Wer hätte sich jemals gedacht, dass ausgerechnet rohes Rindfleisch zu einer internationalen Delikatesse werden könnte? Und ganz ehrlich: Es gibt wenige Gerichte, die archaischer sind als das Steak Tatar. Wenn man rohes Rindfleisch mit ebenfalls rohem Ei und kräftigen Gewürzen mischt und es ohne Umweg über die heiße Pfanne verschlingt, dann kann man sich unseren jagenden und sammelnden Vorfahren so nahe fühlen wie selten sonst.
Video – Zu Gast in der Tatarie Marie
Die Legende besagt – und Legenden sind bekanntlich immer zu 100 Prozent wahr –, dass die Tataren auf rohem Fleisch „herumritten“. Angeblich legten sie Rindfleischscheiben unter ihre Sättel, um es weichzuklopfen und zu konservieren, während sie durch die Steppe galoppierten. Das Pferd arbeitete, der Tatar aß. Eine symbiotische Beziehung, die irgendwo zwischen genial und seltsam einzuordnen ist. Die Realität? Wahrscheinlich hat sich diese Geschichte einfach zu gut erzählt und irgendwo zwischen Mongolen, Sattel und Steak ihre Wurzeln verloren.
Gleich nachmachen!
Aber das Wichtigste: Es schmeckt genial! Das hat sich auch das Team von der Tatarie Marie im ersten Bezirk in Wien gedacht. Koch Dominik Stolzer hat vor zwei Jahren gemeinsam mit zwei Partnern das innovative Lokal eröffnet und war zuvor im Sacher als Küchenchef tätig. „Meiner Erfahrung nach ist Beef Tatar eine der Vorspeisen, die am häufigsten bestellt werden“, erklärt er.
Das Konzept in der Tatarie Marie ist einzigartig: Tatar vom Kalb oder Rind gibt es pur oder in Geschmacksvariationen auf Brioche in kleinen Happen zum Snacken im Lokal oder in Boxen zum Mitnehmen. Besonders spannend sind die von Stolzer entworfenen speziell gewürzten Tatar-Variationen. „Natürlich gibt es aber auch Happen für all jene, die kein Fleisch essen“, erklärt er. So gibt es eine vegane Version, die saisonal angepasst ist – etwa Kürbis –, und eine Variante mit Saibling. „Gerade jetzt zum Jahreswechsel ist Beef Tatar eine tolle Speise, die man super vorbereiten kann und die sich dann jeder nach Lust und Laune selbst zusammenstoppelt“, ermuntert Stolzer alle zum Nachmachen.
So wird es gemacht!
Heute findet man Beef Tatar in vielen Variationen: klassisch mit Zwiebel, Gurken und Senf, asiatisch mit Sojasauce und Ingwer oder modern interpretiert mit Avocado und Trüffelöl. Ob man es puristisch oder „veredelt“ genießt, bleibt jedem selbst überlassen. Wichtig ist nur: Die Qualität des Fleisches ist das A und O! Niemand möchte eine Überraschung, die mehr mit Lebensmittelvergiftungen als mit Genuss zu tun hat.
Also: Erheben wir den Löffel oder die Gabel und denken an die Tataren (die es vielleicht nie gegessen haben), an die Franzosen (die es erfunden haben) und an die Genießer, die sich freuen, ein Stück rohe Geschichte zu verzehren.