„Ich kann das Wort Demokratie nicht mehr ausstehen“, sagt der Kärntner Literaturnobelpreisträgers Peter Handke, als er auf die sinkenden Beliebtheitswerte liberaler Demokratien und den in weiten Teilen der westlichen Welt zu beobachtenden Vormarsch rechter Parteien angesprochen wird.

„Diktaturen von heute unbekämpfbar“

Im Gespräch, das er mit der Kärntner Journalistin Katja Gasser führte und von dem Ausschnitte in Kärnten Heute am Montag ausgestrahlt wurden, ging es eigentlich um Handkes neues Buch „Schnee von gestern. Schnee von morgen“, das vor wenigen Wochen im Suhrkamp-Verlag erschienen ist. Doch – nicht zum ersten Mal – sind es ideologische Worte, die Handke im Zuge dessen fallen ließ und mit denen er polarisiert.

Was er mit der Demokratie-Kritik meint? „Frankreich sagt immer, wenn ein Urteil kommt: Die Richter sind unabhängig, wir leben in einer Demokratie. Dabei ist Frankreich eine Demokratie, wo viele kleine Diktaturen sind. Viele Gesellschaftsformen sind diktatorisch“, erklärte er Gasser gegenüber. So hätte man in einer Diktatur wenigstens etwas zu bekämpfen, aber: „Diese Diktaturen von heute sind unbekämpfbar.“

Laut Handke seien heutige Demokratien also oftmals Schein-Demokratien. Auf Gassers Nachfrage, ob er sich ernsthaft wünsche, in einer tatsächlichen Diktatur zu leben, stellte der Literaturnobelpreisträger klar: „Um Gottes willen. Wünsche sind etwas anderes.“

Handke und sein Weltbild

Schon vor einer Woche ließ Handke in einem in der NZZ erschienenen Interview ebenfalls mit Kritik an Europa aufhorchen: Man dürfe zwar nicht darüber reden, wie er meinte, aber: „Ich bin sicher, dass die Europäer Selenskyj zum Krieg ermuntert haben.“ Die Zusicherung der europäischen Unterstützung sei dafür verantwortlich. „Selenskyj opfert sein Volk, die haben alle genug“, meint er.

Der gebürtige Griffner ist bekannt für politische Aussagen, die anecken und hinterfragt werden. Kritiker sehen in Handke schon seit 1996 einen – gelinde ausgedrückt – Autokraten-Sympathisanten, insbesondere wegen seiner wiederholt gezeigten Nähe zum Milosevic-Regime während und auch nach dem Jugoslawien-Krieg.