Die Graz 99ers haben schwungvoll begonnen und bekamen rasch mit einem Powerplay (Dennis Robertson) ganz dicke Chancen. Dabei ist die Personalsituation bei den Grazern weiterhin angespannt. Neben Dwight King (er war mit Krücken in der Halle), Oliver Setzinger und Sebastian Collberg fehlten auch noch Erik Kirchschläger und Lukas Kainz. Trainer Doug Mason hatte gerade einmal drei volle Linien und Amadeus Egger auf dem Spielplan.

Egal, die Grazer drückten trotzdem. Die Südtiroler waren anfangs erwartungsgemäß passiv und kamen in den ersten zehn Minuten genau zu einer guten Einschussmöglichkeit, während Daniel Oberkolfer (6./Haken) eine Strafe abgesessen hatte. In der zwölften Minute wurde es dann erstmals richtig laut im Bunker: Charles Dodero spielte einen Querpass von der linken Seite knapp vor dem Tor vorbei und Joakim Hillding zog trocken ab. Stefano Marchetti sorgte nur zehn Sekunden nach dem Tor für die zweite Feldüberlegenheit der Grazer – die war wieder stark, aber wieder torlos.

Gezählte 13 Personen fanden sich im Fansektor der Gäste ein und sahen, dass sich ihre Lieblinge ein bisschen mehr ins Zeug legten. Mit einer Strafe für Travor Hamilton (18./Beinstellen) wurde es zum Ende des ersten Durchgangs noch einmal heiß und Keeper Cristopher Nihlstorp musste eingreifen. 15 Sekunden musste Hamilton im zweiten Drittel noch absitzen.

Bozen in Überzahl erfolgreich

Bozen-Trainer Greg Ireland dürfte den Füchsen in der Pause etwas den Kopf gewaschen haben, dann die Südtiroler kamen wie ausgewechselt aus der Kabine. Druckvoll und mit einem starken Zug zum Tor wurden die Grazer in der eigenen Zone gehalten. Dann musste auch noch Dominik Grafenthin (23./Stockschlag) vom Eis. Das Überzahlspiel der Gäste war zwar keine Offenbarung, aber erfolgreich: Bei einem Schuss von Brett Flemming war Nihlstorp die Sicht verstellt (25.).

Die Grazer hatten den Schock schnell verdaut und wieder die Oberhand übernommen. Bozen verfiel zudem wieder in das fehleranfällige Muster. Bitter: Dominik Grafenthins (30./Halten) zweite Strafe unterbrach wieder den aufkommenden Flow der 99ers. In Unterzahl ließ Mason in der eigenen Zone sehr nah am puckführenden Spieler verteidigen und nach 1:17 Minuten zogen sich die Unparteiischen den Unmut der Fans richtig zu: Hamilton musste auch vom Eis. 43 Sekunden in doppelter Unterzahl galt es zu überstehen. Das gelang nicht und ein Pfeifkonzert ertönte in der Halle: Nihlstorp konnte einen Schuss mit dem Schoner noch zur Seite abwehren, doch Stefano Giliati (32./PP2) traf zur 2:1-Führung der Füchse. Knapp 40 Sekunden mussten die Grazer noch zu viert spielen, das gelang mit vollem Einsatz.

Das Spiel war in der Folge etwas zerfahren und die Unparteiischen zeigten sich ein einem sehr konsequent: Graz strafen, Bozen nicht. Alexander Reichenberg musste in der 37. Minute wegen "Haltens des Stocks" vom Eis und nur 16 Sekunden später geschah das schier Unmögliche: Bozens Anthony Bardaro musste wegen Hakens vom Eis. Beide Teams konnten aus dem vielen Platz auf dem Eis allerdings kein Kapital schlagen, das Feuer loderte zum Ende des zweiten Durchgangs hin auf dem Eis und den Rängen ein wenig schwächer. Nihlstorp holte sich Sekunden vor der Sirene noch einen verdienten Applaus ab.

Graz ließ nach

Der letzte Abschnitt der regulären Spielzeit begann prompt mit einer Überzahl für Graz. Ein Onetimer von Robin Weihager war allerdings das höchste der Gefühle in diesen zwei Minuten aus der Sicht der Hausherren. Die vielen Unterzahlen und das körperbetonte Spiel des HC Bozen haben Graz offenbar Substanz gekostet. Bozen mauerte nicht, sondern attackierte die Grazer bereits in deren Zone und versuchte so, den schnellen Spielaufbau über die Mitte zu unterbinden. In der 46. Minute kam dann die siebente Strafe: unkorrekter Spielerwechsel der 99ers. Bitter. Clemens Krainz musste die Bankstrafe absitzen und durch die Scheibe das 1:3 durch Brett Flemming mitansehen (47./PP).

Dass just Bozen so im Powerplay abräumt, ist verwunderlich. Denn mit mickrigen elf Prozent waren sie bislang Vorletzter in dieser Statistik. Nur Znaim ist schlechter. "Kämpfen Grazer, kämpfen", war halblaut von der Grazer Fantribüne zu vernehmen, die paar Bozen-Anhänger sangen unterdessen voller Inbrunst.

Daniel Oberkofler hatte aus der Distanz (50.) eine dicke Chance und er "zog" mit einem starken Vorstoß auch eine Überzahl (55.) an Land. Es war angerichtet für eine heiße Schlussphase vor 2678 Besuchern. Graz stand zwar gut, gab aber keinen einzigen nennenswerten Torschuss ab. Zum Drüberstreuen mussten dann Hillding und Alberga wegen übertriebener Härte vom Eis. Patrick Wiercioch, der gerade von der Strafbank gekommen war, bekam dann den Puck und fuhr alleine auf das leere Tor zu. 1:4 knapp vier Minuten vor dem Ende. Das war es für diesen Abend.