laufe der folgenden Jahre ist die alljährliche Weitenjagd mit den Stationen Oberstdorf, Garmisch, Innsbruck und Bischofshofen zum prestigeträchtigsten und lukrativsten Wettkampf im Skisprungkalender herangewachsen.

Was versteht man unter dem Mythos der Vierschanzentournee?

Der eigentliche Mythos basierte auf dem jahrzehntelangen Versuch der Athleten, als Erster bei allen vier Stationen innerhalb einer Tournee zu gewinnen. Und es dauerte auch bis zur Saison 2001/02, ehe dem Deutschen Sven Hannawald dieses für unmöglich gehaltene Meisterstück gelang. Mittlerweile bilden drei Springer diesen elitären Kreis: Auf Hannawald folgten noch der Pole Kamil Stoch (2017/18) sowie der Japaner Ryoyu Kobayashi (2018/19). Die meisten Gesamtsiege (5) hat der Finne Janne Ahonen eingeflogen, erfolgreichste Nation ist Österreich mit 17 Gesamtsiegen, wobei Hubert Neuper, Ernst Vettori, Andreas Goldberger und Gregor Schlierenzauer je zweimal den „Goldenen Adler“ in den Bischofshofener Nachthimmel stemmen durften.

Finland's Janne Ahonen kisses into a TV camera after his final jump at the third stage of the four hills ski jumping tournament in Innsbruck, Austria, Saturday, Jan. 4, 2014. (AP Photo/Matthias Schrader)
Fünffacher Tourneesieger: Der Finne Janne Ahonen © AP/Matthias Schrader

Warum ist es so schwierig, die Vierschanzentournee zu gewinnen?

Olympiasieg oder Tournee-Triumph – was ist wichtiger? Oft geben Skispringer „Tournee“ als Antwort. Keine Frage, die Titel Olympiasieger oder Weltmeister haben in der Öffentlichkeit mehr Gewicht und schmücken einen Athleten besser, doch der sportliche Wert ist bei der Tournee ein weit höherer. Während bei Großveranstaltungen viel von der Tagesverfassung abhängt, muss man bei der Tournee insgesamt acht perfekte Sprünge liefern, will man um den Gesamtsieg mitreden. Und das auf vier verschiedenen Schanzen, die alle ihre eigene Charakteristik aufweisen. Wie groß diese Herausforderung ist, zeigt das Beispiel Stefan Kraft, der schon oft seine Ambitionen auf den Gesamtsieg auf der von ihm ungeliebten Olympiaschanze in Garmisch begraben musste.

Wann wird es die erste Vierschanzentournee für Frauen geben?

Nachdem es in Innsbruck heuer nach jahrelangen Verhandlungen endlich grünes Licht für die Errichtung einer Flutlichtanlage gegeben hat, wird 2026/27 auch die erste Tournee für Frauen in Szene gehen. Lange hatte sich der ÖSV quergestellt, weil man sicherstellen wollte, dass die Frauen-Tournee in jene der Männer eingebunden wird. Das ist jetzt durch das Flutlicht, das am Bergisel ein zusätzliches Zeitfenster öffnet, möglich. Plan ist es, jeweils am Tag der Männer-Qualifikation den Frauen-Wettkampf zu veranstalten. Allerdings steht der ÖSV noch in Verhandlungen mit der FIS, will man trotz Tournee auch den Weltcup in Villach abgesichert haben. Heuer findet bei den Frauen zum dritten und letzten Mal die „Two Nights Tour“ mit den Springen in Garmisch (31. Dezember) und Oberstdorf (1. Jänner) statt.

GER, Two Nights Tour in Oberstdorf / 01.01.2025, Orlen Arena, Oberstdorf, GER, Two Nights Tour in Oberstdorf, im Bild Nika Prevc SLO, 54 *** GER, Two Nights Tour in Oberstdorf 01 01 2025, Orlen Arena, Oberstdorf, GER, Two Nights Tour in Oberstdorf, in the picture Nika Prevc SLO, 54 nordphotoxGmbHx/xHafner nph00200
Nika Prevc siegte bei der „Two Nights Tour“ 2024/25 © IMAGO

Was zeichnet das Alleinstellungsmerkmal der Vierschanzentournee aus?

Die Vierschanzentournee ist das Premiumprodukt des Skisprungsports und trägt großen Anteil daran, dass Skispringen zu einer der populärsten Randsportarten der Welt gewachsen ist. Dafür verantwortlich zeichnen neben dem einmaligen Wettkampfmodus mit vier Stationen sowie dem Termin (rund um den Jahreswechsel gibt es nur wenige konkurrierende Sportveranstaltungen) auch die Faszination des Fliegens, der Länderkampf zwischen Österreich und Deutschland und der Party-Charakter. Seit Jahren sind vor allem die deutschen Skisprung-Stadien ausverkauft, die TV-Einschaltquoten haben im Vorjahr sogar jene des Abfahrtsklassikers in Kitzbühel übertroffen. Vermarktet wird die Tournee von Infront und die Zusammenarbeit mit dem ÖSV und dem DSV wurde gerade erst um weitere vier Jahre verlängert.