Können Sie sich noch an das Jahr 1999 erinnern? Damals legte Thomas Muster (wenn auch inoffiziell) seinen Schläger endgültig (oder zumindest bis zu seinem Comeback 2010) beiseite. Und auch Steffi Graf verkündete das Ende ihrer Karriere. Muster, Graf – Namen, die nach einer längst vergangenen Tennis-Epoche klingen. 1999 war es aber auch, als Jürgen Melzer erstmals für Österreichs Davis-Cup-Team zum Arbeitsgerät griff. Beim 3:2-Erfolg über Schweden bekam er zwar im Doppel an der Seite von Alex Peya eine auf den Deckel, doch war es zugleich der Startschuss einer außergewöhnlichen Karriere.

Seit damals sind drei Dekaden vergangen, Melzer wurde nun gegen Uruguay zum bereits 38. Mal für einen Länderkampf nominiert und brachte es bislang auf 77 Matches (36:41-Siege). Beides sind in der österreichischen Davis-Cup-Historie einsame Rekorde. Und Melzer wird auch nicht müde, diesen Bestmarken noch etwas draufzusetzen. So marschiert der 38-Jährige heute (ab 13 Uhr) in Premstätten im Doppel an der Seite von Oliver Marach auf den Center Court, um für das ÖTV-Team wieder einmal einen wichtigen Punkt zu erobern.

Madrid wäre noch ein Highlight

„Es wäre in meiner Karriere nochmals ein großes Highlight, könnten wir uns für Madrid qualifizieren“, sinniert Melzer, der mit einem lachenden Auge auf seine vergangenen 20,5 Jahre im Davis Cup zurückblickt: „Das war immer eine geile Woche, in der enge Freundschaften entstanden sind“, sagt der mit Ex-Schwimm-Ass Fabienne Nadarajah verheiratete Familienvater, der 2018 in Wien seine Einzelkarriere beendete und derzeit mit dem Franzosen Edouard Roger-Vasselin erfolgreich auf der Doppel-Tour durch die Welt tingelt.

Melzer, der als Patriot bekannt ist, betont auch, „dass ich in guten und in schlechten Zeiten meinen Mann gestanden und nie einen Davis Cup abgesagt habe. Aber damals, als ich in den Top zehn war, haben die Topspieler noch Davis Cup gespielt. Heute ist das leider nicht mehr so“, sagt der fünffache Turniersieger. Dass der Davis Cup seit 2019 ein neues Gesicht hat, schmerzt den Routinier: „Wenn man vier Dekaden diesen Bewerb spielt, ist es schwer, neue Regeln zu akzeptieren. Aber Geld regiert nun einmal die Welt.“

6:0 im fünften Satz gegen Gilles Simon

Auf die Frage nach seinem schönsten Davis-Cup-Moment hebt Melzer das Match gegen den Franzosen Gilles Simon 2011 im Hangar 3 des Wiener Flughafens hervor, „als ich vor der tollen Kulisse 6:0 im fünften Satz gewonnen und auf 2:2 gestellt habe. Unser Triumph in Moskau gegen Russland war auch ein Wahnsinn.“ Und seine bittersten Davis-Cup-Stunden? „Das war 2009 in Garmisch das 2:3 gegen Deutschland“, sagt Melzer, dessen Karriereende noch nicht absehbar ist. Denn: „Das Feuer brennt noch in mir.“