Viele Lehrer hätten den Wunsch nach einer klaren Anlaufstelle abseits vom Dienstweg geäußert, berichtete Czernohorszky. Die Hotline wird vorerst in Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft eingerichtet und in weiterer Folge als Stabsstelle beim Stadtschulrat angesiedelt. Auch ein Soforthilfetrupp, bestehend aus Schulsozialarbeitern und -psychologen, Beratungslehrern sowie Grätzelpolizisten, soll demnächst seine Arbeit aufnehmen, kündigte Ludwig an. Dieser soll zum Beispiel tätig werden, wenn familiäre Gewalt in der Schule auffällig wird. Die Kinder- und Jugendhilfe solle enger mit der Schule verknüpft werden, erklärte Czernohorszky. "Wir bauen die Kinder- und Jugendhilfe gerade in Hinblick auf Regionalisierung um", sagte er.

Zuletzt hatte die Wiener Lehrerin Susanne Wiesinger mit ihrem Buch "Kulturkampf im Klassenzimmer" eine rege Debatte über Integrationsprobleme an Wiener Schulen angestoßen. "Radikalisierung oder Religion als Mittel der Politik, Gewalt und das Recht des Stärkeren haben in meiner Stadt nichts verloren", betonte Ludwig. Mit den Maßnahmen solle den Lehrern der Rücken gestärkt werden. Er sprach sich für "klare Konsequenzen bei Fehlverhalten" aus. Gemeinsam mit dem Bund soll Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer (SPÖ) prüfen, welche Sanktionen und Konsequenzen bei Regelbrüchen möglich sind. Wie diese aussehen könnten, blieb offen. Der Bürgermeister stellte aber klar, dass sie nicht finanzieller Natur sein sollen. Der Forderung der ÖVP, die Familienbeihilfe einzufrieren, wenn Elterngespräche nicht wahrgenommen werden, erteilte er eine Absage, "weil es die Kinder sozial schwacher Familien trifft."

Auch Suspendierungen von Schülern will Ludwig möglichst vermeiden. "Sozial auffällige Schüler" sollten nicht ausgeschlossen, sondern im Gegenteil verpflichtet werden, länger in der Schule zu bleiben, wo sie sozialarbeiterische Unterstützung erhalten sollen.

Außerdem forderte der Stadtchef den Bund auf, einen Verhaltenskodex zu erstellen. In diesem soll es nach Vorstellung des Bürgermeisters etwa um einen wertschätzenden Umgang miteinander, aber auch um Disziplin und Leistung sowie die Gleichberechtigung von Männern und Frauen gehen. Die Verhaltensregeln will Ludwig analog zur Hausordnung in den Gemeindebauten, die er als Wohnbaustadtrat in den Gebäuden anbringen ließ, "optisch stärker in den Schulen verankern". Außerdem sprach er sich für einen verpflichtenden Ethikunterricht ergänzend zum Religionsunterricht aus.

Durch die Kürzungen des Bundes gebe es allein heuer 41 Sozialarbeiter und 300 Lehrer in Wien weniger, klagte Ludwig. Gemeinsam mit dem Bund sollen die sozialarbeiterischen Ressourcen wieder aufgestockt werden, forderte er. "Ich bin bereit, dass wir uns die Kosten teilen", sagte Ludwig.

Am 16. Oktober findet wie bereits angekündigt auf Einladung des Stadtschulrats ein Runder Tisch zum Thema Gewalt an Schulen statt. Dort sollen weitere Ergebnisse erarbeitet und präsentiert werden.