Vier Sünden und die traurigste Pizza der Welt (17.4.)
Die „Versuchungen“ waren in letzter Zeit häufig. Mein Bestreben, standhaft zu bleiben, wurde oft mit dem Satz, „Ach komm, ich sag‘s eh keinem“ und einem einladenden Blick in Richtung des angepriesenen Tierprodukts getestet. Ich blieb standhaft und kann von mir behaupten, das Vegan-Fasten bis jetzt nach besten Wissen und Gewissen durchgezogen zu haben. Na, gut, vielleicht nicht ganz ... Vier Vorfälle muss ich ehrlicherweise einräumen:
- Nicht veganen Fruchtgummi gegessen: Das ist gleich am Anfang passiert. Die Person pries die Süßigkeit fälschlicherweise (und unbeabsichtigt) als vegan an. Die darin enthaltene Gelatine macht die gummiartige Konsistenz und wird meist aus Schweine- oder Rinderknochen hergestellt.
- Nicht vegane Kekse gegessen: Einmal beim Einkaufen nicht genau geschaut und die vegetarische mit der veganen Kennzeichnung verwechselt. Don‘t judge me.
- Wein getrunken: letztes Wochenende in der Südsteiermark. Wein ist oft nicht vegan. Ich gebe ich zu, dass ich es im konkreten Fall dieser Achterl Muskateller nicht ganz genau wissen wollte ...
- Schuhe bestellt: Erst nach der Bestätigung des Auftrags habe ich daran gedacht, dass der Schuh wahrscheinlich nicht vegan ist. Nachgeschaut und festgestellt: Leder. Ein User hat mich hier kritisiert, dass ich Veganismus in erster Linie als Diät betrachte, was nicht dem Grundgedanken entspreche. Dieses Beispiel zeigt, dass er hier einen Punkt hat.
Das Fazit
Ob ich den veganen Lebensstil beibehalten werde, bin ich in den letzten Tagen oft gefragt worden. Meine Antwort, ganz kurz: Nein. Ich werde mich weiterhin vegetarisch ernähren und zu Hause veganer Ernährung mehr Platz einräumen und mein Konsumverhalten generell kritisch abklopfen.
Was ich von diesen 40 Tagen mitnehme, ist ein Gefühl, für die oft unnötige Omnipräsenz von Tierprodukten im täglichen Leben – auch abseits vom Essen. Vor allem, weil es für so gut wie alles tierfreie Alternativen gibt. Es bleibt Verständnis und Respekt vor der Entscheidung für ein veganes Leben, für das ständige Rechtfertigen-müssen, weil man Tierprodukte ablehnt, für das Zufriedengeben mit Beilagen, weil man niemanden Umstände machen will und für das Ertragen dümmlicher Veganer-„Witze“ und Kommentare. Es bleibt Respekt für Menschen, die das alles auf sich nehmen, nicht um sich selbst auf die Schultern zu klopfen, sondern weil sie Tierleid in jeder Form ablehnen.
Die Berichte aus dem Schweinestall – ein Moment zum Innehalten (10.4.)
Wer meine Einträge hier verfolgt, weiß, dass vieles mit einem Augenzwinkern zu lesen ist und ich diese „Challenge“ auch mit einer Portion Humor nehme. Aber nach jüngsten Berichten meines Kollegen Florian Eder über die Zustände in einem steirischen Schweinestall ist mir nicht zum Lachen zumute.
Jene Passagen, in denen ich mich selbst für meinen temporären Verzicht auf Tierprodukte bemitleide, kommen mir gerade sehr fehlplatziert vor.
Natürlich herrschen in den allermeisten Betrieben nicht solche Zustände und verantwortungsbewussten Landwirten liegt auch das Wohlergehen ihrer Tiere am Herzen.
Dennoch fühle ich mich heute dem Gedanken hinter dem Veganismus stärker verbunden als sonst. User Janni99 hat diese in den Kommentaren so zusammengefasst: „eine Lebensweise, die darauf abzielt, alle Formen der Ausbeutung gegenüber Tieren zu vermeiden.“
Die Veganer mit ihren Extrawürsten und die Sache mit dem Hotelfrühstück (7.4.)
Zu Hause ist das vegane Leben ganz leicht. Ich probiere Rezepte aus und koste mich durch die vegane Palette der umliegenden Supermärkte. Dabei habe ich nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Das ändert sich, sobald man unterwegs ist. Vegetarisch ist fast nirgends mehr ein Problem, aber bei vegan wird das alles schon schwieriger.
Als einziger Veganer einer Gruppe will man dann auch nicht ständig auf Extrawürtsel bestehen und sagt „ja, passt“ zur Lokalauswahl, auch wenn man weiß, dass man dort nur eine Beilage essen wird können. Das wiederum wirft die Frage auf, warum man denn nur die Beilage isst, wodurch man sich wieder rechtfertigen muss. Das ständige Rechtfertigen ist überhaupt das Nervigste an diesem kleinen Fastenexperiment.
Am Freitag war das Podcastfestival in Klagenfurt. Die Nacht auf Samstag habe ich in einem Hotel verbracht. Normalerweise freue ich mich darauf, weil ich ein großer Fan des ausgiebigen Hotelfrühstücks bin. Diesmal war das nicht so, ich wusste von vornherein, dass ich auf die reiche Käseplatte, die Eierspeis und diverse Kuchen verzichten muss. Also wurden es zwei Marmeladesemmerl. Erst dann habe ich einen eigenen Kühlschrank mit der Aufschrift „plant based“ gesehen. Naturgemäß musste ich mich halt da dann auch noch durchkosten.
Wenn Veganer kein Fleisch mögen, warum imitieren sie dann dessen Geschmack und Aussehen? (28.3)
Burger, Schnitzel, Extrawurst und sogar Käsekrainer: In vielen Supermarktregalen finden sich vegane Alternativen zu (fast) jedem fleischlichen Klassiker. Die dürfen freilich nicht so genannt werden, weil man dem Konsumenten anscheinend sinnerfassendes Lesen nicht zutraut (aber mehr dazu ein anderes Mal).
„Wenn du kein Fleisch magst, warum soll dann dein Essen genauso ausschauen und schmecken?“ „Wie können es Veganer wagen, es Schnitzel zu nennen, obwohl da gar kein Fleisch drinnen ist?“ So oder so ähnlich lautet eine vielmals geäußerte Kritik, die in vielen Fällen auch nur eine Beschimpfung ist. Den Beitrag dieses Vegan-Bloggers spülte mir Instagram unlängst in den Newsfeed, ich möchte ihn Ihnen nicht vorenthalten:
Vegane Empörung und souverän im Supermarkt (19.3.)
Die Einkäufe beim Lebensmittelhändler des Vertrauens sind inzwischen weniger mühsam. Anfangs hatte das Studium der kleingedruckten Inhaltsstoffe ziemlich viel Zeit beansprucht – überraschend viele Produkte, bei denen man das nicht annehmen würde, enthalten Tierprodukte. Das Vegan-Label ist hilfreich, aber nicht alle Produkte, die keine tierischen Erzeugnisse enthalten, führen es. Früher musste ich immer schmunzeln, wenn ich das Label z.B. auf Limonaden oder Fruchtsäften gesehen habe – was soll daran nicht vegan sein? Inzwischen weiß ich, einiges.
Was ich nicht verstehen kann, ist die Empörung einiger über einen veganen Lebensstil. Schön zu beobachten ist das – wo sonst – im Internet. Liest man etwa die Kommentare unter Social-Media-Posts zu veganen Kochtipps, finden sich mit großer Wahrscheinlichkeit einige, die es extrem zu stören scheint, dass andere vegan sind und eine dementsprechende Diskussion weit abseits vom Rezept, um das es eigentlich geht, anzetteln.
Im Privaten ist das entspannter, doch die Skepsis ist auch hier zu spüren. Ein Beispiel: Der Grund einer Erkältung war schnell im temporären Umstieg auf vegane Ernährung festgemacht.
Vegan heißt nicht gleich gesund (14.3.)
Diese Woche habe ich mich durch einige vegane Fertigprodukte durchgekostet. Ich hatte zu wenig Zeit oder Lust zum Kochen. Fazit: Vieles schmeckt ganz ok, ist aber wahrscheinlich nicht wirklich gesund.
Heute habe ich endlich ein wenig Zeit zum Kochen. Vor kurzem habe ich die Geheimwaffe entdeckt, mit der man den in seiner Reinform nicht unbedingt als aufregend wahrgenommenen Tofu traumhaft hinbekommt: Maisstärke.
Vermischt mit Olivenöl und gescheit gewürzt (zB. Paprikapulver, Salz, Chiliflocken und Sojasauce) benetzt man den gewürfelten Tofu. Scharf angebraten ergibt das knusprige und g‘schmackige Stückerln, die mein fragiles Selbstbewusstsein (das Kochen betreffend) ein wenig stärken.
Keinen Elefanten aus einer Mücke machen ... (10. März)
Es ging alles ganz schnell. Meine Kollegin war aufgesprungen, gejagt von einer gestreiften Mücke – wir vermuten, der ersten Tigermücke des Jahres. Hier, bei uns, im Newsroom! Schnelles Handeln war gefragt. Wenige Sekunden später ist die Mücke tot. Ein tierisches Leben beendet. Durch meine Hand. Erst als es viel zu spät ist, fällt mir ein, dass ich damit das Vegan-Fasten gebrochen habe. Meine Hände kann ich waschen – allerdings nur mit Wasser und Seife und nicht in Unschuld. Aber andererseits soll man ja aus einer Mücke auch keinen Elefanten machen.
Bier ist nicht vegan?! (7. März)
Jeden Tag lerne ich Neues über Veganismus. Ein Freund hat mich gestern mit der Info schockiert, dass Bier nicht immer vegan sei. Er hat recht – auch wenn man mit dem Reinheitsgebot immer auf der sicheren Seite ist. Doch „bisweilen setzen die Brauer auch Fischblasen zum Klären ein“, ist auf Ökotest zu lesen ...
Wenn man Veganismus in der strengsten Ausprägung leben will, wird das zur Wissenschaft. Ein Beispiel: Kleber von Etiketten (zB bei Getränkeflaschen) können manchmal Kasein enthalten – ein Protein aus Kuhmilch.
Aller Anfang ist verdächtig (6. März)
„Also vegetarisch geht ja noch, aber vegan wär mir wirklich zu viel.“ „Auf den Käse (bzw. die Schokolade) könnte ich einfach nicht verzichten.“ Einen dieser beiden Sätze (und manchmal auch beide) entgegnete mir so gut wie jede Person, wenn mein kleines Vegan-Fasten-Experiment zur Sprache kam. Seit meinem sehr kurzfristigen Entschluss dazu sind ein paar Tage vergangen. Die letzten Käse- und Ei-Vorräte wurden ebenso kurzfristig aufgebraucht.
Überraschend viele Kolleginnen und Kollegen wissen Bescheid. Das Kantinenpersonal spätestens beim Nachfragen, ob die Nudeln vegan sind. Waren sie nicht. So wurde die erste Mahlzeit außerhalb der eigenen vier Wände zur ersten Denkaufgabe. Haufenweise Frühlingsrollen, etwas Couscous (oder Quinoa? Das verwechsle ich immer ...) landeten neben Gemüse und ein paar Tofu-Stückerl am Teller. Darüber ein paar Rucola-Blätter. Das erregt Verdacht: „Ist das Käse unter dem Salat?“, glaubt mich ein Kollege schon am ersten Tag beim Schummeln erwischt zu haben.
Der Start (4. März)
Wenn Sie diese Zeilen lesen, werde ich tags zuvor ziemlich viel Käse gegessen haben, um diese schöne Zeitform namens „Futur II“ anzuwenden. Grund ist die spontane Teilnahme an der Fastenzeit, die der Überzeugungsarbeit meiner Kolleginnen und Kollegen geschuldet ist. Das Ziel: 40 Tage vegan. Auf Fleisch verzichte ich sowieso, da ist dieser kleine Schritt auch nicht mehr so weit, stimmts? Falsch! Als Käsetoast- und Pizza-Connaisseur bilden Milchprodukte einen elementaren Teil der Ernährungspyramide. Das gilt es alles zu substituieren, genauso wie die geliebten Frühstückseier.
Den Grundgedanken hinter Veganismus halte ich für einen noblen, doch die Implikationen der Lebensweise (vermeintlicher Verzicht auf Genuss, umständliche Nahrungsbeschaffung etc.) haben mich davor abgeschreckt bzw. boten eine Ausrede. Damit ist vorläufig Schluss. Aber verschwenden will man trotzdem nichts. Darum ging es gestern – dem Tag vor dem Startschuss – den gesamten Käsevorräten an den Kragen. Im besten Fall werden die Folgen der Überdosis den Verzicht für die ersten paar Tage erleichtern.