Anna Gasser darf sich also 2022 sensationell „Doppel-Olympiasiegerin“ nennen. Dabei hätte es anders kommen können. Als sie zum
ersten Mal mit ihrer Mama die Piste unsicher machte, krachte es nämlich gehörig und das Board landete vorerst in der Ecke. „Ich war elf, als sie mir das Snowboarden beibringen wollte. Es kam zum Streit und ich hatte keine Lust mehr.“ Doch dann hatte das Schicksal seine Finger im Spiel – oder besser gesagt ihr Cousin. Der zeigte ihr Actionvideos und Anna war sofort begeistert. „Von da an mir war klar, dass ich genau das machen will.“

Sie wusste, dass es ihr liegt, in der Luft zu sein. „Die Grundlagen als ehemalige Turnerin haben mir geholfen und die Sprünge hatte ich gleich drauf“, sagt die 30-Jährige, die sich als „Spätzünderin“ bezeichnet, dann aber den Plan, Snowboarderin zu werden, mit Feuer und Flamme verfolgte. Die Eltern reagierten anfänglich skeptisch, nahmen ihre Tochter nicht ganz ernst, glaubten an eine rebellische Phase. „Als mit dem ÖSV alles eine Struktur bekam, haben sie mich aber sofort unterstützt. Sie stehen hinter mir und sind, denk’ ich, sehr stolz auf mich.

Sportlich ist Gasser Powerfrau, privat Familienmensch, die Familie ist ihre Energiequelle. „Daheim komm’ ich runter, kann den Rummel vergessen.“ Im Sommer genießt sie die Zeit mit Freund Clemens Millauer, ihrem „Fels in der Brandung“, am Millstätter See, im Winter ist Ausspannen angesagt: „Ein Couchtag nach Wettkämpfen ist purer Luxus. Ich lese gern mal ein Buch oder schau’ Netflix – typische ‘Frauenserien’ wie Grey’s Anatomy oder Gossip Girl. Die kenn’ ich auswendig.“

Dass sich Fotografen um die sympathische Blondine reißen, erklärt sich von selbst. „Aber ein Penthouse-Angebot habe ich vor Jahren abgelehnt. Ich glaube, die Mama hätte da einen Herzinfarkt bekommen.“