Am Montag streikten in Kärnten die Kassenärzte. Bis 10 Uhr blieben rund 70 Prozent der insgesamt 480 Kassen-Ordinationen geschlossen. Die meisten Patienten dürften bescheid gewusst haben, denn es bildeten sich keine langen Warteschlangen vor den Ordinationen. Bei Ärztin Theresa Kolloros in Villach etwa, wo sonst an einem Montagmorgen Hochbetrieb herrscht, sah man nur vereinzelt ratlose Gesichter, als die Patienten den Hinweis auf den eingeschränkten Ordinationsbetrieb lasen.
Der Villacher Mediziner Anton Pruntsch nahm den Streik gleich zum Anlass, einen Urlaubstag einzulegen. Und auch sonst bemerkte man die Urlaubszeit. Bei der Villacher Bezirksärztevertreterin Toria Mörtl wurde beispielsweise nicht gestreikt, da sie ihre Ordination derzeit hnehin urlaubsbedingt geschlossen hat.
Hintergrund des Streiks war der Tarifstreit zwischen der Ärztekammer und der Österreichischen Gesundheitskasse - und dies sei laut Ärztekammer nur die erste Eskalationsstufe. Inzwischen ist sogar der Ausstieg aus dem Kassenvertrag denkbar.
„Honoraranpassungen werden von der Kasse verweigert, die steigenden Patientenzahlen nicht mehr abgegolten. Wir steuern darauf zu, dass das System aus den Fugen gerät. Das Kassenwesen wird zusammenbrechen, wenn wir nicht reagieren“, begründet Ärztekammerpräsident Markus Opriessnig den Warnstreik.
Wilhelm Kerber, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, gibt einen Einblick in die gescheiterten Verhandlungen mit der Kasse. Demnach hätte die ÖGK einer inflationsbedingten Tarifanpassung zugestimmt, die Ärzte müssten aber im Gegenzug diagnostische und therapeutische Leistungen reduzieren, wie CTs, Röntgen- oder Laboruntersuchungen. „Das ist kein Lösungsansatz, wir werden nicht die Leitlinien der Medizin verlassen“, so Kerber.
Immer mehr Patienten
Die Patientenzahl steige immer weiter, mit der höheren Lebenserwartung würden ältere und schwerer kranke Patienten einhergehen. Es drohe eine Situation, in der das System in seiner derzeitigen Form nicht mehr aufrechterhalten werden könne, weil auch die Stellen nicht mehr besetzbar seien. 200 Stellen müssen in Kärnten in den nächsten acht Jahren nachbesetzt werden.