"So werden wir den Durst der Welt stillen!" Das war der stolze Werbespruch für ein Trinkwasserprojekt aus Udine. Und tatsächlich hat man in der Europäischen Union daran geglaubt. Es flossen 1,6 Millionen Euro an Förderung in das Projekt zweier Start-up–Firmen in Kärntens Nachbarregion Friaul-Julisch Venetien.

Die Projektbeschreibung klang auch vielversprechend, fast zu schön, um wahr zu sein. "Mit Sonnenenergie sollte durch Verdampfen ohne den Einsatz teurer Filter Trinkwasser gewonnen werden", schrieb die Friauler Tageszeitung "Messaggero Veneto" über das Projekt. Dieses trug den nach "Water" (Deutsch: Wasser) klingenden Namen "Watly". Bei der Präsentation des Vorhabens im Ort San Giorgio di Nogaro, er liegt zwischen Grado und Lignano, wurde eine große schwarz-weiße Maschine vorgestellt. Dabei wurde der Vorgang der Trinkwassergewinnung genau erklärt. Sogar der ehemalige italienische Außenminister Luigi di Maio folgte der Präsentation, berichtete die Tageszeitung "Il Gazzettino".

"Wünschelrutengänger"

Der Markt für eine solche Erfindung ist da: Denn in den vergangenen Monaten wurde es auch in Friaul und im Veneto mangels Niederschlägen und wegen defekter Wasserleitungen immer trockener und die Menschen konnten zusätzliches Trinkwasser dringend brauchen. Doch weil die "Watly"-Maschinerie aber keinen Tropfen frisches Nass ausspuckte, schickte die Staatsanwaltschaft Udine in der Vorwoche Beamte der Finanzpolizei in die Maschinenhalle.

Die Ermittlungen wurden von Beamten der Finanzpolizei Udine und Beamten des Venedig-Büros, der in Italien seit zwei Jahren vertretenen Europäischen Staatsanwaltschaft, geführt. Diese Kommission wählte für ihre Aktion den klingenden Namen "Wünschelrutengänger". Auf ihrer Facebook-Seite führte das Europäische Staatsanwaltschaftsbüro Venedig aus, dass die mit EU-Mitteln geförderte Maschine laut Projektdaten neben der Wasserproduktion eine Elektro-Ladestation und einen Internetanschluss hätte anbieten sollen.

Güter beschlagnahmt

Wegen Betrugsverdachts wurden Güter auf dem Firmengelände beschlagnahmt. Sie gehörten drei Beschuldigten, zwei von ihnen sind im süditalienischen Bari gemeldet, einer in Südtirol. Die Beschuldigten führten Firmen in Italien und in Spanien. Dass die Ermittlungen überhaupt aufgenommen wurden, ist der bekannten nationalen italienischen Fernsehsendung "Striscia la notizia" zu verdanken, die vor drei Jahren erstmals über das ominöse Wasserprojekt berichtet hat. Zuschauer meldeten sich daraufhin mit für die Behörden wertvollen Informationen.

Mit den beschlagnahmten Gütern bzw. deren Versteigerung soll jetzt das Geld für jene Investition wieder beschafft werden, die den Bach hinuntergegangen ist. Die Förderungen stammten unter anderem aus dem EU-Fonds "Horizon 2020", mit dem Programme für Forschung und Innovation unterstützt worden sind.