Die erste Verhandlungsrunde für die 55.000 Beschäftigten bei den österreichischen Eisenbahnen ist heute, Montag, in den Abendstunden ohne Ergebnis verlaufen. „Wir fordern die Abgeltung der rollierenden Inflation für alle Eisenbahnerinnen und Eisenbahner. Reallohnverluste, also Lohnkürzungen, werden wir nicht hinnehmen“, betont Verhandlungsleiter Gerhard Tauchner, Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida in einer Aussendung. Die Arbeitgeber wollen die Inflation nur bis zu einem Einkommen von maximal 3300 Euro brutto abgelten. „Das ist für uns nicht akzeptabel, denn das tägliche Leben ist für alle teurer geworden.“ Die den Verhandlungen zugrundeliegende rollierende Inflation (Oktober 2024 bis September 2025) liege bei 3 bis 3,1 Prozent – der finale Inflationswert für September ist noch offen.

ABD0025_20241007 - WIEN - ÖSTERREICH: Gerhard Tauchner (Vors. Eisenbahn) im Rahmen einer PK mit dem Titel
Gerhard Tauchner, Vorsitzender Eisenbahn in der vida © APA / Roland Schlager

„Ins Negative umgeschwenkt“

Ein vielversprechender, konstruktiver Verhandlungsbeginn sei nach dem Bekanntwerden des Metaller-KV-Abschlusses aber plötzlich auf der Arbeitgeberseite ins Negative umgeschwenkt, so Tauchner. Die Gewerkschaft fordere die Arbeitgeber auf, bis zur nächsten Verhandlungsrunde am 1. Oktober ihr Angebot nachzubessern. „Jeder Abschluss unter der Inflation ist ein Schlag ins Gesicht der hart arbeitenden Eisenbahnerinnen und Eisenbahner. Die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber müssen zur Vernunft kommen und ein angemessenes Angebot vorlegen“, bekräftigt der vida-Gewerkschafter.

„Nicht mit Metallindustrie vergleichbar“

Die Metallindustrie sei mit der Eisenbahnbranche nicht vergleichbar. Man könne Äpfel nicht mit Birnen vergleichen, so wie es die Arbeitgeberseite bei den heutigen Verhandlungen versucht habe, so Tauchner weiter in der Aussendung. Die Eisenbahnbranche boome mit Rekordfahrgastzahlen, was beispielsweise Analysen von VCÖ oder der Austrian Rail Report belegen würden. Nirgends in der EU werden so viele Bahn-Kilometer gefahren wie in Österreich. Und ab Dezember werden die Angebote auf der Schiene erneut ausgebaut.

„Überlastung der Beschäftigten“

„Die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner erwirtschaften Wertschöpfung, sie leisteten 4,5 Millionen Überstunden im Schichtdienst.“ Auch 400.000 nicht konsumierte Urlaubstage seien ein deutliches Indiz für eine Überlastung der Beschäftigten. „Zudem haben wir einen hohen Personalbedarf in den kommenden Jahren – allein die ÖBB suchen bis 2030 rund 24.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“, so Tauchner. Es müsse bei den Verhandlungen daher auch darum gehen, die Eisenbahnberufe weiter zu attraktiveren, um bei der Personalsuche mit anderen Branchen bei den Arbeitsbedingungen konkurrenzfähig zu sein.