Das Training am Mittwoch war für Vincent Wieser nervenaufreibend. Er selbst hatte nur 0,94 Sekunden auf die Bestzeit verloren, da schien der Platz im Weltcup-Team zum zweiten Mal nach Beaver Creek nur Formsache. Der Schladminger stand im Ziel, zitterte, sah dann aber, wie Andreas Ploier noch einmal um vier Zehntelsekunden schneller war und so den einzigen freien Platz für die Abfahrt am Samstag ins Trockene brachte. Doch es dauerte, bis die Trainer das „Urteil“ öffentlich machten. „Ich hoffe, sie berechnen auch ein, dass es oben hintenhinaus schneller geworden ist“, hatte Wieser im Ziel noch gezittert.
Doch das ist in Gröden eben meistens so: Hohe Startnummern können hier zum Vorteil werden – und Wieser muss zuschauen. Doch einen Tag später wendete sich doch noch viel zum Guten: Wieser, der in der Vorwoche den Europacup-Super-G in Santa Caterina gewonnen hat, darf auch in Gröden im Weltcup fahren: Im Super-G am Freitag wird er seine Premiere in dieser Disziplin fahren. „Man will immer fahren, speziell da in Gröden, so nahe der Heimat“, sagte er. Auch wenn es schmerzt, die Abfahrt auszulassen. Denn: „Nach dem ersten Training habe ich im Ziel lachen müssen, weil es so toll war. Ich springe gerne, bin gerne in der Luft, das bist du hier ja gefühlt 40 Sekunden der zwei Minuten. Dazu habe ich die richtige Anatomie für Gröden: Lange Beine, ein guter Federweg, um die Wellen alle zu drücken.“
„Länge“ scheint hier tatsächlich von Vorteil: Der baumlange US-Amerikaner Bryce Bennett gewann hier schon zweimal, auch sein Landsmann Steven Nyman, ebenso einer der größeren Abfahrer zu seiner Zeit, hat davor drei Gröden-Siege gefeiert – und nie auf einer anderen Strecke gewonnen. Warum Wieser aber so lange zittern musste? Im ÖSV wartete man mit der Aufstellung ab, bis sich klären würde, welche internationalen Fahrer auf einen Start verzichten. Man hatte gehofft, dass Otmar Striedinger noch in die Top 30 rutscht. Das passierte nicht, der Routinier darf trotzdem dabei sein, eine hohe Startnummer muss in Gröden kein Nachteil sein. Und Wieser erhält den Startplatz des verletzten Raphael Haaser.
Fünf Steirer sind dabei
Mit dem Schladminger Wieser wird es nun zu einem Novum kommen: Erstmals sind in einem Weltcup-Super-G gleich fünf Steirer dabei: Neben dem Duo sind auch Stefan Babinsky, Daniel Danklmaier und Stefan Eichberger am Start, Manuel Traninger war in Beaver Creek schon dabei, kam aber nicht ins Ziel. Das wird die „Kernöl-Fraktion“ freuen. Auch, wenn Wieser betont: „Skifahren ist ein Einzelsport, jeder kämpft für sich. Ich schenke niemandem etwas, aber wir sind kollegial in der Gruppe, auch das ist wichtig.“
Das ÖSV-Aufgebot für den Super-G:
Stefan Babinsky, Daniel Danklmaier, Stefan Eichberger, Lukas Feurstein, Daniel Hemetsberger, Vincent Kriechmayr, Otmar Striedinger, Manuel Traninger, Vincent Wieser