Der Coronasommer ist vorbei und mit ihm die wohl herausforderndste Tourismus-Saison seit Jahrzehnten. In Zahlen gegossen, ging die Zahl der Nächtigungen zwischen Mai und September um 29,9 Prozent zurück. Vor allem ausländische Gäste blieben aus. Bei den Heimaturlaubern gab es nur ein kleines Minus von 3,6 Prozent. Am stärksten von dem Rückgang betroffen ist und bleibt Wien.

Im Süden Österreichs war die Situation am Ende des Sommers weniger düster. Im September gab es im Burgenland, Kärnten und der Steiermark sogar ein deutliches Plus bei den Nächtigungen. Der negative Bundestrend konnte dadurch aber nicht durchbrochen werden. Auch im September lag die Zahl der Nächtigungen in ganz Österreich um 14,1 Prozent unter dem Vorjahresmonat.

Schleichender Lockdown

Deutlich schwieriger als der Sommer dürfte für die Touristiker allerdings der Winter verlaufen. So spricht der Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), Christoph Badelt, bereits vom „schleichenden Lockdown“ im Wintertourismus. Dafür brauche es keine Verordnung der Regierung. Es würden die Reisewarnungen genügen und die steigenden Infektionszahlen sowohl in Österreich als auch in Ländern, wo Österreich-Urlauber potenziell herkommen. Für einen Tourismusbetrieb sei es letztlich egal, „ob er zusperren muss, weil keine Gäste kommen oder ob man ihm anordnet, dass er zusperren muss“.

Allein ein solcher Mehr-oder-weniger-Zusammenbruch des Wintertourismus könnte die Wachstumsrate der österreichischen Wirtschaft um bis zu eineinhalb Prozentpunkte drücken, so Badelt. Auch der prognostizierte Aufschwung im kommenden Jahr könnte dadurch gefährdet sein. „Die Arbeitslosenrate würde sich massiv steigern“, befürchtet der Wifo-Chef.

Arbeitslose und offene Stellen

Bereits jetzt steigt die Zahl der Jobsuchenden im Tourismus an, was freilich auch mit dem Auslaufen der Sommersaison zu erklären ist. So stieg die Zahl der Jobsuchenden in diesem Bereich innerhalb von einer Woche um 2100 auf 57.647 Personen, wie das Arbeitsministerium in seiner wöchentlichen Arbeitslosenstatistik ausweist. Insgesamt ist die Zahl der Arbeitslosen in der vergangenen Woche um 3000 auf 416.175 Menschen gestiegen. Das sind 69.000 Betroffene mehr als im Oktober des Vorjahres.

"Von Unsicherheit geprägt"

Auch in der Steiermark macht sich die schwierige Situation im Tourismus bei den Arbeitszahlen bemerkbar. „Coronabedingt liegen die Arbeitslosenzahlen im steirischen Tourismus deutlich über dem Niveau des Vorjahres und der Ausblick auf die kommenden Monate bleibt von Unsicherheiten geprägt“, erklärt Karl-Heinz Snobe, Chef des steirischen Arbeitsmarktservice.

Dennoch haben steirische Touristiker die Hoffnung für die Wintersaison noch nicht aufgegeben und suchen bereits nach Personal für die kommenden Wintermonate. Das AMS veranstaltet deshalb heute und am 10. Dezember eine virtuelle Jobbörse (tourismus.alea.systems), bei der Arbeitssuchende die Möglichkeit haben, Tourismusbetriebe aus dem Bezirk Liezen kennenzulernen und sich für offene Stellen zu bewerben.

"Kein normaler Winter in Kärnten"

Auch in Kärnten steigen die Arbeitslosenzahlen wieder – zuletzt um 389 in nur einer Woche. „Der Trend, dass die Zunahme der Arbeitslosigkeit fast ausschließlich dem Tourismus zuzuschreiben ist, setzt sich fort“, sagt der Chef des Kärntner Arbeitsmarktservice, Peter Wedenig. Der Sommer ist gelaufen, viele Betriebe haben zugesperrt, nur noch wenige hielten in den Herbstferien offen, so Wedenig. Ob sich die Lage am Arbeitsmarkt im Tourismus im Winter noch entspannt, sei völlig offen: „Es ist zu befürchten, dass Kärnten Teil von Reisewarnungen wird“, so Wedenig. „Wir müssen davon ausgehen, dass wir keine normale Wintersaison haben werden.“

Die Hoffnung lebt: In einer virtuellen Jobbörse bringt das AMS im November Arbeitgeber und Jobsuchende zusammen. Heuer auch Arbeitslose aus Wien.