Auf die erholsame Weihnachtspause zuhause bei der Familie freut sich Überflieger Stefan Kraft in diesem Jahr besonders. Denn Anfang Dezember wurde das heimische Skisprung-Ass erstmals Vater einer Tochter. „Wir werden sie sicher einmal unter den Baum legen, sie ist unser Weihnachtsgeschenk“, sagte der Jungpapa aus Salzburg überglücklich. Nach den Feiertagen im Kreise seiner Liebsten im Pongau will der 32-Jährige bei seiner 15. Vierschanzentournee wieder ganz vorne mitspringen.

In den vergangenen beiden Saisonen belegte Kraft jeweils den dritten Gesamtrang, unvergessen das dramatische Herzschlagfinale vor einem Jahr in Bischofshofen. Wegen Windpechs verpasste der Schwarzacher damals seinen zweiten Tourneesieg nach 2014/15. Die nächste Chance bietet sich ab Sonntag (16.30 Uhr/live ORF 1), wenn das traditionelle Schanzen-Spektakel zum Jahreswechsel mit der Qualifikation in Oberstdorf startet. „Wenn wir nach Österreich kommen, möchte ich in einer Position sein, wo man noch bei der Musik dabei ist“, sagte Kraft im APA-Interview über seine Zielsetzung. „Ich will ein Stückerl spielen bei der Tournee.“

„Es hat in den Vorjahren auch funktioniert“

Helfen könnte dabei ein Glücksbringer seiner Tochter. „Ich weiß nicht, ob sie mir ein Stofftier leiht“, sagte Kraft schmunzelnd. Normalerweise sei er kein großer Glücksbringer-Fan, „aber vielleicht schadet es mal nicht.“ Als Siebenter im Gesamtweltcup reist Kraft als bestplatzierter Österreicher zur Tournee, und das, obwohl er drei Bewerbe wegen der Geburt seines ersten Kindes verpasste. Mit dem Sieg in Falun, einem zweiten Platz in Klingenthal sowie einem dritten Rang in Lillehammer landete er in der laufenden Saison dreimal auf dem Stockerl, allerdings misslang die Generalprobe in Engelberg (14./19.).

Für den Routinier kein Grund zur Nervosität. Skispringen könne teilweise sehr verrückt sein, betonte er. „Wenn ich die Sprünge halbwegs treffe, bin ich voll dabei. Deswegen bin ich nicht beunruhigt, aber natürlich hätte ich es mir gerne anders gewünscht.“ Kraft sei jedenfalls guter Dinge, „weil es in den Vorjahren auch sehr gut funktioniert hat. Wenn es um etwas gegangen ist, waren es immer die besten Sprünge und das stimmt mich positiv.“

Zum Auftakt wartet in Oberstdorf eine seiner Lieblingsschanzen, im Vorjahr feierte er seinen dritten Weltcup-Sieg auf der Schattenbergschanze. „Das hast du schon im Kopf und gibt dir was“, erklärte Kraft. Das Finale in Bischofshofen, wo er im vergangenen Jänner als letzter Springer mit dem Tourneesieg vor Augen wegen des starken Windes lange warten musste und am Ende nur Dritter wurde, spielt hingegen keine große Rolle mehr. „Ich habe einfach aus dieser Situation gelernt. Wenn wieder etwas in diese Richtung passiert, werde ich besser damit umgehen und mehr Vorspringer fordern.“

Bevor es aber wieder auf die Schanzen geht, wird Kraft noch die gemeinsame Zeit mit Ehefrau Marisa und seinem Töchterchen in vollsten Zügen genießen - inklusive Windeln wechseln. „Am Anfang denkst du dir schon, dass du überfordert sein wirst. Aber mittlerweile geht das schon im Schlaf.“ Am Heiligen Abend darf sich Kraft, der vor der Abreise ins Allgäu noch zwei Trainingseinheiten im Sportzentrum Rif absolvieren wird, auf Boeuf Stroganoff freuen. Am 25. Dezember gibt es in der Familie des Pongauers traditionell Schweinsbraten von der (Urli-)Oma.