Nie lag der WAC im Herbst in der Tabelle besser als auf Rang vier, nie schlechter als auf Rang acht – eine Herbstsaison im Mittelmaß? Am ersten Blick möglicherweise. Die genauere Betrachtung liefert aber ein anderes Bild. Was war gut? Was war schlecht? Hier ein Überblick:

+ Entwicklung des Teams

Trainer Manfred Schmid sprach immer davon, der Mannschaft mit den vielen Neuverpflichtungen Zeit zu geben. Die Rotationsmaschine wurde angeworfen. Mit der zweiten Länderspielpause wollte er seinen Stamm gefunden haben. Ihm gelang fast eine Punktladung. Die Tabelle der Runden 12 bis 17 weist die Wolfsberger auf Platz vier aus. Im Gegensatz zum Saisonbeginn (wo praktisch jeder lange Ball eine potenzielle Torchance für die Gegner darstellte) sind die Wölfe stabiler, kompakter, eine Einheit. Nur ein Beispiel: Die 213 abgefängene Bälle sind fast Liga-Spitzenwert. Einzig der LASK (221) war hier eine Spur besser.

+ Entwicklung der Spieler

Praktisch alle Neuzugänge haben sich weiterentwickelt. Mo Bomba kam aus der zweiten israelischen Liga, ist Toptorschütze der Wölfe. Sandro Altunashvili hatte große Probleme mit dem Tempo und der Intensität der Liga, ist jetzt Stammspieler im defensiven Mittelfeld. Ebenso wie ein Scott Kennedy im Abwehrzentrum. Große Schritte nach vorne machten auch die Eigenbauspieler Nikolas Veratschnig und Adis Jasic sowie jene Spieler, die bei anderen Klubs als Fehlkäufe oder Problemfälle abgestempelt waren, wie ein Thierno Ballo oder Simon Piesinger.

+ Trainingssteuerung

Der WAC zählte zu jenen Teams mit den wenigsten Ausfällen. Nicht nur das: Verletzte oder verletzungsanfällige Spieler wurden mit der richtigen Trainingssteuerung zurück in die Mannschaft geführt. Wie ein Samson Tijani, der bis Sommer 2023 mit einem Schien- und Wadenbeinbruch fast ein ganzes Jahr ausgefallen war und jetzt die vergangenen vier Runden durchspielte. Oder ein Augustine Boakye, der neben Bamba regelrecht aufblüht und mit zehn Torbeteiligungen ligaweit der drittbeste Scorer ist. Oder Jonathan Scherzer. Seine Verletzungshistorie ist seitenlang. Unter Schmid ist Scherzer hingegen – neben Kapitän Dominik Baumgartner und Torhüter Henrik Bonmann, der leistungsmäßig fast explodierte – der Dauerbrenner. Er verpasste im Herbst in der Bundesliga keine einzige Spielminute.

+ Rahmenbedingungen

Der WAC schloss die abgelaufene Saison finanziell mit einem Plus ab, wie praktisch jedes Jahr. Im Schnitt kamen im Herbst 4052 Zuschauer zu den Heimspielen, der beste Schnitt in den vergangenen neun Jahren.

- Zwei, drei Verlierer

Vom über 20 Mann großen Kader dürfen wohl nur ganz wenige Spieler mit dem Herbst nicht zufrieden sein. Vielleicht ein Thorsten Röcher, den lange eine Verletzung plagte. Oder Konstantin Kerschbaumer, für den es im zentralen Mittelfeld aktuell keinen Platz gibt. Die schlechtesten Karten hat derzeit wohl Innenverteidiger Kevin Bukusu. Gut möglich, dass für ihn in der Winterpause eine anderweitige Lösung gefunden wird.

- Cup-Aus in Leoben

Viel gab es im Herbst nicht, dass die Wolfsberger Fan-Seele schmerzte. Mit einer Ausnahme: Die bittere und unnötige Niederlage im ÖFB-Cup-Achtelfinale bei DSV Leoben (5:6 im Elfmeterschießen). Das Positive daran: Für die Mannschaft schien es ein Weckruf gewesen zu sein.

- zu wenige Flanken

Im Herbst brachten die WAC-Spieler 219 Flanken zur Mitte. Gleich sieben Teams in der Liga flankten öfter. Vielleicht ein Grund: Die Wolfsberger versuchen zu oft, die Situation spielerisch zu lösen und den Ball in den Strafraum zu tragen. Oder drehen auf der Außenbahn zu oft ab. Das Spiel in Salzburg zeigte, dass der Trainer daran arbeitet, den Wert zu verbessern.