Er wollte einfach bereit dafür sein, ins Ausland zu gehen, sagt Viktor Granholm. Darum wartete er nicht nur einfach zu, bis er Norwegen verließ, er hielt in all den Jahren auch noch seinem Verein Frisk Asker die Treue – vom Nachwuchs bis zur Herrenmannschaft. "Meine Sachen zu packen, ist mir noch leicht gefallen. Aber zu gehen und meine Freundin zurückzulassen, war dann schon schwer." Besuche und Videotelefonate lindern die Sehnsucht nach ihr, Heimweh nach Norwegen hat er nicht.
Granholm habe nur Gutes über die 99ers gehört und sich darum für Graz als erste Station im Ausland entschieden. Mittlerweile ist der 25-Jährige mit sieben Toren und vier Vorlagen der beste Scorer der Grazer. "Ich hatte immer einen guten Schuss – zumindest hat man mir das gesagt", erzählt er mit einem Lachen, "mit meinem Offensivspiel will ich meinen Teil zum Erfolg beitragen." Am liebsten feuert er den Puck "somewhere between the Hash Marks" (zwischen den Bully-Kreisen vor dem Tor, Anm.) ab. Seine Schusskraft ist hart erarbeitet: "Zwischen zehn und 15 Jahren habe ich so viel und oft wie möglich geschossen – das zahlt sich nun aus."

Da seine Brüder Hockey gespielt hatten, war es logisch, dass er sich auch darin versuchte. "Ich habe als Kind sehr viel ausprobiert: Fußball, Handball, Golf ..." Dem Spiel mit dem kleinen Ball frönt der Single-Handicapper nach wie vor: "Das bringt eine gute Stabilität in der Körpermitte." Sport und die Bewegung werden in Norwegen überhaupt großgeschrieben. "Sport hat in der norwegischen Gesellschaft einen enormen Stellenwert. Er ist wichtiger Teil der Kindheit und der Erziehung und es ist auch wichtig für die Gesellschaft, dass Menschen im Sport integriert sind."

Als Mannschaft gut entwickelt

Die Integration der neuen Spieler und der Aufbau seines Systems sind die Aufgabe von 99ers-Trainer Johan Pennerborn. "Wir haben uns als Mannschaft gut entwickelt, verinnerlichen das System immer besser", sagt Granholm. Mit den jüngsten Punktgewinnen und dem ersten Heimsieg (4:2 gegen den VSV) stieg auch das Selbstvertrauen. Warum man auswärts die Nummer eins ist, aber zu Hause erst einmal gewonnen hat, das weiß er nicht: "Über die Saison gesehen, gleicht sich das meist aus."

Granholm strahlt jene Ruhe aus, die Skandinaviern nachgesagt wird. "Ich bin nicht der Typ, der Schläger zerstört und sich zu sehr ärgert. Wütend zu sein macht mich schlecht auf dem Eis. Daher versuche ich, ruhig zu sein. Ob das typisch 'skandinavisch' ist, weiß ich nicht." Was typische Norweger ausmache? "Wir sind arbeitende, aber entspannte und wertschätzende Menschen, die den Wert Anderer anerkennen."