Es ist Samstagmorgen. Während in vielen Küchen der Kaffeeduft aufsteigt und Frühstücksbrote bestrichen werden, herrscht andernorts bereits Hochbetrieb. Hunderte Freiwillige ziehen mit roten Westen los, stapeln Kisten, sortieren Gemüse, verteilen Brot. Ihre Mission ist klar: Lebensmittel retten – und Hoffnung schenken. Was nach Logistik klingt, ist längst mehr: ein Ritual gelebter Solidarität.

Der Ursprung einer Idee

Der Beginn liegt im Jahr 2010. Damals starteten Hitradio Ö3 und das Rote Kreuz die Initiative „Team Österreich Tafel“. Das Konzept war so schlicht wie revolutionär: Genießbare Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden, gehören nicht in den Müll – sondern zu Menschen, die sie dringend brauchen. „Verwenden statt verschwenden“ wurde zum Leitsatz. Doch die Wurzeln reichen tiefer. Schon 2007 begannen in Lienz engagierte Menschen wie Helmut Egger, Marlies Oberwasserlechner oder Ahmad Taghikhani, Lebensmittel an Bedürftige zu verteilen. Drei Namen, die bis heute für Ausdauer, Herzblut und Beständigkeit stehen – und für die Kraft, aus einer lokalen Idee eine Bewegung zu machen.

Mitarbeiter der Team-Österreich-Tafel und des Besuchsdienstes der Ortsstelle Sillian
Mitarbeiter der Team-Österreich-Tafel und des Besuchsdienstes der Ortsstelle Sillian © ÖRK Osttirol

Zahlen, die Geschichten erzählen

15 Jahre später lässt sich Bilanz ziehen – und die ist beeindruckend:
• Mehr als 50.000 Tonnen Lebensmittel wurden österreichweit gerettet.
• 4 Millionen Abholungen haben stattgefunden.
• Jährlich engagieren sich 6.000 Freiwillige, die zusammen 440.000 Stunden leisten.
• 125 Ausgabestellen versorgen Woche für Woche rund 60.000 Menschen.

In Osttirol allein sprechen die Zahlen für sich: 1,13 Millionen Kilogramm Lebensmittel verteilt, 155.700 Menschen erreicht, 79.200 Stunden freiwillig geleistet. In Lienz sind es 31 Ehrenamtliche, viele von Beginn an dabei. In Sillian zählt man 24, fast alle ebenso seit Tag eins.

Mehr als Brot und Milch

Die Tafel ist längst kein Ort bloßer Essensausgabe mehr. Sie ist Treffpunkt, Anker, manchmal auch Rettungsring. Hier entstehen Gespräche, entstehen Netzwerke, wird Zugehörigkeit spürbar. Manchmal ist ein Lächeln oder ein Zuhören wertvoller als die Lebensmittelkiste selbst.

Projekte wie die „Kochbuch-Aktion“ zeigen zudem, dass die Tafel nicht nur versorgt, sondern auch ermutigt: Sie vermittelt Wissen, Selbstvertrauen – und ein Stück Normalität im Alltag. Am 20. September wird in Lienz gefeiert: 15 Jahre Team Österreich Tafel. Am Johannesplatz stellt die Ortsstelle nicht nur die Tafel vor, sondern auch ihre Angebote im Bereich Gesundheit und Soziale Dienste.