Dennis Novak kennt das Gefühl, als Held gefeiert zu werden. Zu einem solchen mutierte der Wiener Neustädter im vergangenen September, als er Österreich im Tiebreak des Entscheidungssatzes einen 3:2-Sieg über Finnland rettete. Doch es war nicht das erste Mal, dass der 26-Jährige im Davis Cup Heroisches ablieferte. 2018 beim sensationellen 3:1 über Russland überraschte er in Moskau mit einem Sieg über Andrej Rublew, im selben Jahr wies er auch in Graz beim 3:1 im Länderkampf gegen Australien Alex de Minaur in vier Sätzen in die Schranken.

Aktuell hält Novak, der im Davis Cup stets sein bestes Tennis auspackt, bei einer 6:3-Siegbilanz. Als „Mister Davis Cup“ will der Österreicher aber nicht bezeichnet werden. Stattdessen verweist er auf Jürgen Melzer, der gegen Uruguay schon zum 38. Mal nominiert wurde (Rekord) und am Samstag im Doppel an der Seite von Oliver Marach zum bereits 78. Mal für Österreich zu seinem Arbeitsgerät greifen wird. Ebenso bemerkenswert: Der 38-Jährige darf nun darauf hinweisen, dass er in vier Dekaden (den ersten Auftritt hatte er 1999) für Rot-Weiß-Rot aufgeschlagen hat.

Aber zurück zu Novak. Nachdem sein bester Freund Dominic Thiem für das Kräftemessen gegen Uruguay abgesagt hat, muss der Schützling von Coach Wolfgang Thiem im ÖTV-Team die Rolle des Leitwolfs übernehmen. Keine gänzlich unbekannte Aufgabe für Novak, der bereits gegen Russland und auch gegen Chile als Österreichs Nummer eins auf den Platz marschiert ist.

Heute (15 Uhr) eröffnet der eingefleischte Rapid- und Liverpool-Fan in der Schwarzl-Halle zu Premstätten gegen Martin Cuevas den Davis Cup gegen die Südamerikaner. „Ich kenne ihn nicht so gut, habe ihn aber schon ein paar Mal gesehen und werde mir noch ein paar Videos von ihm ansehen. Ich stelle mich auf ein schweres Match ein, schaue aber nur auf mich“, sagt Novak, der gegen die ATP-Nummer 487 klarer Favorit ist.

Der Österreicher selbst liegt in der Weltrangliste auf Position 85 und damit so gut wie noch nie. Die Gründe für seinen Höhenflug? „Ich bin professioneller geworden und habe überrissen, um was es geht. Großen Anteil daran hat mein Tourcoach Julian Knowle. Und seit Anfang Dezember arbeite ich im Konditionsbereich auch mit Gebhard Gritsch, der zehn Jahre lang der Fitnesstrainer von Novak Djokovic war, zusammen. Ich habe mit ihm viele Gespräche geführt und er hat mir die Augen geöffnet.“

Im Aufwind befindet sich aber nicht nur Novak, sondern auch Jurij Rodionov. Der 20-Jährige erhielt nach zuletzt zwei Challenger-Titeln das Vertrauen von Kapitän Stefan Koubek und will im zweiten Match des heutigen Tages gegen Uruguays Nummer eins, Pablo Cuevas, überraschen. „Ich habe in den letzten Monaten hart an mir gearbeitet, seit Dezember mit Wolfgang Thiem einen neuen Trainer und mit Javier Frana jetzt auch einen erfahrenen Tourcoach“, erklärt der Linkshänder, der 2019 gegen Chile im Davis Cup debütiert hatte. Ein weiterer Grund für seinen Aufwind: „Ich habe in meinem Spiel nichts Großartiges verändert, dafür aber zugehört, was der Trainer sagt.“ Na dann.

Kann Österreich das Kräftemessen gegen Uruguay gewinnen, wäre die erstmalige Teilnahme am Finalturnier im November in Madrid fix. Novak: „Wir wollen unbedingt nach Madrid. Das wäre für uns und Österreich cool – auch finanziell. Und mit Dominic hätten wir dann dort sicher unsere Chancen.“