2016 in der Grazer Neutorgasse starteten Verena Kassar und Sarah Reindl ihr damals viel beachtetes Projekt. Im "Gramm" verkauften die Gründerinnen regionale Lebensmittel und Produkte – ausschließlich unverpackt. Es war das erste derartige Geschäft in der Steiermark - viele Jahre nach dem Greisslersterben. Ein Statement vor allem in Sachen Umweltbewusstsein. Und am Puls der Zeit.

2018 kamen ein Investor aus der Industrie und das etwas größere "Dekagramm" am Joanneumring hinzu, der erste Standort in der Neutorgasse schloss allerdings Mitte 2022 – aus wirtschaftlichen Gründen. Dieses Schicksal droht nun auch dem "Dekagramm", wie Geschäftsführerin und Miteigentümerin Verena Kassar der Kleinen Zeitung bestätigt: "Wir sind auf der Suche nach Nachfolgern. Finden wir bis Ende Februar niemanden, schließen wir das Geschäft am Joanneumring Ende April."

Zu wenig Frequenz, rote Zahlen

Bereits im vergangenen Herbst sandte das um seine Existenz ringende Unternehmen einen Hilferuf aus. Derzeit werden Gespräche geführt. Kassar hofft auf ein Genossenschaftsmodell "mit Landwirten und unseren Unterstützern". Doch jemand müsse die Führung übernehmen, sie wolle es nicht mehr sein. Auch der Investor wolle aussteigen.

Der Grund: In den letzten Jahren schrieb das stationäre Geschäft durchgängig rote Zahlen. Die Frequenz sei zu gering, auch durch die Pandemie habe sich die Situation zugespitzt. Nicht zuletzt wuchs die Konkurrenz – das unverpackte Einkaufen regionaler Lebensmittel haben auch andere Händler und sogar Handelsketten für sich entdeckt.

"Wir haben es in alle Richtungen fair gemacht", betont Kassar, "für die Erzeuger und für die Konsumenten und Konsumentinnen. Nur für uns, die wir im Geschäft stehen, ist es nicht fair. Wir beuten uns aus. Nicht umsonst sind die vielen kleinen Greißler ausgestorben." Aktuell wird das "Dekagramm" von elf Idealistinnen – inklusive Verena Kassar – bespielt. Sie teilen sich drei Vollzeitstellen. "Als Familienbetrieb, wo viele gratis arbeiten, geht es sich kostendeckend aus."

Auch wenn sich bis Ende des Monats kein Nachfolger finden sollte und das Geschäft Ende April für immer die Rollläden herunterlassen würde, die Marke würde weiter bestehen, versichert Kassar. In der "Gramm Akademie" werden Workshops ("Zero Waste") und die Ausbildung zum "Zero Waste Coach" angeboten.