Aufmerksame Polizisten des Stadtpolizeikommandos Villach und zwei Mietwohnungen haben einen europaweit gesuchten Großbetrüger zu Fall gebracht. Der italienische Staatsbürger Daniele G. (55) wurde in der Vorwoche in Niederösterreich verhaftet und soll demnächst in die Justizanstalt Klagenfurt gebracht werden.

„Der sanfte Betrüger“

Daniele G. ist nicht irgendein Krimineller: Er wurde seit vier Jahren europaweit gesucht und war im Jahr 2016 Thema einer Dokumentation im deutschen TV. Der „sanfte Betrüger“, wie er sich selbst nennt und wie ihn deutsche und italienische Medien bezeichnen, hat schon viele Jahre in Gefängnissen verbracht.

Sein letzter Auftritt in Österreich begann im Herbst in Villach: Dort mietete er, unter falschem Namen, zwei Wohnungen. Als G. nicht bezahlt hat, alarmierten die Vermieter am 7. November die Polizei und die Reise ging los.

Elegantes Auftreten

Im Zuge der Ermittlungen stellte sich heraus, dass der 55-Jährige in Klagenfurt und Villach insgesamt drei neue Autos mit gefälschten Überweisungsbestätigungen gekauft – aber nie bezahlt – hat. Ein Auto war bereits nach Italien verkauft, für die beiden anderen suchte G. noch Käufer. Bei ihren Nachforschungen landeten die Villacher Polizisten schließlich in Wiener Neustadt in Niederösterreich. Dort war gerade ein ähnlicher Betrugsfall im Laufen. Als der „Käufer“ am 29. November sein Auto abholen wollte, erwartete ihn die Polizei und nahm ihn fest.

Bei seiner Einvernahme soll der Italiener den Beamten seine wahre Identität preisgegeben und ihnen seine „Berühmtheit“ erklärt haben. Eine Offenheit, die dem 55-Jährigen nicht unbedingt genützt hat. Seit die Kärntner Ermittler sich bei ihren deutschen Kollegen nach Daniele G. erkundigten, stehen die Telefone nicht mehr still. Allein in Deutschland werden dem „sanften Betrüger“ rund 200 Straftaten vorgeworfen, vor allem Betrügereien mit Immobilien, Autos, Uhren, Schmuck und anderen Wertgegenständen. Seinen „Künstlernamen“ verdankt G. seinem eleganten Auftreten, seiner Wortgewandtheit und seinen Manieren.

Berufskrimineller

Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass der 55-jährige, aus der süditalienischen Gemeinde Tramutola stammende Mann, eine jahrzehntelange kriminelle Karriere hinter sich hat: Als südafrikanischer Unternehmer oder als italienischer Architekt verkaufte er laut Medienberichten ein- und dieselbe Immobilie in Monte Carlo gleich 14-mal hintereinander und „verdiente“ so fünf Millionen Euro.

Auch nichtexistierende oder nicht ihm gehörende Häuser in Las Vegas (USA) und auf der Karibikinsel Guadeloupe (gehört zu Frankreich) machte er zu Geld. Zudem entlockte er zahllosen Menschen Unsummen für Investitionen für Projekte, die nie realisiert wurden. Jedes Mal konnte er mit seinem (Millionen-)Gewinn und mithilfe falscher Identitäten flüchten.

Identität des Onkels

Anfang der 1990er-Jahre wurde er jedoch erwischt und zu einer Haftstrafe verurteilt. Doch 1992 floh er aus einem deutschen Gefängnis, indem er die Identität seines Onkels annahm. Daniele G. machte mit seinen Betrügereien weiter, bis er 2016 erneut gefasst und zu 16 Jahren Haft verurteilt wurde. Fünf Jahre später kehrte er nach einem Freigang nicht mehr ins Bollate-Gefängnis in Mailand zurück.

Seitdem war er verschwunden – bis vergangene Woche.

Die Schadenssumme beträgt laut Landespolizeidirektion Kärnten alleine in Österreich mehrere 100.000 Euro. Der Schaden in Deutschland dürfte ein Vielfaches ausmachen.