Die Corona-Pandemie brachte viele große Entbehrungen mit sich: keine Urlaubsreisen, keine Veranstaltungen und dergleichen. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass sich Menschen mehr in der Natur bewegen, sich für diese interessieren und sich mit Pflanzen und Tieren auseinandersetzen. "Wir können das bestätigen. Das Interesse und die Bereitschaft, aktiv im Naturschutz mitzuwirken, nimmt zu", sagt Andreas Kleewein, Geschäftsführer von Birdlife Kärnten. So haben heuer im Jänner bei der Vogelzählung "Stunde der Wintervögel" so viele Kärntner mitgemacht wie noch nie. 2298 Personen waren es, um 956 mehr als im Jahr 2020. Auch in puncto Vogelsichtungen tut sich einiges. So zum Beispiel, wenn Kraniche über Kärnten ziehen oder wenn die ersten Schwalben gesichtet werden.

Ein treibender Motor für das Engagement sei der Artenrückgang und die damit verbundenen Folgen. Kleewein erhält auch Anfragen von Interessierten, wie sie sich aktiv einbringen können. So suchen zum Beispiel drei Frauen Schwalbennester. Die Frauen seien insgesamt gesehen, so Kleewein, auch in der Mehrheit.

Geschockt über kaputte Nester

Eine von ihnen ist Martina Plattner. Die gebürtige Osttirolerin, die in Feldkirchen lebt, hat damit begonnen, innerhalb des Klagenfurter Rings Nester zu zählen. "Ich war geschockt, wie wenig intakte Nester ich vorgefunden habe", sagt Plattner, die vom Land stammt und "anderes gewohnt ist". Durch die Kurzarbeit - Plattner ist Croupier im Casino Velden - hat sie begonnen, sich Anfang des Jahres mit den Vögeln auseinanderzusetzen. Im Winter hat sie das Futterhaus beobachtet, welche Vögel dort hinkommen, Fachliteratur folgte. "Es macht mir großen Spaß", sagt die 31-Jährige, der es auch ein großes Anliegen ist, in puncto Artenschutz einen Beitrag leisten zu können.

Martina Plattner ist sehr naturverbunden und zählt mit Begeisterung Schwalbennester (Archivfoto)
Martina Plattner ist sehr naturverbunden und zählt mit Begeisterung Schwalbennester (Archivfoto) © Privat

Menschen beobachten

Auch Wolfgang Honsig-Erlenburg, Leiter der Fachgruppe Zoologie im Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten, kann bestätigen, dass das Interesse der Menschen an der Natur größer wird. "Ja, jetzt zu Corona-Zeiten haben die Leute mehr Zeit. Die Menschen gehen mehr ins Freie, machen Beobachtungen und wollen sich auch einbringen", sagt Honsig-Erlenburg. Vom Alter her sei es bunt gemischt. Ältere wie auch Jüngere zeigen Interesse.

Der Naturwissenschaftliche Verein hat gerade in Kooperation mit dem Naturschutzbund eine Aktion laufen, bei der Interessierte um Unterstützung gebeten werden. Heimische Säugetiere rücken wieder näher in den Fokus von Forschern. Nachdem vor rund 25 Jahren das Vorkommen der Säugetiere Kärntens zuletzt untersucht wurde, plant nun die Fachgruppe Zoologie des Naturwissenschaftlichen Vereins  eine Neuauflage der Publikation „Säugetiere in Kärnten“. Es wird dazu aufgerufen, Sichtungen dieser Tiergruppe auf naturbeobachtung.at zu melden.

Die verschiedenen Arten, vom Eichhörnchen bis zum Murmeltier, sollen in dem Werk mit Vorkommen, Lebensweise und Gefährdung näher beschrieben werden. Nicht zuletzt um sie besser schützen zu können, seien Informationen zu deren Vorkommen wichtig.

Fund mit Foto dokumentieren

"Jeder Hinweis ist für uns wertvoll", sagt Honsig-Erlenburg. Wenn also  jemand auf (tote) Tiere wie Mäuse, Igel, Siebenschläfer oder ähnliches stößt, sollte er ein Foto machen und es mit dem Fundort und der Zeit versehen über die Meldeplattform naturbeobachtung.at oder direkt über die gleichnamige App hochladen.

Die Wissenschafter sei, was im ersten Moment kurios klingt, aber auch für die Abgabe von Totfunden dankbar. Das ist gewiss nicht jedermanns Sache. Hier muss aber vorsichtig vorgegangen werden und das ist eher eine Sache für Experten: Die Tiere sollten entweder in Plastiksäcken gut verpackt eingefroren werden, oder in einem verschließbaren Behälter in hochprozentigem Alkohol aus der Apotheke eingelegt werden. Der Fund kann nach telefonischer Rücksprache beim Land Kärnten, Abteilung 8 – Umwelt, Energie und Naturschutz, abgegeben werden. Es kann auch eine Abholung per Mail vereinbart werden (siehe Kontakt unten). Wichtig ist, dass tote Tiere nur mit Handschuhen angegriffen werden. Außerdem gilt zu beachten: "Finger weg von jagdbaren Tieren", sagt Honsig-Erlenburg.

Bestimmung nicht immer einfach

Die Fachgruppe Zoologie ersucht daher, das Tier mit einem Fundortetikett zu versehen, das den genauen Fundort, das Funddatum und den Namen des Finders beinhaltet. Einige Totfunde sind, so Honsig-Erlenburg, bereits eingegangen. Die Tiere werden von einer Expertin näher bestimmt. Allein bei der Maus gibt es viele unterschiedliche Arten, die oft auf Fotos nur schwer zu bestimmen seien.