Sie ist bei Wanderern sehr beliebt, die Johannishütte in der Venedigergruppe in Prägraten (2121 Meter). Ein Grund, sie anzusteuern, ist für viele die gute Küche. Erst heuer bekam die Hütte drei Edelweiß von Falstaff mit 37 von 40 Punkten für das Essen. Gerade Bauernschöpsernes und Wildgerichte wurden hervorgehoben.
Doch seit einigen Tagen steht die Welt für Leonhard Unterwurzacher, seit 30 Jahren Hüttenpächter, Kopf. Er ist erschüttert. Den Nerv bei ihm getroffen hat die öffentliche Kritik, dass er den Veganern den Kampf angesagt habe. So titelte ein Medium. „Mir das zu unterstellen, ist der Oberwahnsinn“, sagt der Pächter. „Es gibt keinen Kampf.“ Ausgelöst wurde die Debatte um veganes Essen durch ein Instagram Posting. Ein Hinweis auf der Speisekarte der Johannishütte wurde dort geteilt. Dieser lautet: „Da wir diese kleinstrukturierte Land- und Almwirtschaft erhalten wollen, kochen wir nicht vegan!“ Die Aussage sorgte für ein Rauschen im Blätterwald. Nicht nur österreichische, sondern vor allem deutsche, aber auch Schweizer Medien echauffierten sich über die Haltung des Hüttenwirtes. Er betont: „Denen habe ich nur gesagt, dass es bei mir kein veganes Hauptmenü am Abend gibt. Dafür habe ich einfach keine Zeit.“ Er biete aber sehr wohl Vegetarisches an. Veganer könnten Linseneintopf, Gemüse, Salate oder Pommes haben.
„Vielleicht müssen wir als Pächter auch noch gehen“
Dass es nicht eigene vegane Gerichte gibt, führte zu Aufruhr. „Wir erleben einen richtigen Shitstorm der Veganer bei den Rezensionen für die Hütte“, berichtet Unterwurzacher. Darauf sei ein Absturz der Bewertungen erfolgt, was großen Schaden bedeute. Das Hochgehen der Wogen hatte auch noch andere Folgen. „Die Sektion Oberland als Hüttenbesitzerin hat uns einen Rüffel erteilt“, lässt der Hüttenwirt wissen. Und er folgert: „Vielleicht müssen wir wegen der Aufregung als Pächter der Hütte auch noch gehen.“
Er lenkt auf das Leitbild der Alpenvereine ein. Demnach soll es künftig mehr oder weniger „vegetarische Hütten“ geben. Eine davon gibt es in Prägraten mit der Reichenberger Hütte (2586 Meter) in der Lasörlinggruppe bereits. „Dort gibt es kein Fleisch mehr“, sagt Unterwurzacher.
Ihm ist es wichtig, die regionale Wirtschaft zu unterstützen. „Das Berglamm kommt aus Prägraten, das Rindfleisch aus Hinterbichl, Milch und Eier von Bauern.“ Das Joghurt mache man selbst. Trotz des Wirbels lässt sich Unterwurzacher nicht beirren. Seit Dienstag bietet er Prägratner Berglamm mit Kartoffeln der Tiroler Gemüsebauern an. Dazu ein Posting auf der Facebook-Seite der Hütte: „Suuuper. Gott sei Dank keine Veganhütte.“