Dazu erwartet er von der neuen EZB-Präsidentin Christine Lagarde Impulse. "Die Macht der EZB beruht in hohem Maße auf der Fähigkeit mit ihren vielen Mitarbeitern in Frankfurt viele Papiere zu produzieren", kritisierte Österreichs Nationalbankgouverneur Robert Holzmann im "Handelsblatt".

Wie schon früher forderte Holzmann abermals einen Kurswechsel der EZB und einen flexibleren Umgang mit dem Inflationsziel von knapp 2 Prozent. In den vergangenen 10 bis 15 Jahren habe die sogenannte neo-keynesianische Sicht die Geldpolitik beherrscht, auch unter kritischen Notenbankern. "Bei mir ist es so, dass ich das Paradigma grundsätzlich infrage stelle", so Holzmann. Insbesondere hob er hervor, dass negative Zinsen keine nachhaltige Politik seien.

"Revision des Inflationsziels wird stattfinden"

Unter Lagarde erwartet Holzmann zudem eine Änderung des Inflationsziels der EZB. Die Chancen dafür stünden nicht schlecht. "Die Revision des Inflationsziels wird stattfinden", so Holzmann laut Handelsblatt-Vorausbericht. Mit großem geldpolitischen Aufwand auf eine Inflation von knapp unter zwei Prozent zu kommen, "halte ich für eine schlechte Politik", sagte der 70-Jährige.

Mit der Forderung nach einem neuen Inflationsziel ist Holzmann nicht alleine. Der niederländische Notenbankchef Klaas Knot sprach sich am Mittwoch dafür aus, der EZB hier mehr Spielraum einzuräumen. Knot steht eher für eine straffere geldpolitische Ausrichtung.

Aus Sicht von Knot könnte die EZB mehr Handlungsspielraum erhalten, wenn Abweichungen vom Inflationsziel innerhalb eines bestimmten Rahmens nach oben wie nach unten zugelassen würden. Er sprach von einem "symmetrischen Band" um den Zielwert. Damit ließe sich besser auf von außen kommende wirtschaftliche Schocks reagieren, die die Eurozone erschüttern, sagte er auf einer Veranstaltung in New York. Knot regte zudem an, dass die EZB auch die Zeitvorgabe verlängern könnte, innerhalb der das Ziel erreicht werden soll.

Inflationsziel wird seit Jahren verfehlt

Das Inflationsziel ist der zentrale Eckpfeiler der Geldpolitik der EZB. Mittelfristig strebt sie knapp zwei Prozent Teuerung als Idealwert für die Wirtschaft an. Diese Marke verfehlt sie aber bereits seit Jahren. Experten erwarten, dass die Notenbank unter ihrer neuen Präsidentin Lagarde, die im November das Ruder übernimmt, ihre Strategie überprüfen wird. Die letzte größere Überarbeitung ihres Inflationsziels hatte die EZB im Jahr 2003 vorgenommen. An der Börse wird inzwischen zunehmend bezweifelt, dass die Zentralbank die aktuelle Vorgabe mittelfristig erreichen kann. Finnlands Notenbank-Chef Olli Rehn hatte sich bereits vor einigen Monaten für eine Reform der geldpolitischen Strategie starkgemacht.