Er ist weltweit bereits in 30 Staaten zugelassen – und bleibt nicht zuletzt in der Europäischen Union weiter ein Zankapfel: Der russische Corona-Impfstoff "Sputnik V", der in Europa abseits von Ungarn nicht zur Anwendung kommt.

Nun ließ Kirill Dmitrijew, der Leiter der russischen Staatsfonds, der das Vakzin finanzierte, im ORF-"Mittagsjournal" aufhorchen: Russland wolle den Impfstoff mit einer mittlerweile bestätigten Wirksamkeit von 91,6 Prozent künftig auch in Österreich produzieren und stehe dafür mit mehreren, namentlich nicht genannten heimischen Herstellern im Gespräch: "In Österreich befinden sich einige der besten Pharmaunternehmen der Welt. Daher verhandeln wir mit einigen dieser Betriebe – sowohl was die Produktion des Impfstoffes angeht als auch, was den Export in andere Länder betrifft." Die Namen der entsprechenden Unternehmen wolle er nicht nennen, weil dies die Firmen "öffentlichem Druck" aussetze.

Dmitrijew beklagte im Interview, dass der mittlerweile in zehn Ländern hergestellte Impfstoff weltweit politisiert werde – ein Vorwurf, den der Westen umgekehrt dem russischen Präsidenten Wladimir Putin macht: Im Sommer etwa hatte dieser die Zulassung im Staats-TV verkündet – ohne, dass man auf zuverlässig überprüfbare Forschungsdaten hätte zugreifen können. Erst später wurden diese nachgereicht.



Vom Gesundheitsministerium in Wien hieß es auf Anfrage: "Uns ist bekannt, dass Interesse an einer Kooperation mit österreichischen Firmen zur Produktion von "Sputnik V" besteht. Dafür gilt es im Vorfeld zu klären, ob die notwendigen Voraussetzungen – etwa Genehmigungen laut Arzneimittelgesetz zur Produktion von Arzneimitteln in den betreffenden Betriebsstätten – vorliegen, bzw. müssen diese bei der zuständigen Behörde (AGES) beantragt werden." Grundvoraussetzung zur Verwendung des Impfstoffes in Österreich sei die entsprechende Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde – um "die notwendige Sicherheit und Wirksamkeit der Impfstoffe zu gewährleisten". Eine Zulassung außerhalb des europäischen Verfahrens sei in Österreich jedenfalls "nicht geplant".



Moskau hat zuletzt Kritik von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen an Russlands Impfpolitik zurückgewiesen. Man habe ihre Einschätzung, wonach Russland anderen Staaten Millionen Dosen seines Präparats "Sputnik V" anbiete, aber beim Impfen der eigenen Bevölkerung nicht ausreichend vorankomme, "perplex" registriert. Russland habe wiederholt betont, dass die Impfung des eigenen Bürger Priorität habe. Eben diese schreitet mäßig voran: Laut jüngsten Zahlen haben erst rund 2,2 Millionen Menschen mindestens eine von zwei notwendigen Injektionen bekommen, 1,5 Prozent der Bevölkerung des riesigen Landes.

Moskau lässt indes nach "Sputnik V" und "EpiVacCorona" einen dritten russischen Impfstoff gegen das Coronavirus zu: Die ersten 120.000 Dosen des Vakzins "CoviVac" sollen bereits im März bereitgestellt werden, wie Ministerpräsident Michail Mischustin im Fernsehen sagte. Groß angelegte klinische Studien gibt es allerdings bisher – wie anfangs auch bei "Sputnik V" – nicht.