Die nächsten Wochen werden Covid-mäßig folgendermaßen ausschauen: Fünfstellige Infektionszahlen werden zum Standard, Millionen werden sich mit der Omikron-Variante des Virus anstecken. Ein Teil – vor allem Ungeimpfte – wird krank werden, häufig aber nicht so schlimm wie bei bisherigen Varianten.

Aber auch Omikron wird Leid bringen: Menschen – vor allem Ungeimpfte – werden sterben, andere wochenlang im Spital um das Leben ringen, viele werden Langzeitfolgen erleiden.

Die große gesellschaftliche Wette, die uns nun bevorsteht, hat zwei Ausformungen: Erstens, ob die statistische Abschwächung des Virus ausreicht, unser Gesundheitssystem trotz hoher Ansteckungsrate vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Das kann sich ausgehen, aber vielleicht auch nicht.

Zweitens: Viele Menschen werden in ihren Berufen in den kommenden Wochen ausfallen. Nicht nur wegen Quarantäne, sondern häufig wegen „einfacher“ Erkrankung: Fieber, Kopfschmerzen, Atemprobleme – nichts, weswegen man gleich ein Spitalsbett braucht, aber eben auch nichts, mit dem man einfach weitermachen kann.

Vor diesem Hintergrund haben Regierung und Landeshauptleute am Dreikönigstag entschieden, die Covid-Maßnahmen zu . . . ja, was eigentlich? „Zu verschärfen“?

Nein. Denn bei Licht betrachtet ändert sich für den Großteil, für Geimpfte, die sich an Maßnahmen halten, wenig: dass sie (hoffentlich) öfter den Grünen Pass herzeigen müssen, dass sie in beengten Verhältnissen im Freien die FFP2-Maske brauchen und dass der Pass schon sechs Monate nach der Zweitimpfung abläuft.
Stärker spüren werden es Ungeimpfte und Maßnahmengegner: Ihnen drohen härtere Strafen und der „Lockdown für Ungeimpfte“ wird nun auch im Handel kontrolliert.

Ansonsten bleibt alles wie bisher: 2G, Sperrstunde 22 Uhr, Regeln für Events usw.

Dass diese Nachjustierungen die Omikron-Welle ausbremsen werden, kann niemand ernsthaft glauben. Trotzdem kann man das Vorgehen der Regierung nachvollziehen, wenn man sich die Alternativen vor Augen führt: Nur ein noch strengerer Lockdown als im Dezember würde die Infektonszahlen drücken – also mehr als Zusperren von Lokalen, Handel, Ausgangsbeschränkungen, usw. Anders als bei bisherigen Varianten gäbe es aber kein Szenario, dass beim Aufsperren nach einem solchen Mega-Lockdown nicht gleich wieder ein neuer nötig wäre.

Das andere Szenario wäre jenes der totalen Durchseuchung ohne jede Bremse: ein unverantwortliches Hasardspiel.

Man merkt in der Diktion von Kanzler und Gesundheitsminister, dass sie nicht wissen, wie man diese neue, unbekannte Dimension des Virus verwaltet. Ob die aktuellen Entscheidungen richtig sind, wird sich in den kommenden Wochen weisen. Wichtig ist bei diesem Vortasten im Dunkel, auf Sicht zu fahren – und bereit sein, die Notbremse zu ziehen, sollte sich der Kollaps abzeichnen.