In ganz China sind nach Angaben der Nationalen Gesundheitsbehörde NHCbis Mittwoch 1.367 Menschen durch das Coronavirus gestorben. Im Vergleich zu Mittwoch ist das ein Anstieg um 254 Todesfälle. Nie zuvor gab es für einen einzigen Tag höhere Zahlen. Die Zahl der Neuinfektionen betrug laut NHC 15.152. Insgesamt sind damit 59.805 Menschen erkrankt.

Neue Methode zur Erfassung der Fälle

Am Mittwoch seien alleine in der Provinz Hubei, die das Epizentrum der Epidemie ist, 242 Menschen gestorben, teilten die Gesundheitsbehörden am Donnerstag mit. Außerdem wurden in Hubei 14.840 neue Krankheitsfälle registriert, am Dienstag waren es gerade einmal 1.638. Hier dürfte der Grund für den beispiellos rasanten Anstieg sein, dass die Behörden ihre Methoden zur Erfassung der Fälle überarbeitet haben.

Generell vermuten Experten eine sehr hohe Dunkelziffer im Land. So sind die Möglichkeiten für Labortests begrenzt. Zudem erscheint das sich wandelnde Berichterstattungssystem Chinas mit unterschiedlichen Definitionen der einzelnen Fälle kompliziert. Die täglich berichteten Zahlen repräsentieren laut Experten somit eher die Fähigkeiten, Fälle zu identifizieren und zu melden, als das wirkliche Ausmaß der Epidemie.

Die zuletzt aufgekommene Hoffnung, der Kampf gegen das erstmals im Dezember erkannte Virus könnte bald gewonnen sein, erlitt damit einen herben Dämpfer. In Brüssel wollen die EU-Gesundheitsminister im Tagesverlauf über die Lage beraten.

Kritik wächst

Die Behörden in Hubei legten den Unternehmen nahe, den Zwangsurlaub zu verlängern und nicht vor dem 20. Februar ihren Betrieb wieder aufzunehmen. In Hongkong sollen die Schulen bis Mitte März geschlossen bleiben. Staatliche Medien meldeten nach wachsender Kritik in der Öffentlichkeit am Krisenmanagement der Behörden, dass zwei Spitzenvertreter der Kommunistischen Partei in Hubei von ihren Posten enthoben worden seien. Auch an den Börsen in Asien und in Europa wuchsen nach den jüngsten Hoffnungen auf eine Entspannung die Sorgen wieder. Sie reagierten mit Abschlägen.

Politischer Chef abgesetzt

Der oberste politische Chef der von dem neuartigen Coronavirus besonders hart getroffenen zentralchinesischen Provinz Hubei war abgesetzt worden. Der Sekretär der Kommunistischen Partei für Hubei, Jiang Chaoliang, sei durch den bisherigen Bürgermeister von Shanghai, Ying Yong, ersetzt worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag.

Der am Donnerstag gemeldete rasante Anstieg erklärt sich nach Auffassung von Gesundheitsexperten wohl darin, dass die Behörden weitere Untersuchungsmethoden bei der Erstellung ihrer Statistik berücksichtigen. So werden nun auch Fälle als bestätigt erfasst, die mittels eines Computertomografie-Lungenscans erkannt werden. Die Dunkelziffer könnte womöglich noch viel höher liegen. Noch wird die CT-Diagnosemethode außerhalb Hubeis in anderen chinesischen Provinzen nicht angewendet, wie eine Sprecherin der Gesundheitskommission von Shanghai sagte.