50 Jahre lang galt sie als die Königin der Lüfte: die Boeing 747. Weitere runde Jubiläen im Passagierverkehr wird es für den Jumbojet nicht mehr geben. Denn nach dem Niedergang des Flugverkehrs in Folge der Coronakrise schicken die großen Airlines ihre 747 vorzeitig auf den Flugzeug-Friedhof.

So sollten die Jumbos der British Airways noch vier Jahre fliegen, doch die Flieger bleiben am Boden. Auch bei der australischen Fluglinie Qantas war der finale 747-Flug für Ende 2020 geplant. Doch der letzte australische Jumbo wurde schon im Juli verabschiedet. Ein emotionaler Moment für viele Australier, galt die 747 mit dem Känguru-Logo lange als Art Aushängeschild für das Land. Hunderte Menschen kamen zum Abschied, es gab eine Aborigine-Zeromonie und die Piloten machten einen Umweg, um den Umriss eines Kängurus nachzufliegen. Endstation war der Flug- und Raumhafen Mojave, wo viele Flugzeuge zwischengelagert werden oder ihre letzte Ruhestätte finden.

Als Opfer der Coronakrise kann man den Jumbo-Jet aber nicht bezeichnen. Schon vor der Krise war die Nachfrage nach der 747 gering und Boeing wird die Produktion 2022 einstellen. Das Ende hat sich bereits länger abgezeichnet, wie Sven Maertens, Luftverkehrsforscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), erklärt. „Lange Zeit waren Großraumflugzeuge bei Kosten und Emissionen pro Sitzplatz sehr effizient. Allerdings nur, wenn möglichst viele Plätze belegt waren, was aber nur auf sehr wenigen Strecken möglich ist.“

Große Airlines versuchten die Auslastung zu steigern, in dem Passagiere zu einem Hub-Flughaufen wie Dubai oder Frankfurt gebracht und dort auf die großen Flugzeuge verteilt wurden. Doch immer mehr Fluglinien bieten auch von kleineren Flughäfen Direktflüge an, sodass Reisende nicht mehr so oft umsteigen müssen.

Zukunft der Großraum-Flugzeuge

Durch die vier Triebwerke seien die Wartungskosten auch höher als bei Flugzeugen mit zwei Turbinen. Und hier haben Airbus und Boeing mit dem A350 und der 777 und 787 effiziente Langstrecken-Flugzeuge entwickelt, die den Jumbojet und auch den doppelstöckigen A380 nun ersetzten.
Großraum-Flieger wird es dennoch weiter geben.

Auch wenn die Coronakrise für eine Delle in der Luftfahrt sorgt, rechnet Maertens mit einem Anstieg des Luftverkehrs in den kommenden Jahren - vor allem in Asien. „Allerdings gibt es begrenzten Kapazitäten auf den Flughäfen. Ein unbegrenztes Wachstum an Flügen kann es daher nicht geben. Also werden bei wachsender Nachfrage auch die Flugzeuge wieder größer.“ In Europa sei das bereits sichtbar. Kleine Flugzeuge kämen an ihre Grenzen. In zehn bis 20 Jahren müssten sich Flugzeugbauer wieder Gedanken machen zu Großraumflugzeugen – für die Kurzstrecke.

Ganz vorbei ist die Geschichte der 747 auch noch nicht. Denn im Frachtverkehr spielt sie weiterhin eine wichtige Rolle. „Die Eigenschaften sind für die Frachtfluggesellschaften enorm praktisch – große Reichweite, großer Rumpfquerschnitt, große Nutzlast und Zulademöglichkeit über das Bugtor“, erklärt der DLR-Frachtverkehrsexperte Wolfgang Grimme. Die 747 werde daher noch lange als Transporter fliegen und einigen Passagier-Jumbos dürften ein zweites Leben als Frachtflugzeug bevorstehen.