Die erste Gruppe weißer Südafrikaner, die im Rahmen des von US-Präsident Donald Trump eigens für sie installierten Flüchtlingsprogramms zukünftig in den USA leben sollen, hat sich auf den Weg in die Vereinigten Staaten gemacht. Insgesamt 49 Afrikaner (weiße Nachfahren niederländischer Siedler, auch Buren genannt) bestiegen in Johannesburg ein eigens von der US-Regierung für sie gechartertes Flugzeug. Das Vorhaben ist stark umstritten, da Trump von Rassismus der südafrikanischen Regierung gegenüber Weißen spricht und die Aufnahme von Flüchtlingen aus anderen Teilen der Welt nahezu vollständig blockiert hat.
Die Identität der Auswanderer wurde zuletzt anonym gehalten, auch beim Einchecken am Flughafen wiesen sie Fragen von Reportern zurück und erklärten, die US-Botschaft habe sie angewiesen, nicht mit den Medien zu sprechen. Eltern mit Kindern schoben Gepäckwagen, die mit Koffern überladen waren, und unterhielten sich leise untereinander, wie die New York Times berichtet. Nach der Landung am Flughafen Washington Dulles soll es eine Pressekonferenz geben, bevor die Auswanderer in ihre Wunsch-Bundesstaaten weiterreisen.
Trump wirft Südafrika „rassistische Diskriminierung“ vor
US-Präsident Donald Trump hatte nach seinem Amtsantritt im Januar ein weitreichendes Vorgehen gegen Einwanderung eingeleitet, einschließlich eines unbefristeten Stopps bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Doch trotz des allgemeinen Einfrierens des Flüchtlingsprogramms rief Trump im Februar dazu auf, weiße südafrikanische Farmer bevorzugt aufzunehmen, da sie „Opfer ungerechter rassistischer Diskriminierung“ seien.
Die Behauptung, dass die weiße Minderheit in Südafrika unter Diskriminierung durch die schwarze Mehrheit leidet, kursiert seit Jahren und wurde auch von Trumps aus Südafrika stammendem Berater, Tech-Milliardär Elon Musk, wiederholt.
Landstreitigkeiten und Kriminalität
In Interviews mit den US-Einwanderungsbeamten berichteten jene weißen Südafrikaner, die Flüchtlingsstatus beantragten, über Landstreitigkeiten, Kriminalität und wahrgenommene Diskriminierung. Die südafrikanische Regierung kritisierte Trumps Vorgehen und erklärte, der US-Präsident verkenne die koloniale und von der Rassentrennung der Apartheid geprägte Geschichte des Landes. „Es ist sehr bedauerlich, dass die Umsiedlung von Südafrikanern in die Vereinigten Staaten unter dem Vorwand, ‚Flüchtlinge‘ zu sein, offenbar rein politisch motiviert ist und darauf abzielt, die verfassungsmäßige Demokratie Südafrikas infrage zu stellen“, erklärte das Außenministerium Südafrikas am Freitag.
Die Landverteilung in Südafrika ist ein hochumstrittenes Thema. Weiße Südafrikaner, die knapp acht Prozent der Bevölkerung ausmachen, besitzen über 30 Jahre nach Ende des rassistischen Apartheid-Systems noch immer 72 Prozent des privaten Farmlandes. Während der US-Präsident Maßnahmen der südafrikanischen Regierung zur Beseitigung von Rassenungleichheiten als Diskriminierung von Weißen darstellt, werfen südafrikanische Regierungsvertreter der Trump-Administration vor, mit dem Flüchtlingsstatus für Afrikaner einen politisch motivierten Versuch zu unternehmen, das Land zu diskreditieren. Die Trump-Regierung wiederum kritisiert Südafrika für seine enge Beziehung zum Iran und seine entschiedene Haltung gegen Israel – einschließlich einer Klage wegen Völkermordes vor dem Internationalen Gerichtshof im Zusammenhang mit dem Krieg im Gazastreifen.
Stephen Miller, ein ranghoher Mitarbeiter des Weißen Hauses und Architekt von Trumps Einwanderungspolitik, verteidigte das Programm gegenüber Reportern und sagte, die Situation erfülle „die klassische Definition“ von rassenbedingter Verfolgung.
Die südafrikanischen Auswanderer wollen sich in unterschiedlichen Regionen der USA niederlassen. Neben den republikanisch regierten Bundesstaaten Idaho und Alabama, steht auch das liberale Minnesota auf der Wunschliste weit oben.
Knapp 70.000 Interessierte
Laut der südafrikanischen Handelskammer in den USA, kurz Saccusa, haben sich über 67.000 Personen registriert, um ihr Interesse an einer Auswanderung in die Vereinigten Staaten zu bekunden. Dass weiße Südafrikaner ihr Heimatland verlassen, ist nicht ungewöhnlich. Die schwächelnde Wirtschaft, Infrastrukturprobleme und hohe Kriminalitätsraten sind die häufigsten Motive der Auswanderer. Zu den bevorzugten Zielen gehörten bisher allerdings Großbritannien, die Niederlande und Australien.