Der Moment, in dem Daniel Danklmaier in der Ciaslat-Wiese am Tor hängenblieb und man sah, wie sich seine Teamkollegen schnellstmöglich abwendeten, um das schmerzliche Ende des Sturzes nicht mitansehen zu müssen war irgendwie bezeichnend für diesen Tag. Österreich und die Saslong, das passt aktuell nicht. Der Super-G, bisher immer der rettende Strohhalm im Grödnertal war, wie es Vincent Kriechmayr im Vorjahr nach der Schlappe in der ersten Abfahrt ausdrückte, „eine Detschn“.
Vincent Kriechmayr als bester ÖSV-Fahrer auf Rang zwölf, für Daniel Danklmaier gab es einen Rückschlag. Der Steirer verletzte sich bei einem Sturz und wurde nach Hochrum geflogen. Bitter, wenn man an die Aufbruchstimmung denkt, die zu spüren war. „Mit ein wenig Glück fahren in einem Rennen auch fünf Mann von uns in die Top zehn“, hatte Daniel Hemetsberger noch tags zuvor gemeint. Doch ist das Glück ein Vogerl, dann muss es ein Zugvogel sein, der vor dem Super-G in südlichere Gefilde abhob. Denn schlechter war Österreich in der Paradedisziplin nur in der Urzeit des Super-Gs: 1989 war Hubert Strolz in Val d‘Isère 14., 1992 in Morioka landete Armin Assinger auf Rang 13.
Freude bei Premierensieger
So freuten sich andere: Der Italiener Mattia Casse über seinen ersten Weltcupsieg. Der US-Amerikaner Jared Goldberg, bisher im Super-G nie besser als Zehnter, über seinen ersten Podestplatz. Die läppische Hundertstelsekunde, die er hinter Casse war, vergaß er dabei. Und sogar Marco Odermatt konnte mit Rang drei an diesem Tag gut leben. „Meine Fahrt war vom Gefühl her ganz gut. Aber das reicht hier nicht. Ich hatte auch Gegenwind, das mag eine Rolle gespielt haben. Man kann hier als Techniker eben nicht viel gut machen, würde man mehr Kurven setzen, müssten wir alle mit Langlaufski am Start stehen“, meinte er vielsagend. Was er damit meinte: Der Schneefall über Nacht hatte der Saslong zugesetzt – zur weichen Piste kamen Wind und Schneefall.
Und doch: Odermatt fuhr aufs Podest, Kriechmayr nicht – was den Oberösterreicher in Sarkasmus wechseln ließ: „Das Wetter ist wie es ist, die Piste ist, wie sie ist. Ein Guter schafft‘s - und ich halt nicht“, sagte er und musste selbst lachen. „Solide“ sei seine Fahrt gewesen, „aber zu gerade. Ich bin ein paar Mal in den tiefen Schnee gekommen, das geht nicht.“ Eine Wahl, die er selbst getroffen hatte: „Ich wollte es aggressiv anlegen, nicht in der Gegend herumfahren. Aber das war heute zu aggressiv. Da wäre Gefühl gefragt gewesen. Casse kann das. Andere Athleten auch – so wie Odermatt, der ist überall schnell. Und genau so muss es auch sein.“
Doch ein wenig Glück würde den Österreichern nicht schaden. Lukas Feurstein, der in Beaver Creek aufs Podest gefahren war, kämpfte im Ziel mit den Schmerzen des gebrochenen Mittelhandknochens. „Ich hoffe, der Bruch hat sich nicht verschoben“, seufzte der Vorarlberger, der den Riesentorlauf in Alta Badia auslassen wird: „Das hat keinen Sinn, die Schmerzen sind zu groß.“ Das sah man schon beim zweiten Stockschub am Start, auch dann war die Hand Manko: „Das Tape um Handschuh und Stock hat sich leicht gelöst, ich konnte den Stock kaum halten. Ich war ab der Mitte viel zu sehr mit dem Schmerz und dem Stock beschäftigt“, sagte er.
Reaktion in der Abfahrt
Im Riesentorlauf, wo man an die Tore fahren soll, wäre das nicht auszuhalten. Umso bemerkenswerter, dass der 23-Jährige im Super-G als 28. drei Weltcuppunkte mit im Auto nach Innsbruck nahm, wo man sich die Hand noch einmal anschauen wird.
Positiv: Stefan Eichberger machte in seinem dritten Weltcuprennen in dieser Saison Punkte, verlor vor allem bei Gegenwind in der Ciaslat-Wiese. Landsmann Stefan Babinsky war oben schnell., unten schnell – in der Mitte nicht. „Es geht besser“, weiß er trotz Platz 14. Vincent Wieser war bei seinem ersten Super-G „zu hart“ unterwegs, es gab ebensowenig Punkte für Manuel Traninger. Dafür darf der Schladminger auch heute in der Abfahrt starten – statt des verletzten Danklmaier.
Viel Zeit hat das Team nicht, sich aufzurichten und abzubeuteln. Eine Reaktion just in der Abfahrt von Gröden wäre allen zu wünschen. So wie man Daniel Danklmaier, der schon drei Kreuzbandrisse zu überwinden hatte, wünscht, dass er bald gesund wird. „Seine Verletzung ist für uns bitter, für ihn noch viel mehr. Er tut dem Team mit seinem Charakter gut“, seufzte Teamleader Kriechmayr, der mit seiner Frau Michaela früh den Zielraum verließ. Zumal Danklmaier „ein guter Freund“ sei, den Kriechmayr immer protegierte, auch nach drei Kreuzbandrissen. „Da kommt er endlich ins Fahren, war bis zum Sturz schnell. Das ist ein g‘scheiter Schlag für ihn – und die Mannschaft.“