An ihren ersten Einsatz als DJ erinnert sich Christiane Schirnik noch ganz genau, auch wenn sie sich damals, mit 15 Jahren, noch nicht DJ Chris Crocodile nannte. „Meine Tante hat eine Party gegeben und nach wochenlangem Überreden haben mir meine Eltern erlaubt hinzugehen.“ Auf die Freude folgte schnell die Enttäuschung, denn die Studierenden ignorierten die damals Jugendliche großteils nur. Doch dann: „Ein Freund meiner Tante fragte mich, ob ich mich nicht um die Musik kümmern wollte. Und er gab mir eine Schuhschachtel voller CDs.“
Das Feuer war in ihr entflammt und nun, 30 Jahre später, wurde die Gösselsdorferin, die inzwischen in Wien wohnt, mit dem Austrian Wedding Award in der Kategorie „DJ | Entertainment“ mit dem dritten Platz ausgezeichnet. „Ich habe dann erfahren, dass es noch nie eine Frau unter den Finalisten gab“, freut sich die 45-Jährige, die aktuell ein Netzwerk für weibliche Hochzeits-DJs aufbauen will. Und ja, sie nennt sich bewusst DJ und nicht DJane, denn „das ist für mich eine objektifizierte Form“ – ähnlich wie bei Friseuse.
Auf der Party ihrer Tante war auch ein Kellner eines „damaligen In-Lokals. Er hat mich gefragt, ob ich nicht am Wochenende auflegen wollte“. So durfte Schirnik von 19 bis 23 Uhr die Gäste unterhalten. „Mit der Zeit wusste ich, welcher Stammgast gerne welche Musik hört, ich konnte viel ausprobieren und erste Erfahrungen mit dem Mikro machen. Damals war ich noch sehr schüchtern“, gibt sie heute lachend zu.
„Musste meinem Herz folgen“
Dann zog es die musikbegeisterte Kärntnerin zum Studium in die Hauptstadt, am Wochenende legte sie in ihrer alten Heimat auf. Irgendwann wurde es zu viel. „Ich bin in ein Loch gefallen, wollte in einem Büro arbeiten. Doch irgendwann kam der Scheidepunkt und ich entschied, ich muss meinem Herz folgen.“ Und so wurde sie DJ Chris Crocodile, der Name ergab sich aus einer Reise nach Australien, der Heimat „Crocodile Dundees“.
Heute legt sie auf Hochzeiten auf, ein persönliches Vorgespräch, um das Brautpaar kennenzulernen, ist für die 45-Jährige ein Muss. An den Wochenenden ist sie also oft unterwegs, ihre Lebenspartnerin Steffi begleitet sie meistens: „Das ist ein riesengroßes Geschenk, dass sie das mitmacht.“ Übrigens: „Maschin von Bilderbuch ist wahrscheinlich einer der meistgewünschten Songs auf Hochzeiten.“
20 Kilo Musik
Auch Pensionistenklubs zählen zu Schirniks Kunden: „Musik und Tanzen sind einfach ein Jungbrunnen.“ Inzwischen ist ihr Gepäck etwas leichter geworden, denn „früher war‘s ein 20-Kilo-Koffer mit 1000 CDs, heute reichen Laptop und Mischpult, aber trotzdem hat es nichts damit zu tun, nur eine Playlist abzuspielen“, betont sie. Nach einer langen Nacht voller Musik findet die Wahlwienerin am besten bei Yoga, Meditation oder ihrem neuesten Hobby, der Ahnenforschung, wieder zur Ruhe.