Dem Wunder der Schwangerschaft auf der Spur: Ein Team rund um Österreichs Top-Forscher Josef Penninger entschlüsselte nun die zentrale Rolle, den die Thymusdrüse für eine gesunde Schwangerschaft spielt. Die Veränderung, die dieses Organ in einer schwangeren Frau durchläuft, ist fundamental, wie Penninger gegenüber der Kleinen Zeitung erklärt: "Bei schwangeren Frauen hat der Thymus nur noch 10 Prozent seiner eigentlichen Größe - die große Frage war: Warum passiert das?"

Das Organ, das in der Brust ober dem Herzen sitzt, ist ein zentrales Organ des Immunsystems: Hier werden T-Zellen gebildet, die zentrale Waffe im Kampf gegen Viren. Eine Untergruppe dieser T-Zellen sind die regulatorischen T-Zellen, kurz Treg, die eine wichtige Rolle in der Schwangerschaft spielen.

Die Forscher im Team von Penninger haben nun aber weitere Funktionen dieses Organs erstmals beschrieben. So ist es eine zentrale Frage in der Biologie: Warum stößt das Immunsystem der Frau den Embryo, der in ihr heranwächst nicht ab - so wie es zum Beispiel mit fremden Organen passiert? Eine Erklärung dafür ist das Zusammenspiel von Thymus und den Sexualhormonen der Frau in der Schwangerschaft: "Für diese Kommunikation wird der molekulare Signalweg RANK/L genutzt: So wird sichergestellt, dass das heranwachsende Baby nicht als Fremdkörper erkannt und vom Immunsystem bekämpft wird", sagt Penninger. Aber der Thymus im Zusammenspiel mit RANK/L erfüllt noch eine weitere Aufgabe: Es wird auch die metabolische Gesundheit der schwangeren Frau beeinflusst.

Einfluss auf Diabetes in der Schwangerschaft

Die produzierten T-Zellen wandern auch in das Fettgewebe der Mutter, um Entzündungen zu verhindern und die Kontrolle des Glukosespiegels im Körper zu unterstützen, wie die Erstautorin Magdalena Paolino erklärt. Wie im Maus-Modell gezeigt wurde, führt ein Mangel an diesen Zellen dazu, dass Schwangerschaftsdiabetes entsteht. 

Schwangerschaftsdiabetes tritt in 15 Prozent aller Schwangerschaften auf und kann für die Kinder Folgen im späteren Leben haben: Übergewicht und Diabetes können entstehen. Die Forscher analysierten dank Daten der Meduni Wien auch Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes, wobei sie eine verminderte Anzahl von Tregs in ihrer Plazenta feststellten, ähnlich wie bei der Studie an Mäusen.

"Der RANK/L-Signalweg, der von Sexualhormonen gesteuert wird, ist somit ein Schlüssel für biologische Vorgänge im Körper, die eine erfolgreiche Schwangerschaft ermöglichen", erklärte Penninger, der eine Forschungsgruppe am IMBA leitet und am Life Sciences Institute (LSI) der University of British Columbia in Vancouver (Kanada) forscht.

„Das Faszinierende daran ist, dass dieses System von Sexualhormonen gesteuert wird, um den weiblichen Körper optimal an die komplexen biologischen Herausforderungen der Schwangerschaft und Stillzeit anzupassen. Außerdem haben wir dabei eine völlig neue Funktion des Thymus entdeckt – dieses Organ reguliert nicht nur Immunität, sonders ist auch für einen gesunden Stoffwechsel in der Schwangerschaft verantwortlich“, sagt Penninger.

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