Am ersten Wettkampftag der Generalprobe in Engelberg hatte Stephan Embacher nach der Landung noch einen Bauchfleck hingelegt, im zweiten Bewerb setzte der Tiroler dann im ersten Durchgang mit 145 Metern einen neuen Schanzenrekord in den Schweizer Schnee. Auch wenn es am Ende „nur“ für den achten Platz gereicht hat, setzte das Küken des ÖSV-Adlerhorsts eine Duftmarke und sprang vor dem heutigen Tournee-Auftakt in Oberstdorf (16.30 Uhr, ORF 1 live) zumindest in die Rolle des gefährlichen Außenseiters.

Nachdem der Junioren-Weltmeister 2024 in Planica heuer seinen Titel in Lake Placid erfolgreich verteidigen konnte, fasste das hochgelobte Schanzen-Talent nach Anlaufschwierigkeiten im Vorjahr in diesem Winter auch im Weltcup Fuß. In Falun landete der 19-Jährige als Zweiter erstmals in seiner noch jungen Karriere auf dem Podest, im Gesamtweltcup lauert der Tiroler als viertbester Österreicher derzeit auf Platz zehn. Und nach Endrang 31 bei seiner Tournee-Premiere 2024/25 will der Hopfgartener beim heurigen Schanzen-Spektakel entscheidend höher hinaus.

Von Red Bull gesponsert und Springer-Legende Gregor Schlierenzauer beraten, stellt Embacher auch hohe Erwartungen an sich selbst: „Ich weiß, dass die anderen nicht schlafen und ich meine beste Leistung bringen muss, um bestehen zu können. Ich setze mir aber bewusst keine Ziele, will die Tournee einfach genießen und dort weitermachen, wo ich in Engelberg aufgehört habe. Und dann schaut am Ende hoffentlich etwas Cooles heraus.“ Warum es bei ihm heuer besser läuft? „Weil ich vom Kopf her viel freier und in jeglicher Hinsicht besser aufgestellt bin. Die letzte Saison war ein Lehrjahr, das harte Training im Sommer macht sich jetzt bezahlt.“

Der Befreiungsschlag

Die Zielsetzung, die sich Embacher und die Trainer im Herbst gesetzt haben, sei gewesen, Spaß zu haben. „Den habe ich jetzt definitiv. Und mit meinem ersten Podium im Einzel habe ich mir viel Druck genommen und gezeigt, dass ich es kann.“ Also quasi ein Befreiungsschlag für den Hoffnungsträger, der sich selbst als „sehr akribisch“ bezeichnet und weiß, „wohin ich will.“ Und wohin ist das? „Dass ich auf sehr hohem Niveau so lange wie möglich sehr gut Skispringen kann“, sagt Embacher, der sich grundsätzlich nicht auf bestimmte Ziele festlegen will. So auch nicht hinsichtlich der möglichen Erfüllung des Traums von einer Olympia-Teilnahme: „Bis dahin wird noch viel Wasser den Bach hinunterrinnen. Wenn ich meine Leistung abrufen kann, wird sich zeigen, ob es reicht.“

Dass man im Weltcup nicht von Beginn an vorne mitspringen kann, musste der Tiroler, der im Juniorenbereich gleich sechs WM-Titel (Einzel und Team) eingeflogen hat, erst lernen. „Die Trainer haben mir das auch gesagt, doch habe ich mir am Anfang etwas schwergetan, als die Erfolge ausgeblieben sind“, blickt der Österreicher auf die Vorsaison zurück. „Doch mittlerweile habe ich das ganz gut im Griff“, betont der Weitenjäger, der in Wörgl über den Goldi-Cup zum Skispringen gekommen ist. Warum es ausgerechnet Skispringen sein sollte? „Weil es das geilste Gefühl ist, das es gibt, und das sonst fast keiner kennt. Deshalb mache ich es auch so gerne“, lächelt der Brixentaler, der während der Tournee auf die Unterstützung seiner Freundin, der Familie und Freunde setzen kann.