Wenn Samstagabend in der Klagenfurter Messehalle die Massen „Döp Döp Döp Dö Dö Döp“ singen, wird die Stimmung wohl bei niemandem besser sein, als bei einem Mann am Bühnenrand: Konzertveranstalter Thomas Semmler. Für den 40-Jährigen ist der Abend nicht nur ein Heimspiel, sondern auch Höhepunkt einer Tour, mit der er 70.000 Menschen quer durch Österreich zu Konzerten des italienischen Star-DJs Gigi D‘Agostino bringt. Und wenngleich das der Jahresabschluss für den Konzertveranstalter ist: Im nächsten Jahr stehen mit Konzerten von Wanda und Paul Kalkbrenner weit komplexere Projekte an. „Wir bringen sie auf den Salzburger Residenzplatz, ein Ort, an dem man die Musikgeschichte spürt“, ist auch bei Semmler etwas Ehrfurcht spürbar.

Dabei hätte alles auch anders kommen können - und Semmler selbst auf der Bühne landen. „Als ich 18 war, hatte meine damalige Band erste Erfolge.“ Man gab Konzerte in der Libro Hall in Wien und im PPC in Graz, ein Manager wollte die Band unter Vertrag nehmen. „Doch der Rest der Band war jünger als ich und wollte sich nicht ausverkaufen. Plus: Ich lernte dann meine Frau Gisela kennen und irgendwie verlief sich das.“

Seit 10 Jahren ist Semmler als Konzertveranstalter tätig
Seit 10 Jahren ist Semmler als Konzertveranstalter tätig © Klaus Pressberger

Ins Wörthersee Stadion

Wobei das Ende der eigenen Musikkarriere noch nicht den Wechsel hinter die Bühne mit sich brachte. Erst baute er zehn Jahre lang mit seinem Bruder Michael die Plattform Thermencheck auf - eine Plattform für Thermen, die mittlerweile in mehreren Ländern Mitteleuropas erfolgreich betrieben wird. „Wir hatten da ein gutes System im Social Media Marketing, so kamen die Konzertveranstalter zu uns und buchten uns für deren Auftritte auf Facebook und Co“, erzählt er von seinem Einstieg in die Event-Branche. Bald wollte er aber nicht nur Dienstleister, sondern selbst Veranstalter sein. Der erste Abend auf eigene Rechnung im Jahr 2015 war dann gleich ein voller Erfolg: 30.000 Besucher kamen zum Motocross-Spektakel „Masters of Dirt“ ins Wörthersee Stadion. „Wir haben uns dann gesteigert, von den Seern zu Rainhard Fendrich und sind nach den Corona-Öffnungen noch einen Schritt größer geworden.“

Mittlerweile - seit zehn Jahren firmiert man als „Semtainment“ - hat man auf der Schlosswiese Moosburg eine eigene Konzert-Location, bespielt die Burgarena Finkenstein mit zumindest zehn Konzerten pro Jahr und ist auch außerhalb Kärntens längst etabliert. Dass er weltweit bekannte Acts wie Samu Haber nach Kärnten holt, hängt einerseits mit seinem Netzwerk zusammen - Nova Rock Erfinder Ewald Tatar ist als Berater mit dabei - andererseits aber auch mit dem persönlichen Zugang zu den Künstlern, mit denen Semmler auch abseits der Konzert-Termine Kontakt hält.

Konzerte sind auch die private Leidenschaft von Thomas Semmler und seiner Familie - hier vor einem Konzert mit Paul Pizzera und Otto Jaus
Konzerte sind auch die private Leidenschaft von Thomas Semmler und seiner Familie - hier vor einem Konzert mit Paul Pizzera und Otto Jaus © Privat

„Wirklich gescheitert sind wir nur mit der Idee, das Viereck unterhalb von Burg Hochosterwitz als Ort für Konzerte in der 20.000er-Größe zu etablieren“, sagt Semmler, der gemeinsam mit Barracuda Music (Ewald Tatar) und Howart.live (Geschäftsführer Stefan Walcher und Burgherr Kari Khevenhüller) die Idee entwickelte. Dass dort ein Konzert von Robbie Williams wegen eines drohenden Unwetters abgesagt werden musste, wurmt ihn bis heute. „Immerhin konnten wir allen Leuten ihr Geld rasch zurückzahlen. Das ist mir als Veranstalter enorm wichtig, weil wir eben keine anonyme Firma sind, sondern ich da mit Gesicht und Namen für die Künstler, aber auch unsere Gäste greifbar bin.“

Günstigere Tickets über die Caritas

Statt quantitativem Wachstum steht in den kommenden Jahren ohnehin das qualitative Wachstum auf der Agenda des Unternehmers. „Wir haben ein Zertifikat als grüner Eventveranstalter, setzen auf regionale Partner, etwa bei der Verpflegung der Gäste.“ So wird es im kommenden Jahr auf der Schlosswiese Moosburg auch Spritzwein vom Trippelgut am Maltschacher See geben. Nachdem der Firmensitz in den letzten Wochen von Moosburg nach Klagenfurt übersiedelte, will man künftig auch wieder Lehrlinge ausbilden - immerhin hat der Firmenchef selbst seine Karriere mit einer kaufmännischen Lehre gestartet. Und ein anderes Herzensprojekt steht auch vor der Umsetzung: „Nächstes Jahr kann man bei den Konzerten in Moosburg sein Becher-Pfand direkt an die Caritas spenden.“

Familie steht an erster Stelle

Worin sich Semmler von den anderen Konzertveranstaltern unterscheidet: „Ich arbeite zu normalen Bürozeiten - schließlich bin ich Familienvater und will am Leben unserer Tochter Louisa teilhaben und nicht irgendwann in der Nacht arbeiten, während das Familienleben an mir vorbei zieht.“

Semmler über die Branche: „Ich will nicht irgendwann in der Nacht arbeiten, während das Familienleben an mir vorbei zieht.“
Semmler über die Branche: „Ich will nicht irgendwann in der Nacht arbeiten, während das Familienleben an mir vorbei zieht.“ © Privat

Dass er Samstagabend mit gewisser Gelassenheit begegnet, hat aber auch mit den bisherigen Gigi-Konzerten zu tun. Das Gröhlen rechter Parolen über den Kult-Song „L’Amour Toujours“, das sogar in der Debatte gipfelte, ob man das Lied überhaupt verbieten sollte, kam bei den bisherigen Konzerten nie vor. „Wir hatten zwar immer den Verfassungsschutz in der Halle, aber zu tun hatten sie noch nie, weil die Leute bei uns einfach das machen, wofür wir den ganzen Aufwand betreiben: Sie feiern die Musik.“