Während in Klagenfurt (und nun auch in St. Veit, Stichwort: Zentralbad) weiter über ein neues Hallenbad gestritten wird, Spitzen- und Freizeitsportler mit inakzeptablen Bedingungen konfrontiert sind, zeigt Sloweniens Hauptstadt Laibach/Ljubljana vor, wie es gehen könnte. Laibach ist natürlich nicht nur die Hauptstadt eines Staates, sondern hat mit knapp 300.000 Einwohnern auch fast drei Mal so viele Bewohner wie Klagenfurt. Dennoch ist das Angebot an Schwimmbädern dort beachtlich: Drei gab es bisher, doch alle waren voll ausgelastet.
„Die Anzahl der verfügbaren Wasserflächen reichte nicht aus, um das jährliche Sportprogramm in hoher Qualität umzusetzen“, erklärt Alja Bebar, Pressesprecherin des Bürgermeisters von Laibach. Sportverbände und -vereine, die in der Stadt tätig sind, können sich um die kostenlose Zuweisung von Flächen bewerben. Allein 2023 wurde ein Volumen von mehr als 73.000 Einheiten (eine Einheit dauert 45 Minuten) beantragt, aufgrund der vorhandenen Kapazitäten konnten allerdings „nur“ knapp 43.000 Einheiten zugewiesen werden.
Schmuckstück „Ilirija“
Deshalb entschloss sich die Stadt, ein neues Sportzentrum zu bauen, das jetzt feierlich eröffnet wurde – und das sich sehen lassen kann: Das Sportzentrum Ilirija umfasst neben dem Olympischen Schwimmbecken und einem weiteren Trainingsbecken auch eine Mehrzweckhalle, eine Basketballhalle, eine Gymnastikhalle, eine Ringerhalle und ein Museum. Der Außenbereich des Zentrums bietet einen Mehrzweckplatz, ein Beachvolleyballfeld, Outdoor-Fitnessgeräte für das Training im Freien, eine Leichtathletikbahn und ein Kinderbecken.
Der Komplex ist explizit für Profi- und Freizeitsportler konzipiert. Man habe damit einerseits erstklassige Bedingungen für das Training von Schwimmern, Wasserballern und Athleten des Kunstschwimmens sowie anderen Sportlern aus verschiedenen slowenischen Nationalmannschaften und Sportvereinen Ljubljanas geschaffen. Auch internationale Wettkämpfe und Veranstaltungen im Bereich des Wassersports sollen dort nun ausgerichtet werden. Andererseits ist der neue Komplex auch ein Meilenstein für Schulen, Universität und Freizeitsportler. Am Vormittag stehen die Hallen den Schulen, am Nachmittag für Sportprogramme und Freizeitsportler offen.
Finanziert durch Stadt
Auch wenn es vereinzelt Kritik gab, wonach ein so großes Schwimmbad gar nicht benötigt werde, ist die Begeisterung bei Hobby- und Spitzensportlern groß. Mehr als 10.000 Menschen besuchten die Ilirija an den ersten beiden Tagen nach der Eröffnung. „Es ist derzeit schwierig, in Europa ein Schwimmbad zu finden, das besser ist als dieses. Die erstklassigen Schwimmbäder in den Niederlanden und England sind auf dem gleichen Niveau“, sagte etwa der ehemalige mehrfache Welt- und Europameister im Schwimmen Peter Mankoč gegenüber der slowenischen Presseagentur.
Finanziert wurde das rund 65 Millionen Euro teure Projekt von der Stadt, wobei ein Zuschuss von bis zu vier Millionen Euro aus dem staatlichen Ökofonds gewährt wird. Der Grund dafür? Es handelt sich bei der Ilirija um eines der ersten öffentlichen Gebäude in Slowenien, das die Kriterien für nahezu energieautarke Gebäude erfüllt. „Wir nutzen geothermische Energie, die durch Wärmepumpen und Wärmetauscher in Heiz- und Kühlenergie umgewandelt wird, um das Gebäude zu heizen und zu kühlen. Auf diese Weise wird fast die gesamte Energie, die für den Betrieb des Ilirija-Zentrums benötigt wird, aus reversiblen Quellen gewonnen“, so Bebar.
„Immer noch ein Mangel“
Erfreut über das Sportzentrum zeigt sich das Slowenische Olympische Komitee: „Wir sind bestrebt, die Bedingungen für alle Arten von Sportinfrastruktur in Slowenien zu verbessern, insbesondere für Sportdisziplinen für die breite Bevölkerung“, erklärt Pressesprecherin Katarina Prešeren: „Trotzdem ist der Wassersport eine der grundlegenden Sportarten, für die es in Slowenien immer noch einen Mangel an Infrastruktur gibt.“ Zum Vergleich: Während es in Kärnten nur im Stadionbad Wolfsberg ein für den Spitzensport relevantes Becken mit 50-Meter-Bahnen gibt, verfügt Slowenien über solche in Marburg/Maribor, Krain/Kranj, Koper und jetzt auch in Laibach.
Fünftes Bad folgt bald
Und in Sloweniens Hauptstadt geht man sogar einen Schritt weiter: Der fünfte Wassersport-Komplex folgt bereits in wenigen Wochen. Im Osten von Laibach soll noch vor Sommerbeginn das Schwimmbad Vevče, ein „multifunktionaler Komplex für Sport und Erholung“, fertiggestellt und eröffnet werden. Auch dort wird es ein 25-Meter-Winterhallenbad, einen Fitnessraum, eine Wellness-Einrichtung mit Saunen sowie im Außenbereich ein olympisches 50-Meter-Schwimmbecken, Kinderbecken, einen Kinderspielplatz und Sportplätze geben. Mit der Inbetriebnahme des Sportzentrums Ilirija und des Schwimmbads Vevče verdoppeln sich laut Angaben der Stadt die Schwimmkapazitäten.
Die Situation bei unseren südlichen Nachbarn anerkennend zur Kenntnis nimmt Kärntens Landessportdirektor Arno Arthofer: „In Slowenien ist der Stellenwert des Sports gewaltig. Eine Sportstättenplanung wird nicht zerredet und zerklaubt. Ein neues Hallenbad ist bei uns mittlerweile zum wichtigsten Projekt im Sport geworden.“ Man dürfe die Situation aber nicht vergleichen: „Laibach verfügt als Bundeshauptstadt über ganz andere Mittel, unterliegt anderen Spielregeln.“