OeNB-Gouverneur und EZB-Rat Robert Holzmann sieht die Europäische Zentralbank (EZB) gut für die Coronakrise gerüstet. "Wir werden das erst vor Kurzem beschlossene Kaufprogramm durchführen - jedenfalls bis Jahresende. Sollte es die Situation erfordern, können bestehende Programme theoretisch auch ergänzt oder neue Programme eingeführt werden", sagte er im Interview mit den "SN" (Wochenendausgabe).

Die EZB hatte im März ein 750 Mrd. Euro schweres Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) aufgelegt. In der aktuellen Krise müsse die "nationale Fiskalpolitik die einheitliche Geldpolitik im Euroraum ergänzen, um in hohem Maß wirksam zu sein", so der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).

"Jeder Stein wird umgedreht"

Die Europäische Zentralbank (EZB) unterzieht seit Jahresbeginn ihre Geldpolitik einer Überprüfung ("Policy Review"). Unter anderem geht es darum, ob die Instrumente der Notenbank oder das Inflationsziel angepasst werden muss. "Das ist Teil der Diskussion über die geldpolitische Strategie. Alles ist auf dem Tisch, es wird jeder Stein umgedreht. Als oberste Prämisse bleibt jedoch die Wahrung der Preisstabilität", sagte Holzmann der Zeitung.

Die Coronakrise lässt Österreichs Wirtschaft im Jahr 2020 massiv einbrechen. Ende März ging die OeNB in einem "milden" Szenario mit fünfwöchigem Lockdown und einer fünfwöchigen schrittweisen Phase des Hochfahrens heuer von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,2 Prozent aus.

Hoffnung auf Lockdown-Ende

Unter der Annahme eines 13-wöchigen Lockdowns und einer zehnwöchigen Lockerungsphase erwarten die Notenbanker ein Minus von acht Prozent. "Wir hoffen, dass sich die Wahrheit zwischen den beiden Szenarien befindet und der Lockdown und die Lockerungsphase schneller vorübergehen, womit der Wirtschaftseinbruch auch weniger heftig ausfallen könnte", so der OeNB-Gouverneur.

Die heimischen Banken sieht Holzmann durch die Coronakrise und eine mögliche Firmenpleitewelle nicht unter Druck. "Das erwarten wir nicht, weil die Banken sehr gut aufgestellt sind. Sie haben ihre Hausaufgaben seit der letzten Krise gemacht. Sie gehen mit viel Eigenkapital in die jetzige Krise", erklärte der OeNB-Chef. Sie seien Teil der Lösung und kein Teil des Problems. "Durch die Garantien des Staates sind sie selbst vor Insolvenzen weitestgehend geschützt und können daher diese Kredite an Unternehmen vergeben."