Das Coronavirus hat nun auch Deutschland erreicht. Bei einem Mann aus dem Landkreis Starnberg bei München ist eine Infektion mit dem neuartigen Virus bestätigt worden, teilte das bayerische Gesundheitsministeriums in der Nacht auf Dienstag mit. In China breitete sich die Krankheit indes weiter rasant aus. Innerhalb eines Tages kamen 1.700 Infektionen hinzu, die Zahl der Toten stieg auf 106.

Der Patient in Bayern befand sich indes klinisch in einem guten Zustand. "Er wird medizinisch überwacht und ist isoliert", sagte ein Ministeriumssprecher. Menschen, die engen Kontakt mit dem Patienten hatten, würden ausführlich aufgeklärt und über mögliche Symptome, Hygienemaßnahmen und Übertragungswege informiert.

Bei chinesischem Gast angesteckt

Der erste bestätigte Coronavirus-Patient in Deutschland hat sich bei einem chinesischen Gast seiner Firma angesteckt. Die Frau aus China sei zu einer Fortbildung bei der Firma Webasto im Landkreis Starnberg in Oberbayern gewesen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Kreisen der Gesundheitsbehörden.

Drei Verdachtsfälle in Österreich

In Österreich gibt es derzeit drei Verdachtsfälle, zwei in Wien und einen in Kärnten. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sagte am Montagabend nach einer Sitzung des Einsatzstabs im Innenministeriums, die Ankunft des Virus in Europa sei "kein Grund für Panik". Österreich könne "nicht besser vorbereitet sein", betonte er.

Die chinesische Hauptstadt Peking meldete am Montagabend den ersten Todesfall. Wie die Behörden mitteilten, handelte es sich um einen 50-jährigen Mann, der sich in der Millionenstadt Wuhan aufgehalten hatte, wo das Virus ursprünglich ausgebrochen war - wahrscheinlich auf einem Tiermarkt. Am Dienstagvormittag wurden wieder neue Zahlen veröffentlicht. Demnach stieg die Zahl der Toten innerhalb eines Tages landesweit um 26, die Gesamtzahl der Erkrankungen betrug 4.515. Waren am Sonntag 700 neue Infektionen gezählt worden, waren es am Montag bereits 1.700.

Drastische Maßnahmen in China

Die chinesischen Behörden griffen wegen der Ausbreitung zu drastischen Maßnahmen. Nachdem die hauptbetroffene Provinz Hubei bereits seit dem Wochenende praktisch von der Außenwelt abgeschnitten ist, gibt es auch in der Provinz Hebei bei Peking Restriktionen. So wurde am Dienstag der komplette öffentliche Verkehr in der von zwei Millionen Menschen bewohnten Stadt Tangshan eingestellt. Zudem wurde der Fernverkehr zwischen Peking und der Provinz Hebei weitgehend stillgelegt.

Das US-Außenministerium riet seinen Bürgern von Reisen nach China ab. Bereits geplante Reisen sollten erneut auf den Prüfstand gestellt werden, erklärte das Ministerium am Montag. China könnte zu einem späteren Zeitpunkt auch Ausreisesperren für US-Bürger verhängen, warnte das Ministerium.

Für die besonders von dem Ausbruch des Coronavirus betroffene Provinz Hubei und die Stadt Wuhan warnte das Ministerium ausdrücklich vor jeglichen Reisen. Auch Kanada riet seinen Bürgern von allen Reisen in die Provinz ab und nannte die Auferlegung von massiven Reisebeschränkungen als Begründung.

Zwei Österreicher in Hubei

Das österreichische Außenministerium sieht indes weiterhin einen "guten Sicherheitsstandard" (Stufe 1) für Reisen nach China und warnt lediglich vor Kleinkriminalität. Hingegen wird seit Freitag vor Reisen in die Provinz Hubei abgeraten, wo aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus ein "hohes Sicherheitsrisiko" (Stufe 3) bestehe. "Von nicht notwendigen Reisen wird abgeraten", heißt es in den Reisehinweisen des Außenministeriums.

Wie das Außenamt am Montag mitteilte, befinden sich zwei Österreicher in Hubei. Sie wollten nach Österreich zurück und würden von der Botschaft in Peking bei ihrem Ausreisewunsch unterstützt. Die deutsche Regierung bereitete indes die Evakuierung von rund 90 Deutschen vor, die in Wuhan festsitzen. Sie sollten laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" von der Luftwaffe ausgeflogen werden.

Spitäler in China völlig überfordert

Zur Behandlung der Lungenkranken in Zentralchina sind fast 6.000 Ärzte und Pfleger aus ganz China in die schwer betroffene Provinz Hubei entsandt worden. Wie die Gesundheitskommission nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag in Peking berichtete, seien mehr als 4.100 bereits an Ort und Stelle und hätten die Arbeit aufgenommen.

Weitere 1.800 dürften demnach bis zum Abend eintreffen, um die völlig überforderten Krankenhäuser zu unterstützen. Mehr als 2.700 Infektionen sind allein in der 58 Millionen Einwohner zählenden Provinz bestätigt, deren Hauptstadt die schwer heimgesuchte Elf-Millionen-Metropole Wuhan ist.