Für Clemens Millauer sind es gemischte Gefühle. Einerseits freut sich der Snowboarder riesig über den Triumph seiner Freundin Anna Gasser, andererseits muss sich der Oberösterreicher Dienstagnachmittag unters Messer legen. Er zog sich im Training für den Pekinger Big-Air-Bewerb in Shougang rechts einen Innenknöchelbruch. "Echt cool, dass es so für Anna gelaufen ist. In der Früh haben wir beide gehofft, dass der Speed passt, war optimal", erzählt Millauer, der zwischen den Runs mit seiner Herzensdame telefonierte. "Wir haben diskutiert, ob sie schon im zweiten volles Risiko gehen soll oder eben den Back 10 machen soll. Es lief einfach alles nach Plan und sie hat es mit solch einem Selbstvertrauen gemacht. Es war die perfekte finale Show, wo sie alles zeigen konnte und nicht zögerlich sein musste. Es hätte nicht besser laufen können", sagt der 27-Jährige, der sich mit zwei Freuden und Gassers Manager Sani Alibabic das Spektakel ansah. Millauer verriet, dass sie es im ersten Moment gar nicht realisieren konnte, wirklich Doppel-Olympiasiegerin zu sein. "Sie war ziemlich perplex."

Der erste Weg nach der Heimreise soll direkt zu ihrem Freund führen. "Ist natürlich schön zu hören, aber ich würde es voll verstehen, wenn der erste Weg nicht zu mir führt.Sie wird so viel um die Ohren haben und sie soll, um ehrlich zu sein, das Geschehene einfach genießen und am besten frei für die Seele snowboarden gehen."

"Viel schöner kann es ja fast nicht mehr klingen"

2026 wären Gassers erste Spiele auf europäischem Boden. Millauer könnte sich ein erneutes Abenteuer von ihr gut vorstellen, "aber vielleicht hätte sie sich Cortina als Ziel gesteckt, wenn sie jetzt keine Medaille geholt hätte. Viel schöner kann es ja fast nicht mehr klingen und was soll sie denn wirklich noch alles gewinnen?", sagt der Wahl-Kärntner mit einem Grinsen, der anmerkt, dass er es sich vorstellen könnte, "dass sie in eine andere Richtung Snowboarden geht. Zum Beispiel mehr, was mit filmen zu tun hat. Snowboarden ist so viel mehr als nur Contest fahren".

Millauer wird nach seiner Operation rund sechs Wochen pausieren müssen. "Ich hätte mir lieber einen anderen Zeitpunkt ausgesucht, aber so ist es nun mal. Die Zwangspause ist vom Zeitraum her absehbar, war letztlich Glück im Unglück. Ich habe definitiv vor, dass ich gleich danach ganz viel am Board stehen werde."