„Vertraue nie den ÖBB“, schrieb Felix Michael Hafner in der Facebook-Gruppe „Alpe Adria Kleine Zeitung“ und schilderte seine abenteuerliche „Irrfahrt“ am Wochenende von Triest in Italien nach Villach mit dem Zug. Der Österreicher, der das Klimaticket besitzt und oft zwischen Wien, Graz, Villach und Triest mit der Bahn unterwegs ist, habe zwar viel Erfahrung damit, „was alles so schiefgehen kann“. Aber das „Kommunikationschaos“, das ihm diesmal die Rückfahrt erschwerte, war selbst für ihn neu.

„Ich verwende, um von Österreich nach Trieste zu kommen, regelmäßig die Micotra Zugverbindung“, sagt Hafner. Unter der Woche fährt der Zug, der von der Friuli-Udine-Cividale (FUC) gemeinsam mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) betrieben wird, bis Udine, wochenends bis Triest. „Hier gibt es öfters Verspätungen oder Ausfälle, ganz sowie auch an anderen Strecken“, weiß Hafner.

So war es auch am Sonntag: Als Hafner vor der Anzeigentafel am Bahnhof in Triest stand, stand dort bei seinem Zug „Cancellato“ - also „gecancelt“. Also schaute er in der ÖBB-App nach, welche Ersatzzüge oder -busse nun für die Fahrgäste, die bereits Tickets gebucht hatten, angeboten wurden. Aber Fehlanzeige, der Zugsausfall war dort mit keinem Wort erwähnt. In der App von Trenitalia bot sich ihm das gleiche Bild: „Man konnte für den Zug sogar bis zehn Minuten vor der Abfahrt noch Tickets buchen, obwohl er gar nicht fuhr.“

Hafner stand vor der Anzeigentafel mit dem gecancelten Zug, als er mit dem ÖBB-Kundenservice telefonierte. Dennoch beteuerte der Mitarbeiter, dass der Zug fahre
Hafner stand vor der Anzeigentafel mit dem gecancelten Zug, als er mit dem ÖBB-Kundenservice telefonierte. Dennoch beteuerte der Mitarbeiter, dass der Zug fahre © Felix Michael Hafner/Facebook

Also rief Hafner bei der Servicehotline der ÖBB an: „Der Servicemitarbeiter sagte mir, dass der Zug eh fahre.“ Als er ihn darauf aufmerksam machte, dass das eindeutig nicht der Fall sei, wurde ihm nicht geglaubt. Dass Züge einmal ausfallen oder Verspätung haben, könne vorkommen und dafür habe er auch Verständnis, sagt Hafner, aber „dass man für dumm hingestellt wird“, wenn man ein Problem melde, habe ihn geärgert.

Natürlich war kurz vor der Abfahrtszeit kein Zug da, also nahm Hafner einen Trenitalia-Zug nach Udine. Dort traf er auf den Ersatzbus, der nur zwischen Udine und Tarvisio eingerichtet wurde. Für Fahrten nach Villach sollte man mit dem Railjet 40 Minuten später fahren. Dort erfuhr er aber, dass die Lokomotive kaputt ist. Nach einer Wartezeit konnte er dann doch noch mit einem Zug heimfahren.

Technischer Defekt

Auf das Problem aufmerksam gemacht, begab man sich bei den ÖBB sogleich auf Fehlersuche. Mittlerweile ist auch bei den ÖBB bekannt, dass die Züge, die die FUC bereitstellt, an besagtem Wochenende einen technischen Defekt hatten und es kurzfristig leider nicht möglich war, einen Ersatz zur Verfügung zu stellen. Das Ärgernis des Fahrgastes bedauere man sehr, sagt ÖBB-Sprecher Herbert Hofer: „Unsere Systeme, insbesondere für innerösterreichische Verbindungen, sind darauf ausgelegt, stets verlässliche und aktuelle Daten bereitzustellen. Bei grenzüberschreitenden Zügen kann es in Einzelfällen zu Abweichungen kommen, die wir als ÖBB jedoch so weit wie möglich ausschließen möchten.“ Derzeit recherchiert man in Abstimmung mit den Partnerbahnen in Italien, wie es zur Fehlinformation kommen konnte und nimmt den Vorfall zum Anlass, um die Fahrplaninformationen für internationale Verbindungen weiter zu verbessern.

Angebot für Radfahrer ausgebaut

Grundsätzlich ist der Micotra-Zug, der wegen der Möglichkeit der Fahrradmitnahme vor allem bei Radfahrern beliebt ist, sehr verlässlich. Im Vorjahr fuhren von den 1452 Micotra-Zugsverbindungen nur 22 nicht nach Plan, etwa wegen Unwettern oder technischen Defekten, das entspricht einer Quote von 1,5 Prozent. „Die Entwicklung des Micotra ist sehr positiv – seit 2012 konnten mehr als 1.000.000 Fahrgäste transportiert werden. Highlight des Micotra ist die Verknüpfung mit dem Ciclovia Alpe Adria. Aufgrund der massiven Fahrradsteigerungen musste bereits ein Kapazitätsmanagement für Fahrräder eingeführt werden“, sagt ÖBB-Sprecherin Rosanna Zernatto-Peschel. Eine Ausweitung dieses Nahverkehrsangebotes sei aktuell in Kooperation mit der Trenitalia im Gespräch.