Im Jänner zerschlug die Polizei einen Drogenring, der aus Slowenien Suchtmittel nach Österreich schmuggelte. Für Karl Schnitzer, Leiter der Gruppe Suchtgift im Landeskriminalamt Kärnten, ist Slowenien der Umschlagplatz für Kokain und Heroin: "Das Kokain kommt per Schiff aus Südamerika, wird in Slowenien verkauft oder über Kuriere außer Landes, etwa nach Kärnten, gebracht. Kriminelle Klans teilen sich das Geschäft am Balkan seit Jahrzehnten auf."

Drei der mächtigsten Klans haben eines gemeinsam: Sie kommen aus Montenegro. Darko Šarić, der in Montenegro geborene "Kokain-König", soll den Drogen-Export aus Südamerika ab 2000 perfektioniert haben. Tonnen von Kokain soll der "Šarić-Klan" jährlich geschmuggelt haben. 2010 sagte der damalige Staatssekretär des serbischen Justizministeriums, Slobodan Hoban, dem TV-Sender B92, dass Šarić jedes Jahr eine Milliarde Euro verdient habe.

Keine rechtskräftige Verurteilung

Nachdem ein Schmuggel von 2,4 Tonnen Kokain aufflog, wurde Šarić 2010, 2014 und 2018 festgenommen. Verurteilungen zu 20 und 15 Jahren hielten wegen Verfahrensfehlern nicht, Šarić tauchte immer wieder unter. Im April 2022 wurde er in Belgrad erneut inhaftiert. Bereits mit seiner Verhaftung 2014 brach ein Kampf um das Drogengeschäft am Balkan aus. Zwei Klans, eng mit Šarić verbunden, liefern sich seither einen blutigen Krieg.

Kavač- und Škaljar-Klan

Auf die Konten des Kavač- und des Škaljar-Klans, nach Dörfern in Kotor in Montenegro benannt, gehen mindestens 50 Morde in Europa, auch in Wien. 2018 kam es zu einer blutigen Abrechnung der Klans in Österreichs Hauptstadt. Der 31-jährige Vladimir Roganović, er wird dem Kavač-Klan zugeordnet, wurde erschossen. 2022 wurden drei führende Mitglieder der Škaljari bei Attentaten in der Türkei und Griechenland getötet.

Das einzige Foto, das von Radoja Zvicer, dem Anführer des Kavač-Klans, existiert
Das einzige Foto, das von Radoja Zvicer, dem Anführer des Kavač-Klans, existiert © Polizei Serbien

Der gefährlichste Mann Europas

Chef des Kavač-Klans soll Radoja Zvicer sein. Seit er 2020 bei einem Anschlag in Kiew fünfmal angeschossen wurde, ist er untergetaucht. Laut "Organized Crime and Corruption Reporting Project" (OCCRP) überlebte der "gefährlichste Mann Europas" nur, weil seine Frau ihre Pistole zückte und die Attentäter mit Schüssen verjagte. Nach Wochen im Krankenhaus soll Zvicer Blutrache angeordnet haben. Wie brutal man vorging, wurde nach einer Razzia im sogenannten "Haus des Schreckens" öffentlich.

Blutfeinde zu Ćevapčići verarbeitet

Marko Miljković, genannt "Mesar", der "Metzger", und Veljko Belivuk, "Velja Nevolja", "Velja, der Ärger", wurden im Mai 2021 verhaftet. Sie sollen für den Kavač-Klan die "Schmutzarbeit" erledigt, gefoltert und gemordet haben. Zvicers Widersacher sollen zu Ćevapčići verarbeitet worden sein. Ein industrieller Fleischhäcksler mit DNA-Spuren der Opfer wurde von der Polizei sichergestellt. Belivuk filmte die Gräueltaten und schickte Videos und das gefrorene Fleisch an seinen Auftraggeber. Dieser soll die "Blutfeinde" gegrillt und sogar verspeist haben, auch davon sollen Videos existieren.

Bei einer Razzia wurde der Fleischhäcksler der Gruppierung um Veljko Belivuk entdeckt
Bei einer Razzia wurde der Fleischhäcksler der Gruppierung um Veljko Belivuk entdeckt © Polizeifoto Serbien

Kriegserklärung

Die serbische Polizei konzentrierte sich im Kampf gegen die Mafia bis dahin auf die Škaljari. Nach den schockierenden Funden erklärte Präsident Aleksandar Vučić aber Zvicer im Fernsehen den Krieg: "Der Staat wird dich finden, verhaften und verurteilen, egal wo du dich versteckst. Du kommst besser und bringst mich um, denn ich werde nicht aufhören, dich zu jagen." Auf die Frage, warum er das live im Fernsehen verlautbare, antwortete Vučić: "Weil ich ein Kämpfer bin, keine Angst habe und es nicht ertragen kann, dass in meinem Land Verbrecher Menschenfleisch essen."

Zvicer soll sich in Südamerika aufhalten, beschützt vom kolumbianischen Drogen-Kartell. Medien berichteten, dass im September 2022 in Panama erneut ein Anschlag auf ihn verübt worden sei. Zvicers Anwalt dementierte aber dessen Ermordung, die in sozialen Netzwerken von Škaljari gefeiert wurde. Auf Serbiens Präsident haben beide Klans ein Kopfgeld ausgesetzt. Allerdings auch auf dessen Sohn, dem enge Verbindungen zum Kavač-Klan nachgesagt werden. Bis 2020 hatte Montenegro ihm deshalb ein Einreiseverbot auferlegt.

Mordanschlag in Ljubljana

Zuletzt soll der Klan in Slowenien zugeschlagen haben. Ein 34-Jähriger wurde Ende Jänner im Zentrum von Ljubljana erschossen. Er soll dem Klan Drogen im Wert von 1,5 Millionen Euro gestohlen haben. Nach dem Attentat tauchte ein "Bekennervideo", mit Fotos des Ermordeten, den Anführern der slowenischen Zelle und diesem Text auf: "Der Kavač-Klan vergisst und verzeiht nicht", berichtete 24ur.com. Die slowenischen Bosse und zwölf Mitglieder wurden bereits 2020 verhaftet. Im Jänner startete der Prozess gegen sie, bei dem am Mittwoch ein Kriminalbeamter mit Decknamen "Kubo 5" im Gerichtssaal darlegte, dass sie in einem halben Jahr 800 Kilogramm Cannabis und 500 Kilogramm Kokain nach Slowenien schmuggelten. Die blutigen Einnahmen in Millionenhöhe versteckten sie in einer eigens dafür angemieteten Wohnung.