8. April: Der Kollege bleibt in der Warteschleife
Lange hat hier Funkstelle geherrscht – so auch bei meiner Handynutzung. Ich widerstehe bisher den Versuchungen, dabei muss ich aber auch gute Freunde vernachlässigen. Der Kollege vom Social-Media-Team hat mir seit Beginn meines Vorsatzes täglich mehrere Kurzvideos über Instagram zukommen lassen. Alle verharren jedoch ungeöffnet im Chat. Ob ich sie jemals sehen werde? Wohl eher nicht. Das würde die Bildschirmzeit dann nachträglich zu sehr nach oben schrauben.
25. März: Was ist mit San Marino?
Mir gehen tatsächlich wenige social-media-Accounts ab. Die meisten kenne ich eh nur vom zufälligen vorbeiwischen. Einer ist mir jedoch ans Herz gewachsen: Der Fan-Account der Fußballnationalmannschaft von San Marino. Nachdem die Kicker aus dem Süden nun sich auch in der gleichen Qualifikationsgruppe für die WM-Endrunde wie Österreich finden, ist mein Interesse an San Marino nochmal gestiegen. Livestreams und gute Ticker von Spielen des Zwergstaates sind jedoch Mangelware, nur der Fan Account lieferte verlässlich jede Aktion im Spiel. Derzeit muss ich darauf verzichten, die 0:2-Niederlage von San Marino gegen Zypern und das 1:5 gegen Rumänien erfuhr ich erst über Umwege. Zum Glück endet die Fastenzeit vor Ende der WM-Qualifikation.
21. März: Kein Zeitvertreib im Krankenbett
Krank im Bett zu liegen, zählte noch nie zu meinen Hobbys – wenn das Handy dann aber auch verboten ist, beginnt die Qual sich erst so richtig zu entfalten. Die Social-Media-Apps als gern genutzte Zeitvertreiber fielen flach. Bitter. Nach schneller Genesung war aber auch diese Versuchung überstanden.
14. März: Die Paradoxien des Alltags
Heute bin ich für eine Reportage in einer Schule gewesen, die bereits konsequent ein Handyverbot umsetzt. Die Schülerinnen und Schüler klagten mir ihr Leid, meinten sie müssten nun den ganzen Vormittag auf ihr Mobiltelefon verzichten. Kein Social Media, keine Nachrichten, keine Anrufe – nichts. Ich zeigte Verständnis, fühlte ich mich doch ihnen sehr verbunden. Auch mein Handy blieb in der Tasche.
13. März: Kein Internet, keine Versuchung
Ein kurzer Flug ins Nicht-EU-Ausland und ein unzureichender Handyvertrag haben mich meinem Ziel ein Stück weit näher gebracht. Ein Tag ohne Internet hat auch jede Versuchung zunichtegemacht. Eine dauerhafte Lösung ist das mangels Budget dann aber auch wieder nicht.
11. März: Die ständige Beobachtung
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass meine Freunde und Familie meinen Fastenvorsatz mehr verfolgen, als mir lieb ist. Nachrichten wie „Bist eh brav offline?“ oder „arfst du mir überhaupt auf Whatsapp antworten?“, sind schon eingetrudelt. Sind es nette Nachfragen oder doch Versuche, mich zum Scheitern zu bringen? Zumindest sind sie ein Korrektiv.
10. März: Das Wochenende ist böse
Nach knapp einer Woche fasten, stelle ich fest: Das Wochenende ist böse. Nicht falsch verstehen, ich genieße die ruhigen Momente, wo ich nicht ab 8.00 Uhr für mehrere Stunden in der Arbeit eingespannt bin. Aber: Mehr Tagesfreizeit bedeutet auch mehr Versuchungen durchs Handy zu wischen. Dass ich den Erfolg des eigenen Hobbyfußballturniers am Samstag – ein herausragender vorletzter Platz, gesichert im Elfmeterschießen – nicht wie die übrigen Teamkollegen auf Instagram teilen konnte, schmerzte doppelt. Zumindest kann ich es hier vermelden – wieder ein Schlupfloch gefunden.
7. März: Fasten mit Hermann Hesse
Hermann Hesse dürfte nie gefastet haben. Denn welchen Zauber meinem Fastenvorsatz innewohnt, kann ich in diesen Anfangstagen nicht finden. Na gut, man findet dafür andere Dinge, beispielsweise Bücher. Statt sinnloser YouTube-Serien oder endlos-vieler Kurzvideos wird also im Bücherregal geschmökert. Demnächst vielleicht auch nach Hermann Hesse.
5. März: Das erste Schlupfloch ist gefunden
Vielleicht war das Ziel tatsächlich etwas ambitioniert. Ohne Gesprächspartner in der Straßenbahn stehend, ist das Handy dann doch sehr verlockend. Aber: Es bleibt in der Tasche. Zumindest Podcast-Hören geht - laut eigens installierter Überwachungsapp steigt die Bildschirmzeit dadurch nicht. Instagram & Co. bleiben geschlossen, Spotify aufgedreht.
4. März: Los geht´s
Ein Hoch auf die Fastenzeit, also noch. Wer weiß, was kommt. Doch die 40 Tage Schonfrist kommt gerade recht. Seit Wochen, Monaten und Jahren nehme ich mir vor, weniger unnötig auf meinem Handy herumzuwischen. YouTube, Instagram und Co. sind viel zu bekannte Wegbegleiter geworden.
Die Fastenzeit kommt da gerade recht. Ein schwacher Moment und schon war man überredet, sich den ambitionierten Plänen der Kolleginnen und Kollegen anzuschließen. Wirklich durchdacht war das nicht. Digital Detox, wie die Handy-Abstinenz neu-deutsch gerne genannt wird, soll Stress reduzieren und den Blick wieder aufs Wesentliche richten. Für mich heißt das: In den nächsten 40 Tagen reduziere ich meine Social-Media-Aktivitäten auf zehn Minuten pro Tag. Instagram, YouTube, Twitter und BlueSky laufen dann auf Sparflamme.