Verglichen mit dem mondänen Opatija ist das benachbarte Volosko beschaulich und intim. Ein von engen Gässchen gepräger Fischerort, mit steilen, steinernen Stiegen und hübschen, mediterranen Plätzen, die Hafen-Charme versprühen. Der kleine Fischerhafen Mandrac ist auch Namensgeber einer dort beheimateten Trattoria, die in der ersten Reihe ganzjährig geöffnet hält. Die verglaste Veranda ermöglicht selbst an kühlen Tagen Mahlzeiten in gleichermaßen gemütlichem wie modernem Ambiente, wenngleich die meist gut besetzten Tische recht eng aneinander gereiht sind.

Zweimal besuchten wir diesen Ort, beide Male waren wir von der Küche angetan, mehr dazu später. Und dennoch verließen wir diese sympathische Trattoria jeweils mit ganz unterschiedlichen Eindrücken. Das liegt an der konträren Qualität des Service. Einmal zuvorkommend, redselig und Geschichten um das Haus parlierend, ein andermal von der eher stumpf-ignoranten Sorte. Die Reservierung wurde verschlampt, auf die Bestellung vergessen. Bleibt zu hoffen, dass es sich dabei um eine Aushilfe handelte und unser erster, erfreulicher Besuch im Dezember repräsentativ ist und wir in der Kellner-Lotterie einfach Pech hatten diesmal.

Kommen wir zum eigentlichen Höhepunkt, den ansprechenden Leistungen der Küche, die dem pittoresken Ort allemal würdig sind. Wir beginnen mit einem gut gereiften, würzigen, von daher Hand geschnittenen Psrut aus dem istrischen Hinterland, serviert mit frischem Brot (18 Euro), als Vorspeise für zwei reichlich. Die Wahl fiel schwer, denn die viersprachige Speisekarte bietet Schmankerln wie eine Fischsuppe (14 Euro) oder, falls frisch vorrätig, Miesmuscheln Buzara (13 Euro) oder Garnelen nach Buzara-Art (32 Euro).

Fisch oder Fleisch, diese Wahl stellt sich auch bei den Hauptspeisen. Einmal entschieden wir uns für Rinderbäcken in Blaubeersauce mit gebackenen romanischen Gnocchi – ein zartes Gedicht, das auf der Zunge zergeht (22 Euro). Ähnlich mürbe und fein zubereitet die Kalbsrippchen mit Ofenkartoffeln, Rotkohl, Apfel und Kreuzkümmel um 23 Euro. Eigentlich in solchen Testberichten keine sonderliche Erwähnung wert, in diesem Fall aber schon: der bemerkenswert frische, knackige und reichliche gemischte Salat um 4 Euro.

Bei Besuch Nummero 2 gönnten wir uns die Spezialität des Hauses, den „Topf von Volosko“ („Voloscansa padela“) mit Fischen aus der Adria: köstlichem Seeteufel, Scampi, Oktopus, Miesmuscheln und viel Gemüse (Karotten, Oliven und kapern). Die Portionen im Tontopf sind für zwei Personen (52 Euro) gerade recht. In Summe etwas sehr mild im Geschmack, ein paar Kräuter hätten gewiss nicht geschadet.

Typisch die Auswahl an Nachspeisen: Hausgemachte Torta della Nonna, Kremschnitten und Panna cotta finden sich dort auf der Karte. Beachtlich die Auswahl an offenen Weinen sowie an Weinen in der Flasche, die kroatischen Keller haben schließlich einiges zu bieten. Aber auch der offene Wein (z. B. Merlot) ist empfehlenswert.

Was positiv auffällt: Die Tische sind nett dekoriert, mehrere Öle zur Auswahl. Der Glaskubus mit seinen warmen Farbtönen, Holzmöbeln und Lichterketten mit viel Liebe zu Details wirkt ansprechend. Der zentrale Raum punktet mit einer riesigen Bar, einem Weinkeller mit Glaswänden, in dem auch Schinken gelagert wird.

Gewiss ein gern von Touristen besuchtes Lokal, aber eines, in dem sich gerne (einheimische?) Kroaten verwöhnen lassen - eben eine unkomplizierte Trattoria. Allein der Blick auf den malerischen Hafen und die Bucht ist schon einen Besuch wert, etwa als Ausklang eines Spaziergangs entlang des Lungomare. Wenn dann zum Abschied noch Al Bano und Romina Powers „Felicita“ aus den Lautsprechern erklingt, entspricht dies dem Gefühl, mit dem man das Mandrac verlässt. Übrigens durch einen angrenzenden Laden der Destillerie Aura aus Buzet, die hier ihre hervorragenden Destillate verkauft.