Sie kam quasi aus dem Nichts. Exakt ein Jahr ist es her, als eine „komplett fitte“ Vanessa Herzogam Start eines Rennens gestanden ist. Mit ihrem Auftritt in Peking sorgte die „Eis-Queen“ für entgeisterte Blicke. „Alle Athleten und Trainer sind nach dem Rennen auf mich zugekommen und haben mir gratuliert. Ich glaube, niemand hat diese Leistung von mir erwartet. Ich habe einige überrascht“, erzählt Herzog, die Bronze nur hauchdünn verpasste. Schlappe sieben Hundertstel fehlten auf die erhoffte Medaille – wie schon vor vier Jahren in Pyeongchang, als 17 Hundertstelsekunden gefehlt hatten. In Anbetracht ihrer unglaublichen Vorgeschichte mit zwei erlittenen Bandscheibenvorfällen eine Sensation. Auch wenn Herzog auf der Suche nach den Hundertstel schnell fündig wurde: „Auf der Zielgeraden beim Kurvenausgang habe ich mich von meiner Gegnerin, die extrem stark war, irritieren lassen. Dadurch bin ich etwas zu hoch geworden. Am Ende ist mir auch ein bisschen der Saft ausgegangen.“
Der vierte Platz ist der 26-Jährigen nicht hoch genug anzurechnen, „denn wenn ich ehrlich bin, hätte ich vor vier Wochen fast nicht mehr mit dem Gedanken gespielt, dabei zu sein. Mit meiner Performance bin ich zufrieden. Der Lohn der Mühe ist halt ein ganz undankbarer. Die Freude hielt sich daher in Grenzen, aber drei waren eben besser.“
Die Weltmeisterin von 2019 betonte, dass ihr der Rücken keine Probleme bereitet habe: „Klar war die Vorbereitung nicht optimal und die Zeit davor extrem belastend und anstrengend.“
"Ein fast perfektes Rennen"
Ehemann und Trainer Tom Herzog zeigte sich „unglaublich stolz: Für mich war es ein fast perfektes und das stärkste Rennen, dass sie je gelaufen ist, wenn man die letzten acht Monate im Hinterkopf mit einbezieht.“ Direkt nach dem Wettkampf ließ die Mehrkampf-Europameisterin von 2019 anklingen, dass sie mit Olympia eine Rechnung offen hat. Gut möglich, dass 2026 also ihre insgesamt vierten Spiele warten. Es wären in Mailand/Cortina ihre ersten in Europa.
Das Olympia-Abenteuer in Peking ist aber noch nicht beendet. Am 17. Februar warten die 1000 m. „Ein Top-Zehn-Platz wäre sensationell, Medaillen sind außer Reichweite“, sagt sie. Genauso wenig wie im Massenstart. Warum, erklärt Tom Herzog: „Der Bewerb passt zu Vanessa in etwa so, als würde Matthias Mayer bei der Vierschanzentournee mitspringen.“