Verletzungen sind im Profisport oft ein großes Thema. Mit wie vielen Verletzungen hatten Sie im Laufe Ihrer Karriere zu kämpfen?
Wolfgang Knaller: Unzählige. Es gibt die sogenannten Flatterbälle, die man beinahe nicht halten kann. Keiner meiner Finger ist ganz. Alle waren schon mal gebrochen und ausgekugelt. Ebenso habe ich mir meine Nase schon zehn Mal gebrochen. Nach einer Verletzung habe ich alles gleich am Spielfeld eingerenkt. Wenn ich alles ausgeheilt hätte, hätte ich meine Karriere schon früher beenden müssen.


Sie hatten einige Stationen in Ihrem Leben. Wo wohnen Sie derzeit?
In Maria Enzersdorf in Mödling.


Und wie oft sind Sie in Kärnten?
Wenn es sich ausgeht, dann drei bis vier Mal im Jahr. Wir besuchen hier meine Familie und haben hier auch ein Haus. Meine Wurzeln sind hier.


Sie wurden von 1991 bis 1998 in die Nationalmannschaft einberufen. Da kommt man viel herum.
Das stimmt. Wir waren auf Trainingslager in Guatemala, Costa Rica, El Salvador, Malaysia und auch bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich. Nur hatten wir da leider kein WM-Gefühl. Da waren wir abgeschottet in einem Weingut untergebracht. Mit dem Bus fuhren wir zum Training und mit dem Flieger reisten wir zum Match und wieder zur Unterkunft. Kontakt hatte man mit niemandem und man sah nur das, was man auch im Fernseher gesehen hat. Trotzdem war es eine große Ehre, bei so einer Veranstaltung dabei zu sein.

Wolfgang Knaller im Gespräch mit Redakteurin Verena Grimschitz
Wolfgang Knaller im Gespräch mit Redakteurin Verena Grimschitz © Manfred Schusser


Sie waren zwar in Frankreich, haben aber nicht gespielt. Wieso?
Im Gegensatz zu heute hatten wir damals in Österreich fünf Tormänner und in Frankreich war ich einer von drei Tormännern. Ich hatte, was Medien betrifft, immer schlechte Karten, leider spielte dieser Umstand auch in meiner Karriere eine Rolle, bei Personalentscheidungen. Auch wenn ich immer offen und ehrlich den Umgang mit den Medien gepflegt habe, so gab es immer wieder schlechte Erfahrungen. Nachdem nicht nur ich, sondern auch meine Familie und vor allem meine Kinder darunter litten, habe ich mich schon 2001 entschlossen, keine Printmedien mehr zu lesen. Ich kann nicht verhindern, was geschrieben wird, aber ich muss es mir auch nicht reinziehen.


Aber Sie geben noch Interviews.
Das kann ich ja auch nicht verhindern (lacht). Schlussendlich entscheidet der Journalist oder der Leser, ob man authentisch ist. Ich muss aber gestehen, ich bin auch nicht immer der Einfachste, weil ich immer das sage, was ich mir denke, und mir kein Blatt vor dem Mund nehme.


Haben Sie die Entscheidung, Profifußballer zu werden, jemals bereut?
Dass wir in der Familie alle erfolgreiche Fußballer werden, war nie der Plan. Man lebte einfach die Leidenschaft Fußball und freute sich über erfolgreiche Spiele. Ich dachte nie daran, in einer Kampfmannschaft zu spielen, aber es hat sich einfach so entwickelt. Dass ich auf dem Spielfeld ein Talent hatte, war nur Zufall.


Ist das Business wirklich so hart, wie viele denken?
Es war schon immer ein knallhartes Business. Nur zu meiner Zeit war es noch einfacher. Wenn man heute ein Bier trinkt, ist sofort eine Kamera da und man landet im Internet. Tormänner haben oft viel Druck, da tut es gut, wenn man mal einen Abend lang abschalten kann. Auch wir haben Nächte in Lokalen verbracht, waren aber am nächsten Tag wieder beim Training und es war kein Problem.

Die Familie Knaller ist in Fußballkreisen bekannt. Hat die gesamte Familie diese Leidenschaft für den Sport?
Unser Vater arbeitete in einem Bergwerk und unsere Mutter war mit uns allein. Unser Spielzeug damals war eigentlich nur eine Kugel. Und auch zu Hause am Esstisch wurde nur über Fußball geredet, so hat sich diese Leidenschaft entwickelt.


Viele Kinder wollen Stürmer oder Verteidiger werden. Sie wurden Torwart. Wie kam es dazu?
Auch ich wollte Stürmer werden. Aber da ich der kleine Bruder bin, musste ich ins Tor (lacht). Als ich zwölf war, stellte mich der Trainer bei einem Spiel ins Tor, ich stellte mich so gut an, dass er mich nicht mehr rausließ.


Sie arbeiten derzeit für Admira. Was machen Sie genau und denken Sie je ans Aufhören?
Ich habe noch drei Jahre bis zur Pension. Ich bin Head of Goalkeeper bei der Admira und bin für alle Mannschaften von der U7 bis zur Kampfmannschaft für alle Tormanntrainer und alle Tormänner zuständig. Nebenbei habe ich eine Torwartschule und scoute junge Talente.


Das ist viel Arbeit. Wie würden Sie Erfolg im Fußball definieren?
Im Fußball wird zu viel über das Geld und die Gehälter geredet. Das ist für mich nicht Erfolg. Erfolg ist für mich, wenn ich im Rahmen meiner Möglichkeiten das Beste herausholen kann. Jeder kann nicht ein Messi oder ein Wolfgang Knaller werden (lacht). Jeder soll für sich selbst alles dafür tun, dass er erreichen kann, was er erreichen will, und zufrieden sein. Ob er damit Geld verdient oder nicht, ist Nebensache.

Wolfgang Knaller im Dress von Admira nach seinem 500. Bundesligaspiel
Wolfgang Knaller im Dress von Admira nach seinem 500. Bundesligaspiel © apa/oczeret


Was würden Sie Nachwuchsspielern raten?
Mit den richtigen Leuten in Verbindung zu stehen. Heute ist es leider so, dass man Talent haben muss und trotzdem zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein sollte. Das klappt leider nicht immer.


Was halten Sie vom neuen ÖFB-Präsidenten Klaus Mitterdorfer?
Seine Aussagen in den ersten Interviews sind okay. Er muss nur umsetzen, was er verändern will. Wir haben eine gute Nationalmannschaft, nur leider hat Österreich derzeit keinen Tormann auf internationalem Niveau.