„Vermisst jemand sein Känguru?“ Mit dieser ungewöhnlichen Frage wandte sich ein User aus Kärnten am Donnerstag an die Instagram-Plattform „Klagenfurt Elite“. Was auf den ersten Blick wie ein Scherz klingt, war eine ernstgemeinte Frage. Denn: Angehängt war ein Video, das ein Känguru zeigte, wie es fröhlich die Wörthersee Süduferstraße entlang hüpfte.
Polizei konnte kein Känguru „festnehmen“
„Unsere Kollegen fuhren natürlich sofort an den Ort des Geschehens, konnten allerdings kein Känguru mehr vorfinden“, so Pressesprecher Werner Pucher von der Landespolizeidirektion Kärnten. Ob es die Verkehrssicherheit gefährdet hat, könne man aus den Videos nicht unbedingt ableiten, aber in derartigen Fällen rückt die Polizei immer aus. Zuständig sei allerdings – weil es um die Haltung eines exotischen Tiers geht – immer das Land Kärnten.
Verwunderung
Dort hat man am Nachmittag bereits Kenntnis von der Känguru-Sichtung. „Meine Tochter in Wien hat mir das Video zugesendet und gemeint, dass wir ja bereits Erfahrung mit Kängurus in Kärnten hätten“, erklärt Tierschutzombudsfrau Jutta Wagner. Tatsächlich: Erst vor rund vier Monaten wurde beim Edlinger Stausee ein Känguru von der Polizei „festgenommen“.
Der Fall verwundert Wagner jedoch, denn: Die Bezirkshauptmannschaft Klagenfurt-Land kennt in ganz Klagenfurt Land keinen Känguru-Halter, auch die Amtstierärztin ist ratlos. Die Haltung von derartigen Tieren ist aber meldepflichtig und darüber hinaus ist es schwer vorstellbar, dass Kängurus ohne Kenntnis der Nachbarn gehalten werden können.“ Diese hochsozialen Tiere – es handelt sich dabei laut Wagner um ein sogenanntes Bennett-Känguru – müssten darüber hinaus in Gruppen gehalten werden und bräuchten mindestens 3000 Quadratmeter Auslauf. Sollten Video und Meldung jedoch echt sein, so könne es durchaus leicht ausgebüxt sein: „Sie hüpfen gerne um die zwei Meter hoch. Besonders, wenn sie sich im Stress befinden“, so Wagner.
Die Tierschutzombudsfrau bittet, sich bei derartigen Sichtungen direkt an sie zu wenden: „Ich bin dafür erreichbar, bin für alle Hinweise dankbar. Man kann sich gerne auch anonym melden.“ Schließlich gehe es um das Tierwohl. Das ist auch der Grund, warum Wagner appelliert: „Man soll bitte keine Tiere halten, die man nicht artgerecht halten kann.“
„Bei uns fehlt kein Känguru“
Doch vielleicht entkam das Känguru gar nicht aus einem privaten Bereich sondern aus einem Zoo? Der geographisch einzig infrage kommende Tierpark – jener in Rosegg – winkt jedoch ab: „Ich weiß, warum Sie anrufen. Ich muss Sie allerdings enttäuschen, all unsere Bennett-Kängurus sind noch hier. Wir haben sie extra noch einmal kontrolliert und gezählt.“