Mit „höchst erfreulich“ bewertet Johannes Kopf, Chef des Arbeitsmarktservice (AMS), das Arbeitsmarktjahr 2021 in Summe. Dazu passend sei Ende Dezember die Anzahl der Menschen ohne Job im Land (402.000) unter jener aus dem Vorkrisenjahr 2019 gelegen. Die Geschwindigkeit der Erholung hätte „alle Expertinnen und Experten überrascht“. Auch der Blick in die Zukunft fällt bei Kopf hoffnungsfroh aus, die AMS-Prognosen seien „sehr optimistisch“. Kopf hält es für möglich, dass 2022 erstmals sogar die Arbeitslosigkeit über das gesamte Jahr betrachtet unter den Wert von 2019 sinken wird. Nichtsdestotrotz gibt es am heimischen Arbeitsmarkt weiter Problemfelder. Wir haben fünf ausgemacht, die besonders viel Aufmerksamkeit verdienen.

1 Langzeitarbeitslose

Für Menschen, die seit mehr als zwölf Monaten einen Job suchen, gilt die Situation am Arbeitsmarkt als besonders angespannt. Es gilt: Je länger die Arbeitslosigkeit dauert, desto schwieriger ist der Weg zurück in die – reguläre – Arbeitswelt. Die diesbezüglich schlechte Nachricht ist, dass die Anzahl der langzeitarbeitslosen Menschen in der Krise noch einmal zunahm. So befanden sich Ende Dezember mit 115.743 Langzeitarbeitslosen um 20.877 Personen mehr in dieser Form der Arbeitslosigkeit als noch 2019. Immerhin: Im April lag die Zahl noch bei 148.436 Personen. Gegensteuern will die Regierung mit dem Programm „Sprungbrett“.

2 Ältere Arbeitslose

Auch Arbeitslose, die älter als 50 Jahre sind, haben es weiter überproportional schwer, einen neuen Job zu finden. Auch wenn die Vermittlung in dieser Gruppe heuer zumindest an Fahrt aufnahm, so ist in Österreich nach wie vor jeder dritte arbeitslos gemeldete Mensch älter als 50 Jahre.

3 Personalmangel

Ein sehr dominantes Thema des vergangenen Jahres wird auch heuer eine der größten Herausforderungen am heimischen Arbeitsmarkt darstellen: der Mangel an Personal. Bundesweit sind laut AMS-Daten 102.193 offene Stellen sofort verfügbar (ein Plus von 101,9 Prozent im Vergleich zum Dezember 2020), hinzu kommen 6916 Lehrstellen, was im Jahresvergleich einem Zuwachs von 52,6 Prozent entspricht. Laut dem Stellenmonitor des ÖVP-Wirtschaftsbunds wurden zuletzt insgesamt gar 240.000 offene Stellen in Österreich angezeigt. Die Industriestaaten-Organisation OECD hat in ihrer – im Dezember veröffentlichten – Konjunkturprognose den Mangel an Fachkräften, neben Engpässen bei Vorprodukten und steigenden Erzeugerpreisen, als größten potenziellen Bremsklotz für die österreichische Wirtschaft benannt.

4 Kurzarbeit

Eine große Unbekannte am heimischen Arbeitsmarkt bleibt weiter der Verlauf der Corona-Pandemie. Auch wenn es aktuell scheint, als hätte der Jobmarkt eine gewisse Immunität gegen das Virus entwickelt, so steht manch Prognose auf wackeligen Beinen. Zurzeit werden die Auswirkungen der Lockdowns auf die Betriebe weiter in erster Linie durch die Kurzarbeit abgefedert. Wenngleich selbst hierbei die Zahlen „moderat“ sind, wie Arbeitsminister Martin Kocher befindet. Im Dezember waren jedenfalls 176.529 Personen potenziell zur Kurzarbeit angemeldet.

5 Reform des Arbeitslosengelds 

Für besonders intensive Debatten sorgte in den vergangenen Monaten die geplante Reform des Arbeitslosengelds in Österreich. Spätestens im zweiten Quartal soll dafür ein Gesamtkonzept vorliegen, lässt Martin Kocher jetzt wissen. Viele Details sind weiterhin offen. Kocher hatte im Vorjahr im Gespräch mit der Kleinen Zeitung aber klargelegt, dass der Zeitraum des Arbeitslosengeld-Bezugs (20 bis 52 Wochen) sowie danach die (unbegrenzte) Notstandshilfe nicht angetastet werden. Die Reform dürfte auf ein sogenanntes degressives Modell hinauslaufen, bei dem das Arbeitslosengeld zu Beginn der Arbeitslosigkeit höher ausfällt, dann aber weniger wird. Kocher sagte gestern im Ö 1-Gespräch, dass es, sollte es zu diesem Modell kommen, aber auch sein könnte, dass es „am Ende nicht viel weniger“ sein wird als die aktuellen 55 Prozent.